Preview - 1954 Alcatraz : Ausbruch in Aussicht

Wie, schon wieder Daedalic? Die Kultentwickler aus Hamburg lassen nicht locker und präsentieren gemeinsam mit Irresponsible Games den nächsten Adventure-Streich namens 1954 Alcatraz, der im Januar 2014 erscheinen soll. Die von uns gespielte Preview-Version zeigt sowohl vielversprechende Ansätze als auch leichte Probleme bei der Präsentation.

Joe hat es verbockt: Wegen eines Überfalls auf einen Geldtransporter schmort er im Knast und will so schnell wie möglich wieder raus. Die Liebe zu seiner Frau Christine ist derart gewaltig, dass er es keine weitere Minute hinter Gittern aushält. Doch der erste Ausbruchsversuch geht schief, Joe wird geschnappt und zur Strafe nach Alcatraz verfrachtet.

Ausgerechnet Alcatraz: Jeder Gangster kennt die berühmte Gefängnisinsel, die dafür bekannt ist, dass keinem Insassen jemals die Flucht gelang. Joe will es trotzdem versuchen und hofft dabei nicht nur auf die Schützenhilfe seiner Mitgefangenen. Von außen agiert Christine, die einerseits den kaltblütigen Geldeintreiber Mickey auf Distanz halten muss und andererseits auf der Suche nach der Beute des Überfalls ist, deren Versteck nur Joe kennt.

Schluss mit lustig

Ihr merkt schon: Die Handlung von 1954 Alcatraz schlägt einen völlig anderen Ton an, den wir sonst von Daedalic gewohnt sind. Chefentwickler Gene Mocsy hat sich angeblich nicht nur bei der Gestaltung der Spielwelt an die Originalschauplätze von Alcatraz bis North Beach gehalten, sondern zudem die Erfahrungen seines eigenen Vaters mit eingeflochten, der einem jugoslawischen Kriegsgefangenenlager entflohen sei.

Ihr übernehmt sowohl die Rolle von Joe als auch von Christine, zwischen denen ihr ab einem bestimmten Zeitpunkt beliebig wechseln dürft. Jedoch kann vorkommen, dass ihr an einer Stelle mit dem einen der beiden nicht mehr weiter kommt. In der von uns gespielten Version wird Joe beispielsweise zur Einzelhaft verdonnert, aus der ihn nur die Unterschrift des Gefängnisdirektors befreien kann. Während Joe ab diesem Zeitpunkt die Hände gefesselt sind, ist es Christines Aufgabe, die entsprechenden Papiere unterzeichnen zu lassen – egal wie.

Von solchen Überschneidungen abgesehen sind die Aufgabengebiete klar verteilt: Während Joe Stück für Stück einen Fluchtplan erarbeitet, sucht Christine nach der Beute. In Kombination mit dem 1950er-Jahre-Szenario erinnert Joes Part an Frank Darabonts “Die Verurteilten“ oder Don Siegels “Flucht von Alcatraz“, während Christines Teil mehr in Richtung Film Noir tendiert.

Polygon-Neuland

Bereits jetzt ist die Atmosphäre stimmig und macht Lust auf mehr. Allerdings überzeugt der Mix aus gezeichneten Hintergründen und Polygoncharakteren noch nicht ganz. Letztere wirken grob und wenig detailliert, gerade im Vergleich zu den sonstigen Daedalic-Werken, in der bislang jede Animationsphase per Hand erstellt wurde.

In dem Zusammenhang fällt auf, dass manche Situationen in der Preview nur angedeutet werden. Gerade der Vorspann, der den Überfall und Joes ersten Ausbruch in Form von Comicbildern erläutert, wirkt sprunghaft und verwirrend. Auch kleinere Ereignisse, zum Beispiel dass eine Person vom Bett aufsteht und sich auf einen Stuhl setzt, werden nicht direkt gezeigt, sondern mit einem schwarzen Bildschirm überspielt. Sofern sich diesbezüglich nichts bis zur finalen Version, die bereits in einem Monat erscheint, ändert, mutmaßen wir, dass die Entwickler ihre Visionen zumindest optisch nicht vollständig mit der gegebenen Grafik-Engine umgesetzt bekommen.

Bedeutend ausgefeilter ist bereits der Soundtrack, der den Flair der 1950er Jahre hervorragend einfängt. Ähnlich gut sind die Sprecher, die in vielen passend gewählt und nur vereinzelt etwas gelangweilt klingen.

Fazit

von Andreas Altenheimer

Die Prämissen Alcatraz und Gefängnisausbruch sind vielleicht im Filmbereich ausgelutscht, nicht jedoch im Point'n'Click-Genre. Ganz im Gegenteil: Nach all den lustigen Comic-Spielchen kommt mir ein ernsthafter Ansatz gelegen, sofern er Stil hat. In der Hinsicht mache ich mir nach den ersten Stunden mit 1954 Alcatraz keine Sorgen. Kriegen die Mannen von Irresponsible Games und Daedalic Entertainment die Grafik-Engine etwas besser in den Griff und können das in der Preview gegebene Niveau über den Rest des Spieles halten, dürfen sich Adventure-Freunde auf schmackhafte Knobelkost freuen.