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Test - Etrian Odyssey : Rollenspiel für ehrgeizige Naturen

  • DS(i)
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'Etrian Odyssey' bietet mehr als nur eine hübsche Aufmachung: Aufgrund von viel Eigenverantwortung und hohen Anforderungen an den Spieler selbst muss jeder Schritt genau bedacht werden. Dadurch erzeugen aber selbst kleine Erfolge viel Freude und Ehrgeiz, um weiterzumachen. Klingt noch nebulös? Dann lest nur weiter!

Phönix aus der Asche

Manch einer mag den Glauben an die Entwicklung neuer, anspruchsvoller Rollenspiele verloren haben. Zu auffällig waren die Bemühungen aller Entwickler, die neue Marktgruppe der "Gelegenheitsspieler" zu erschließen. Traurige Folge dessen war zum Beispiel, dass einem alle Siege beinahe geschenkt wurden und die Aufgaben an den Rollenspieler viel zu einfach ausfielen. Auch musste man sich keine Gedanken um den Aufbau der Charaktere machen - die Feineinstellungen wurden einem immer mehr abgenommen.

'Etrian Odyssey' stellte sich der Mission, diesem Zustand ein Ende zu bereiten. Tapfer legt es das Schwert der Verantwortung wieder in die Hände des Spielers. Dieser lernt es auf schmerzhafte Art und Weise: Die Anzahl der Meuchelmorde durch solch furchtbare Feinde wie zum Beispiel kampflustige Schmetterlinge oder fiese Riesenratten steigt schon bald nach dem Beginn des Abenteuers erschreckend an.

So viele Möglichkeiten

Dabei wird schnell klar, dass der Spieler schon mit der Konfiguration der Gruppe viel Einfluss auf das Kampfgeschehen ausübt. Nach dem obligatorischen Intro werdet ihr - ohne viele Tutorials - zur Gilde der Abenteurer gebeten. Hier erstellt und benennt ihr eure eigene Gilde, der ihr danach Mitglieder hinzufügen könnt. Ihr habt anfangs sieben, später neun Klassen zur Verfügung. Es steht euch frei, mit nur einem Charakter in den Kampf zu ziehen oder bis zu vier weitere Abenteurer mitzunehmen. Diese verteilt ihr auf insgesamt sechs mögliche Kampfpositionen: drei an der Front, drei weitere im Hinterfeld. Zu jeder Klasse gibt das Spiel Vorschläge über die ideale Unterbringung.

Als Nächstes verteilt ihr Fähigkeitspunkte. Diese werden zum Erlernen und Aufbauen von Fähigkeiten und anderem verwendet, ihr könnt also je nach Lust und Laune beispielsweise aus einem Heiler einen Krieger machen. Nach einigen Todesfällen hat man eine ungefähre Vorstellung davon, wie sie verteilt werden sollten. 'Etrian Odyssey' wirft aber nicht mit Ressourcen um sich. Weder mit Geld noch mit Fähigkeitspunkten. Ihr müsst euch alles hart erarbeiten. Umso schlimmer, dass vieles mit jedem Levelanstieg teurer wird.

Goldener Käfig

Etwas gewöhnungsbedürftig ist die begrenzte Bewegungsfreiheit: Für euch gibt es entweder das Dorf (mit dem Gasthaus als fast einziger Speichermöglichkeit) oder das Labyrinth zu Yggdrasil, also den Wald. Dort erfüllt ihr Aufgaben und Missionen, die euch für Ruhm, Ehre und Geld auferlegt werden. Dass auch die kein Zuckerschlecken sind, dürfte klar sein.

Grafisch ist 'Etrian Odyssey' einerseits durchaus ansprechend, andererseits mangelt es an Abwechslung. Die mehr als 25 Ebenen im Wald ähneln sich doch sehr und die Charakteranimation fehlt vollständig. Dennoch - vielleicht auch gerade deswegen - zaubert das Spiel jedem ein Lächeln aufs Gesicht, der zum Beispiel die frühen 'Final Fantasy'-Teile gespielt hat.

Ähnlich verhält es sich mit der Musik. Atlus hat sich auf die Wurzeln des Genres besonnen und kommt mit einem charmanten Soundtrack daher. Leider trifft diesen die gleiche Schwäche, von der auch die Grafik betroffen ist: Etwas mehr Variation hätte sicher nicht geschadet. Ein weiterer Abzugspunkt ist der Mangel an Speichermöglichkeiten: Lange Zeit habt ihr davon nur eine, nämlich im Dorf. Dies erschwert euer Abenteurerleben ungemein.

Wer hiervon nicht abgeschreckt wird, sondern sich stattdessen auf die Herausforderung motiviert einlässt, wird an 'Etrian Odyssey' viel Freude haben. Gelegenheitsspieler werden aber vermutlich entweder schnell frustriert aufgeben - oder aber einen ungeahnten Ehrgeiz entwickeln.

Fazit

von Kristina Rothe
'Etrian Odyssey' geht es eindeutig nicht darum, optisch oder akustisch herauszuragen, sondern inhaltlich. Der Titel stellt den Spieler vor Herausforderungen, sein Ehrgeiz wird wieder geweckt. Hier vergeht die Zeit wie im Flug. Allerdings besteht noch Verbesserungsbedarf, was die Speichermöglichkeiten betrifft. Etwas abwechslungsreicher hätte das Rollenspiel klassischer Machart auch sein dürfen. Für Anfänger ist 'Etrian Odyssey' ganz klar nicht geeignet.

Überblick

Pro

  • interessanter Mix aus 3D- und Mangagrafik
  • speziell für RPG-erfahrene Spieler
  • viele Freiheiten beim Aufbau der Charaktere
  • charmante musikalische Untermalung
  • selbstständiges Kartieren inkl. Notizen

Contra

  • kaum abwechslungsreiche Umgebungen
  • auf Dauer langweilt die Musik
  • für Anfänger hohes Frustrationslevel
  • zu wenig Speichermöglichkeiten
  • etwas zu wenig Story zu Beginn des Spiels

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