Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

News - TV-Tipp: Killerspiele bei Panorama [UPDATE] : Glänzt "Das Erste" wieder mit Sachlichkeit?

  • PC
Von  |  | Kommentieren
Heute Abend um 21:45 Uhr geht es mal wieder zur Sache im Fernsehen. Das Erste strahlt eine Panorama-Sendung mit dem Thema "Morden und Foltern als Freizeitspaß - Killerspiele im Internet" aus und wir dürfen mal wieder gespannt sein, ob und wie sachlich es dort zur Sache geht. Der Einleitungstext zur einer Umfrage zu dem Thema lässt indes Finsteres erahnen:

"Sie heißen 'Final Fantasy', 'Der Pate' oder 'Call of Duty'. Ihr Ziel ist immer gleich: Menschen jagen, foltern, töten. Die Jäger sitzen vor dem Bildschirm, ihre Waffe ist der Joy-Stick."

Bei sovielen Fehlern, Unsachlichkeiten und Vorurteilen in drei kurzen Sätzen sind wir sehr gespannt, was da wieder an seriöser Berichterstattung und sachlicher Diskussion auf uns zu kommt. Wer möchte, kann übrigens noch bei der Umfrage teilnehmen.

Der Spielesachverständigenbeauftragte der ARD ist nun offensichtlich eingeschritten und hat den peinlichen Text geändert, so das er nun fachlich wenigstens nicht komplett falsch ist: Sie heißen "GTA San Andreas", "Der Pate" oder "Call of Duty". Ihr Ziel ist immer gleich: Menschen jagen, foltern, töten. Die Jäger sitzen vor dem Bildschirm, ihre Waffen sind Maus und Tastatur.

Weiterhin heißt es:
Sie kämpfen auf den Schlachtfeldern des 2. Weltkriegs, mit Original-Waffen und in Wehrmachtsuniform. Sie kämpfen virtuell, als Freizeitspaß im Internet. Das Spiel "Call of Duty" ist eins von vielen brutalen Computerspielen, die nur ein Ziel haben: Das Töten von möglichst vielen Gegnern. Im Bundesrat haben vor wenigen Tagen einige Bundesländer einen Antrag auf Verbot solcher Spiele gestellt. Doch die Bundesjustizministerin Zypries hält die bisherigen Gesetze für ausreichend - auch wenn damit bislang kaum ein Spiel verboten wurde.

Dass man in 'Call of Duty' auch als "guter" Brite oder Amerikaner die Nazideutschen bekämpft, ist der Panoramaredaktion anscheinend nicht bekannt. Zeit für den Korrekturexperten erneut einzugreifen.

Update:
Wie zu erwarten war bei dem "Vorspiel" glänzte die gerade mal dreiminütige Reportage von Einseitigkeit. Zwei handverlesene 'Call of Duty'-Spieler kamen zu Wort. Handverlesen in der Beziehung, dass sie genau das äußerten, was meinungstechnisch in den Kram der 'Panorama'-Redaktion passt und den Eindruck des minderbemittelten Gewaltspielers verstärken. Dazu noch ein paar Szenen aus einem "Vergewaltigungs-Spiel", das Fachleute als (durch und durch inoffiziellen) 'Hot Coffee Mod' von 'GTA' erkennen, welcher allerdings durchaus keine Vergewaltigung beinhaltet, sondern vergleichsweise harmlose Minispiele, die im normalen Spiel nicht zugänglich sind. Weiterhin noch ein "Fachmann" von einer Internet-Sicherheitsdienst-Firma, der "kompetent" über Mods erzählt, ein bisschen weltfremdes Geplauder von Herrn Schünemann, der uns vermutlich auch unter "Folter" nicht verraten könnte, aus welchem Spiel die von ihm genannten Szenen stammen (erst foltern, dann Punkte kassieren, dann Rübe runter mit dem Fichten-Moped? Welches Spiel soll das bitte sein?) und die üblichen Standard-Aussagen von Herrn Beckstein. Und zum Abschluss die Worte, dass 50% der 15-Jährigen bereits ein Killerspiel ausprobiert haben, ohne zu hinterfragen, was die Erziehungsberechtigten dazu zu sagen haben.

Ebenfalls sehr bemerkenswert: Die Umfrage auf der Website des Senders besagte vor circa zwei Stunden noch, dass sich rund 99% der Teilnehmer gegen ein Verbot von Killerspielen aussprechen. Derzeit ist die Umfrage-Seite nicht mehr erreichbar, ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Also wieder einmal die Chance zur sachlichen Diskussion meinungsbildend und polemisch vertan. Es ist traurig, was sich hier in diesem Lande so alles als "Journalismus" bezeichnen darf, und das dazu noch in öffentlich-rechtlichen Medien. Eure Meinung zu der Sendung könnt ihr übrigens im Forum loswerden, dort wird schon munter diskutiert.

Kommentarezum Artikel