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Test - Everybody's Gone to the Rapture : Neues von den Dear-Esther-Machern

  • PS4
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Dear Esther war das erste Spiel des Entwicklers The Chinese Room und gleichzeitig der Titel, der die Bezeichnung „Walking Simulator“, also Spaziergehsimulator, geprägt hat wie kein anderer. Und das nicht unbedingt in positivem Sinne, denn diese Art von Spiel beziehungsweise virtuellem Erlebnis kommt nicht bei allen gut an. Gehört ihr zu dieser Kategorie, werdet ihr auch mit Everybody's Gone to the Rapture keinen Spaß haben, fällt der Titel doch in die gleiche Sparte.

Würde man Spiele nur danach bewerten, wie interaktiv sie sind und wie viele Handlungsmöglichkeiten sie bieten, würde Everybody's Gone to the Rapture glatt durchfallen. Es gibt keine Rätsel, ihr ballert nicht und ihr sammelt keine Gegenstände ein. Ihr lauft lediglich herum, öffnet die eine oder andere Tür, schaut euch um und lauscht aufgenommenen Sprachnachrichten, die ihr an manchen Radios und Telefonen abspielen könnt. Zudem trefft ihr immer wieder mal auf mystische Lichter, die dann Ereignisse vergangener Tage visualisieren. Dadurch wird erklärt, was hier eigentlich passiert ist. Im Endeffekt ist das Spiel ein Albtraum für die Generation ADHS.

Was ist hier los?

Doch was ist denn nun genau geschehen? Selbst nach etwa fünf bis sieben Stunden Spielzeit bis zum Ende bleibt vieles der eigenen Interpretation überlassen. Innerhalb der ersten Stunde des Spiels wird zumindest klar, dass ihr euch in einer Gegend im England der 80er-Jahre befinden. Doch ihr seid wohl die letzte lebende Person. Alle anderen sind offenbar verschwunden. Das hat anscheinend mit einem Ereignis zu tun, bei dem sich etwas ausgebreitet hat, Vögel vom Himmel fielen, eine komische Grippe grassierte und Leute verschwanden.

So ganz alleine seid ihr aber doch nicht. Umherschwirrende Irrlichter leuchten euch ein wenig den Weg. Immer wieder stoßt ihr zudem an bestimmten Orten auf Ereignisse, die dort geschehen sind und sich nun wie verblasste Aufnahmen festgesetzt haben. Genau auf diese Momente setzt Everybody's Gone to the Rapture als dramaturgisches Element. Durch diese Momentaufnahmen lernt ihr bestimmte, immer wiederkehrende Figuren kennen und deren Reaktion auf das, was damals geschah. Ihr seid quasi ein unsichtbarer Zuschauer in einem virtuellen Kino, in dem ihr euch frei bewegen könnt.

Ist das noch ein Spiel?

Die Geschichte wird euch allerdings nicht vorgekaut. Genau das ist der Punkt, den einige lieben und andere verteufeln werden. Viele werden genau darin ein stimmungsvolles Erlebnis sehen, das gerade dadurch, dass es sich so ruhig und gemächlich entfaltet, besonders atmosphärisch ist. Andere werden über diesen Titel nur den Kopf schütteln. Das ist auch völlig in Ordnung, denn diese Art der Erzählung ist nicht jedermanns Sache. So wird sicherlich aufgrund dieses Titels bald wieder die Frage aufgeworfen, was genau denn nun ein Spiel ausmacht.

Everybody's Gone to the Rapture - Video Review
Im ruhigen Adventure Everybody's gone to the Rapture legt The Chinese Room nochmal einen auf das 2012 erschienene Dear Esther drauf. Ob der, nahezu wie ein Film wirkende, Titel im Test überzeugen kann, erfahrt ihr in unserem Video-Review.

Die große Attraktion von Everybody's Gone to the Rapture liegt in der Rätselhaftigkeit der Dinge. Wie ein Entdecker innerhalb einer Folge "Fringe" oder "X-Files" bewegt ihr euch durch die englische Provinz, die teils wunderschöne Motive liefert, und versucht, die dramaturgischen Puzzle-Teile zusammenzufügen. Die deutsche Synchronisation ist verdammt gut gelungen, da können sich viele Spiele eine Scheibe von abschneiden. Optisch bewegt sich das Spiel ebenfalls auf einem guten Niveau, auch wenn die CryEngine schon imposanter aussah.

Fazit

Felix Rick - Portraitvon Felix Rick
Abenteuer und Entdeckungen

Everybody's Gone to the Rapture ist nicht einfach zu besprechen. Letztendlich liegt es ganz klar beim Spieler selbst, ob das Ding zündet oder nicht. Ihr bekommt hier kein typisches Spiel, sondern eine virtuelle Geschichte, die ihr selbst zusammensetzen müsst, indem ihr euch durch eine atmosphärische Landschaft bewegt. Interaktivität spielt eine eher untergeordnete Rolle. Doch da ist eben der Reiz des Unbekannten, die Entdeckerlust, die wissen will, was hier passiert ist und welche Abenteuer hinter der nächsten Ecke auf einen warten. Ist nicht genau das der Grund, warum wir damals mit Videospielen angefangen haben? Um zu entdecken und Abenteuer zu erleben?

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