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Test - Cold Winter : Cold Winter

  • PS2
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Eines der einflussreichsten Spiele auf dem N64 war ohne Zweifel Rare Softwares Ego-Shooter ’Goldeneye’. Dass zu der Riege der ungezählten Fans des wegweisenden Agentenspektakels nicht nur Spieler, sondern auch eine ganze Reihe mehr oder weniger fähiger Entwickler gehören, wird in Titeln wie ’Timesplitters 2’ und’Goldeneye: Rogue Agent’ schon nach den ersten virtuellen Schritten klar. Auch ’Cold Winter’ zollt dem Genreprimus ehrenhalber deutlich Tribut.

Brot und Wasser statt Frauen und Cocktails

Zwei Jahre - das ist der Zeitraum, den Andrew Sterling dazu nutzen konnte, seine Berufswahl gehörig zu bereuen. Denn Andrew Sterling ist Top-Agent des britischen Geheimdienstes MI6. Oder besser: Er war es. Denn während aalglatte Kollegen mit Martini-Obsession sich gerade über eine nicht genau spezifizierbare Anzahl exotischer Schönheiten hermachen, hockt unser Protagonist auf der Pritsche eines chinesischen Gefängnisses und harrt seiner Exekution. Am Vorabend dieses Verwaltungsaktes – China feiert gerade sein Neujahrsfest – öffnet jedoch plötzlich eine alte Bekannte seine Zellentür ...

Der Geruch der Freiheit

Mit schallgedämpfter Pistole und per Knopf im Ohr mit der hübschen Kim verbunden, macht sich Sterling nun an einen Auftrag in eigener Sache: Entkommen und überleben! Hier wird das erste Mal der große Einfluss, den der 1995 erschienene Rare-Titel anscheinend auf die Entwicklung hatte, deutlich. Alleine die Art, wie Sterling seine Waffe hält, ist schon sehr Doppelnull-typisch. Auch die eher blass gehaltene Gestaltung des Interieurs nickt grinsend in Richtung des in Ehren ergrauten ’Goldeneye’. Während der blutigen Ausbruch-Aktion geht es allerdings etwas actionreicher zu als im deutlich Stealth-orientierteren ’Goldeneye’. Die durchaus intelligenten Gegner stellen sich euch oft scharenweise in den Weg, hinterlassen gern mal schwere Geschützstellungen zu eurer freien Benutzung und Benzinfässer betteln nur so darum, in Brand gesteckt zu werden. Die Steuerung geht hierbei nahezu konform mit gängigen Genreregeln und verrichtet ihren Dienst tadellos.

Die behende Leichtigkeit, mit der James Bond vor fast zehn Jahren seine brutalen Aufgaben löste, wird allerdings nie erreicht. Stattdessen wollen die Swordfish Studios zu mehr Interaktion mit den Levels animieren: Gefallene Gegner werden nach kugelsicheren Westen gefilzt und Schränke und Schubladen nach brauchbaren Utensilien durchforstet. Glücklicherweise ist Sterling ein passionierter Bastler. In bester MacGyver-Manier werden mit Seitenschneider und Metalltrichter Dietriche gefertigt, per Kombination von C4 und alten Weckern dekorative Zeitbomben hergestellt und aus leeren Flaschen, Benzin und Stofffetzen garantiert Sodbrennen verursachende russische Mischgetränke serviert. Dies alles passiert allerdings nahezu automatisch durch anklicken der zu recycelnden Materialien und ist eher Gimmick, denn spieltragendes Element.

Ob Andrew Sterling eine Toilette spült ...

... oder in China ein Sack Reis umfällt. Frei nach diesem Motto gestaltet sich die im Jahre eins nach ’Half-Life 2’ über weite Teile geradezu obligatorisch anmutende Physik-Engine. Jedes Objekt lässt sich durch den Spieler manipulieren: Eimer purzeln auf Beschuss durch die Gegend, Kisten dürfen nach ’Gordon Freeman’-Art aufgehoben, geworfen oder einfach fallen gelassen und sanitäre Anlagen ’benutzt’ werden. Viel Sinn macht all dies im Spielkontext meist nicht, ihr hantiert immer wieder mit den Items (Eimer, Wecker, Tische – alles von Ikea) eigentlich nur aus dem Grund, weil ihr es könnt. Mit ein paar Ausnahmen: Tische, Pulte und Marktstände dürfen bei Feuergefechten umgekippt und als Deckung missbraucht werden, hin und wieder verwendet ihr herumliegende Heizkörper als Schutzschilde und explosive Fässer rollt man zunächst einen Abhang hinunter, um sie inmitten des Terroristenpacks in einem Feuerball aufgehen zu lassen.

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