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Test - Crysis Warhead : Technisch beeindruckender Nachschlag

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Aus Add-on wird stand alone: 'Crysis Warhead' ist keine direkte Fortsetzung zu 'Crysis', sondern erzählt die Geschichte aus einer anderen Perspektive. Letztendlich bekommt ihr neue Levels, eine neuen Multiplayer-Modus und eine optimierte 3D-Engine. Reicht das, um dem Original gerecht zu werden? Oder ist 'Crysis Warhead' genauso uninspiriert wie ein neues 'Tetris'?

Nachschlag

Wisst ihr noch, was das Besondere an 'Half-Life' und 'Half-Life: Opposing Force' war? Beide Spiele erzählten die gleiche Geschichte aus einer anderen Sicht und ohne Recycling-Feeling. Crytek versucht mit 'Crysis Warhead' ein ähnliches Kunststück: Ihr begebt euch nach 'Crysis' ein zweites Mal auf die von den Nordkoreanern besetzte Insel und erneut greift mitten im Plot eine außerirdische Lebensform ein beziehungsweise an.

Allerdings spielt ihr nicht mehr Leutnant "Nomad" Dunn sondern Sergeant "Psycho" Sykes, der auf der anderen Seite der Insel einen Behälter der Koreaner sicherstellen soll, in dem angeblich ein Nuklearsprengkopf steckt. Diese Geschichte wird jedenfalls genau wie die alte keinen Pulitzerpreis gewinnen, erfüllt aber ihren Zweck als Zusammenhalt von Levels und Spielzielen.

Gleiche Insel bedeutet gleiches Szenario: Grafisch hat sich seit November letzten Jahres nicht viel getan, was in diesem Falle wahrlich nichts ausmacht. Kein anderes Spiel konnte bislang die einzigartige Technik kopieren oder sogar toppen. Nirgendwo sonst erlebt ihr eine so echt wirkende Welt, dank hervorragender Farbgebung, stilvoller Art-Direction und spektakulärer Physik-Engine.

Nur beim Hardware-Hunger gab es Bedarf für Optimierungen. Und in der Tat ist 'Crysis Warhead' ein Stück genügsamer sowie auf heutigen Mittelklasserechnern in hoher Detailstufe ordentlich spielbar. Unterm Strich bleibt nur ein Manko von damals übrig: Das Laden eines neuen Levels dauert eine halbe Ewigkeit.

Heute ist fast genauso wie damals

Der Sound von 'Crysis' ging bei dem ganzen Grafiktrubel unter - zu Unrecht. Zwar fehlte es hier im Vergleich zur Konkurrenz an Quantensprüngen, doch der Ton selbst sowie die Toneffekte konnten gleichwohl an der Jahresbestmarke kratzen und sorgen auch in 'Crysis Warhead' für Bestnoten. Dazu kam ein fantastischer Score von Inon Zur, der in Sachen unterschwelliger Dramatik und dynamischer Anpassung immer noch zu den Besten im Ego-Shooter-Genre gehört. Die für 'Warhead' neu komponierte Musik von Peter Antovszkis erreicht leider nicht das gleiche Niveau: Sie vermittelt zwar Action-Feeling, wirkt jedoch austauschbar.

Psycho besitzt den gleichen Nano-Suit wie Nomad, ergo dürft ihr euch an übermenschlichen Fähigkeiten wie Unsichtbarkeit, höherer Geschwindigkeit oder besserer Panzerung erfreuen. Der Nano-Suit sorgt für die taktische Note im 'Crysis'-Universum, weshalb es sich nicht nur optisch von der Konkurrenz abhebt. Dank einiger weiträumiger Levels habt ihr häufig mehrere Möglichkeiten, wie ihr euer Auftragsziel erreichen könnt.

Sehr erfreulich ist das allgemein schlauere Verhalten der KI. In 'Crysis Warhead' lassen sich die Gegner nicht mehr so leicht austricksen, indem ihr euch beispielsweise direkt vor ihren Augen unsichtbar macht und stur stehen bleibt. Zwar zeigen sich die Feinde erneut irritiert, dafür schießen sie im Gegensatz zum alten 'Crysis' ein paar Salven in ungefähr jene Richtung ab, wo sie euch zuletzt gesehen haben. Zudem gehen Gegner häufiger in Deckung und sorgen für so manch überraschenden Ausfall.

Add-on-Umfang

Das definitiv größte Manko von 'Crysis Warhead' ist der maue Umfang. Die sieben Levels habt ihr in weniger als fünf Stunden durchgespielt, was selbst bei einer unverbindlichen Preisempfehlung von 30 Euro mager ist. Außerdem sind nicht alle Levels so schön freiräumig, wie es das gesamte Spiel sein könnte. Gerade im Mittelteil seid ihr dazu verdammt, auf festem Wege durch enge Höhlen zu kriechen oder einen fahrenden Zug zu verteidigen. Auch solltet ihr keine neuen Akzente oder innovative Ideen erwarten: 'Crysis Warhead' ist, zynisch betrachtet, nicht mehr als ein halbes 'Crysis' mit anderen Levels.

Wirklich neu ist nur die Trennung zwischen Singleplayer- und Multiplayer-Programm, welches unter dem Namen 'Crysis Wars' auf einer eigenen DVD beiliegt. Es gibt diesmal von Haus aus 21 Karten und drei Spielmodi. Power-Struggle und Instant-Action kennen wir bereits dank 'Crysis', dazu gesellt sich ein Team-Instant-Action-Modus. All das ist nett, aber nicht ganz auf Referenzniveau, von wo aus Spiele wie 'Team Fortress 2' oder 'Call of Duty 4' herabschauen.

Fazit

Andreas Altenheimer - Portraitvon Andreas Altenheimer
'Crysis' funktioniert und 'Crysis Warhead' bestätigt es. Die beeindruckende technische Leistung ist dank optimierter Performance noch bemerkenswerter und das Spielgefühl bleibt dank des Nano-Suits weiterhin interessant. Im Prinzip ist 'Crysis Warhead' eine Light-Version des Originals, denn neben den Stärken sind praktisch alle Schwächen mit dabei. Die Story macht bei mir wieder keinen Stich und der Multiplayer ist trotz zusätzlichen Modus noch ein Stück weit von der Genialität eines 'Team Fortress 2' oder 'Call of Duty 4' entfernt. Beide Aspekte suggerieren mir mehr das Wörtchen “Beiwerk“ anstatt “Kaufgrund“. Zwar hätte 'Crysis Warhead' eine ähnlich hohe Wertung verdient wie das alte 'Crysis'. Ein paar Punkte müssen trotzdem noch weg, der arg kurzen Spieldauer sei Dank. Der Ego-Shooter ist mit seinen fünf Stunden bei 30 Euro nicht gerade das Schnäppchen des Jahres. Doch wer den Kürze/Würze-Spruch längst an die Wand genagelt hat oder richtig gute Spiele gerne mehrmals durchzockt, den wird das nur marginal kratzen.

Überblick

Pro

  • immer noch die derzeitige Engine-Referenz
  • nicht ganz so Hardware fressend wie das Original
  • stärkere KI
  • hervorragender Sound
  • tolle Spielbarkeit und tolles Level-Design
  • zusätzlicher Multiplayer-Modus für Team-Spieler

Contra

  • Story-Modus viel zu kurz
  • praktisch nichts Neues
  • zweckmäßige Geschichte
  • sehr lange Ladezeiten
  • Musik etwas schlechter als bei 'Crysis'

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