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Test - Far Cry : Wo das Paradies endet

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Die KI ist allerdings auch nicht perfekt, hier und da konnten doch einige Macken entdeckt werden. So hinterlässt die KI in den Innenlevels einen deutlich schwächeren Eindruck. Oftmals reicht es aus, Gegner auf sich aufmerksam zu machen, hinter der nächsten Tür zu warten und dann gemütlich einen nach dem andern beim Durchschreiten der Tür auszuschalten. Auch konnten wir ab und an feststellen, dass einige Widersacher zu stur eurem letzten Aufenthaltsort nachgehen, obwohl ihr just offen an ihnen in die andere Richtung vorbeilatscht. Peinlich für die Mutanten: in einigen Abschnitten sind die Kerlchen mit ihren Raketenwerfern für ihre Mitmonster gefährlicher als für den Spieler, weil sie munter auf naheliegende Hindernisse zwischen sich und euch ballern und ihre eigenen Explosionen zu spüren bekommen. Aber diese Mankos halten sich unterm Strich in Grenzen und stören den Spielspaß nicht.

Von der Machete bis zum LKW
Was die Ausrüstung angeht, so wird geklotzt und nicht gekleckert. Während ihr in den meisten realistisch angehauchten Shootern ewig mit Pistole und MP5 rumstiefelt, bekommt ihr bereits früh im Spiel eine M4 in die Hand gedrückt. Eine leichte und zwei schwerere Waffen kann Jack maximal tragen, hinzu kommt ein Vorrat aus vier möglichen Granaten-Typen. Zu den Waffen gehören MP5, P90, OICW, M249, Desert Eagle, Machete, G36, Raketenwerfer, ein Scharfschützengewehr und andere Schmankerl. Viele davon verfügen über einen zweiten Feuermodus wie einen Granatenwerfer, zudem könnt ihr sowohl aus der Hüfte als auch über den Lauf zielen. Waffenverzug ist vorhanden, bei der Sniper hängt es zudem von eurer Haltung ab, wie stark das Fadenkreuz schwankt – im Stehen mehr, im Liegen weniger, wenn ihr die Luft per Tastendruck anhaltet, noch weniger. Die Waffen sind durch die Bank ihren Originalen nachempfunden, allerdings ist die Reichweite der Waffen alles andere als realistisch. So könnt ihr selbst über größere Distanzen einen Gegner mit der Pistole ausknipsen. Die Trefferzonen spielen dafür eine große Rolle, Kopfschüsse sind schneller tödlich als Körpertreffer, insbesondere bei gepanzerten Widersachern.

Neben den Waffen gibt es noch andere Goodies wie Sprengsätze, Steine, um Gegner abzulenken, Rüstung und natürlich Medipacks. Auch könnt ihr gelegentlich fest montierte Geschütze wie MGs oder Mörser gegen eure Feinde verwenden. Was aber noch viel wichtiger ist: es gibt auch einen Batzen Fahrzeuge, die vor allem zum Transport dienen, teilweise aber auch bewaffnet sind. Da gibt es Schlauchboote, Patrouillenboote mit MG und Raketenwerfer, Buggies, Hummer, LKW und Gabelstapler, ja sogar ein Lenkdrachen ist dabei. Die Fahrzeuge könnt ihr wahlweise aus der First- oder Third Person-Perspektive steuern, wobei sowohl Steuerung als auch Fahrverhalten als gelungen zu bezeichnen sind. Natürlich bringen auch eure Gegner Vehikel zum Einsatz und ab und an ist es eine Frage der Taktik, ob ihr besser zuerst den Fahrer oder den Bordschützen erledigt. Auch in den Umgebungen bieten sich ab und an Möglichkeiten, Gegner zu eliminieren, sei es durch explodierende Gasflaschen oder mittels Fässern, die einen Pfad hinuntergerollt werden.

Speichern? Nix da!
Was gibt es noch zu sagen? Das Spiel verfügt über insgesamt fünf Schwierigkeitsgrade, aber bereits der leichteste Grad ist in einigen Situationen bockschwer, wobei der Hauptunterschied der Grade in Treffsicherheit, Schaden und Reaktionstempo der Gegner liegt. 'Far Cry' ist im Hinblick auf den Schwierigkeitsgrad sicher nichts für blutige Shooter-Neulinge. Was bei einigen Spielern bestimmt für Verärgerung sorgen dürfte ist die Tatsache, dass es bisher keine Speicherfunktion gibt. Stattdessen wird in bestimmten Bereichen eines Spielabschnittes automatisch gespeichert. Immerhin sind diese Speicherpunkte recht großzügig verteilt, zudem soll Mitte April eine Quicksave-Funktion per Patch nachgeliefert werden. So richtig stören mag mich die fehlende Save-Funktion allerdings nicht, ganz im Gegenteil, denn es wird so deutlich mehr Spannung erzeugt. Man gibt sich unweigerlich mehr Mühe, einen Abschnitt zu bewältigen, und fühlt sich nicht selten wie ein gehetztes Reh. Die Steuerung entspricht der gängiger Shooter, natürlich mit freier Konfigurierung. Außerdem gibt es zentnerweise Grafik-Optionen, um 'Far Cry' an die Leistung eures Rechners anzupassen.

Positives gibt es zur Spieldauer zu vermelden: 'Far Cry' besteht aus insgesamt 20 Spielabschnitten, deren Lösung jeweils im Schnitt ein Stunde in Anspruch nimmt, so dass ihr im Einzelspieler-Modus auf eine Spielzeit von 15-20 Stunden kommt, was für derzeitige Verhältnisse in diesem Genre erfreulich viel ist. Mit viel Nachschub aus der Community darf gerechnet werden, denn mit dem Spiel wird auch ein kompletter Editor, die 'Cryengine Sandbox' ausgeliefert, der vergleichsweise sehr einfach zu bedienen ist.

Multiplayer-Fights am Strand
Besagter Editor wird sicher auch noch seine Auswirkungen im Multiplayer-Bereich haben, denn der ist nicht unbedingt üppig bestückt. Es gibt die Standard-Modi 'Deathmatch' und 'Team Deathmatch', sowie einen weiteren mit 'Assault' benannten Modus. In letzterem treten zwei Teams gegeneinander an, wobei das eine nacheinander drei Basispunkte erobern muss, während das andere Team diese verteidigt. Im 'Assault' gibt es dann auch Rollen wie den Ingenieur, der Verteidigungen anlegt oder zerstört, Schütze oder Scharfschütze mit jeweils verschiedenen Waffenkombinationen, wobei der Ingenieur insgesamt sehr schwach ausgefallen ist – gutes Teamplay ist also vonnöten.

Das Ganze spielt sich auf gerade mal elf Maps ab, aber dank des Editors ist wohl bald mit Nachschub zu rechnen. Prinzipiell sind also sowohl für reine Frag-Fans als auch Taktiker solide Modi geboten, wenn auch nichts Außergewöhnliches. Warum kein missionsbasierter Modus vorhanden ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Schaut man sich die Szenarien des Singleplayer-Teils an, hätte es sich eigentlich angeboten, Aktionen wie das Sprengen von Camps, Erreichen bestimmter Bereiche, Lahmlegen von Einrichtungen und Ähnliches zu realisieren. Zudem fällt auf, dass das Waffen-Balancing nicht ganz optimal ist und einige nette Features wie Votings komplett fehlen. Die Maps sind insgesamt sehr organisch und umfangreich, allerdings kommt auch erst mit einem ordentlichen Haufen Spielern auf dem Server richtig Spaß auf, wobei der Netcode ziemlich brauchbar zu sein scheint. Insgesamt gibt sich der Multiplayer-Modus als solide Ergänzung, reicht aber nicht an die Klasse des Singleplayer-Spieles heran. Leider gibt es auch keine Bot-Unterstützung, was bei der KI sicherlich ein idealer Übungs-Parcours gewesen wäre.

Wer sich dennoch ausgiebig und im harten Wettstreit beweisen möchte, dem sei unser Ligaportal LigaHQ ans Herz gelegt. In Zusammenarbeit mit unserer Fansite Far Cry Headquarters veranstalten wir dort 1on1- und 2on2-Ligen, zu denen ihr euch jederzeit anmelden könnt. Eine 'Assault'-Liga dürfte nicht lange auf sich warten lassen, wenn sich die ersten größeren Clans gebildet haben.

Grafikpracht vom Feinsten
Eine neue Messlatte setzt das Spiel in jedem Fall im Bereich Grafik, denn was die Coburger uns dort bieten, schlägt schlichtweg alles, was derzeit auf dem Markt ist. Prinzipiell gibt es bei der Grafik nichts, aber auch absolut gar nichts, auszusetzen. Immense Sichtweiten, extrem viele Details, schicke Texturen, schöne Special Effects, tolle Wasseroberflächen, flimmernde Luft über der Lava, Wellen, die sanft am Strand ausrollen ... die Liste ließe sich fast beliebig lang fortsetzen. Absolute Highlights sind das Bump-Mapping auf den Oberflächen der Innenlevels und einigen Kreaturen, was diese sehr plastisch wirken lässt, sowie die exzellente Level-Ausleuchtung mit beweglichen Lichtquellen und dementsprechenden Schattenwürfen. Auch die Models und Animationen der Söldner und Monster sind vom Feinsten. Selbst die dichte Vegetation wird in den höheren Detailstufen ungemein detailliert dargestellt, bis hin zum einzelnen Grashalm.

Das ganze Feuerwerk hat natürlich seinen Preis, wer 'Far Cry' mit allen Details genießen will, der braucht schon einen aktuellen Highend-Rechner, wobei sowohl Prozessor, als auch Speicher und Grafikkarte gefordert werden. Aber auch auf mittleren bis hohen Details ist 'Far Cry' bereits eine echte Augenweide und wäre da nicht die allgegenwärtige Gefahr, würde man sicher des Öfteren mal einen Stopp einlegen, um die bildschönen Umgebungen zu bewundern, die übrigens sowohl innen wie auch außen einen hervorragenden Eindruck hinterlassen. Schaut man sich einmal genau an, was Crytek da alles in den sichtbaren Bereich gestopft hat, wundert einen in Sachen Hardware-Anforderungen allerdings gar nichts mehr.

Physik und Sound
Ergänzt wird das Spektakel durch ein gelungenes Physik-System, wobei allerdings einige Abstriche gemacht wurden. So können weder die Umgebung noch die meisten Objekte zerstört werden – das hätte wohl den Performance-Rahmen bei den riesigen Levels und nicht zuletzt dem Rechenaufwand für die KI gesprengt. Dafür sind etliche Objekte beweglich und fliegen bei Explosionen munter durch die Gegend oder können als Gameplay-Element genutzt werden. Auch eine Ragdoll-Physik ist vorhanden, die aber in der deutschen Version dahingehend entschärft wurde, dass Leichen nicht mehr bewegt werden können. Ein Manko sind die nahezu endlosen, dafür aber eher seltenen Ladezeiten beim erstmaligen Einstieg in einen Bereich, glücklicherweise nimmt das Nachladen eines Spielstandes während des Spieles im gleichen Abschnitt wenig Zeit in Anspruch. Dafür gibt es aber auch im Wesentlichen nur dann Ladezeiten, wenn größere Level-Abschnitte aktiviert werden müssen.

Einen ebenfalls sehr guten Eindruck hinterlässt noch die Soundkulisse, obwohl selbst die sich im oberen Genre-Bereich bewegt. Die Hintergrundmusik ist ungemein passend und sorgt für dramatische Stimmungswechsel, die Dialoge der Hauptcharaktere sind gelungen und haben den nötigen Biss. Die Umgebungs- und Waffensounds sind erste Sahne. Lediglich die Rufe und Kommentare der Gegner gehen einem nach einer Weile auf den Wecker, da dort zu wenig Abwechslung geboten wird. Zu oft wiederholen sich diverse Kommentare und Kommandos, aber das ist auch schon das einzige echte Manko bei der Soundkulisse. Ach ja, in der einen oder anderen Zwischensequenz hinkt der Sound etwas hinterher.

Ein kleiner Hinweis am Schluss sei noch gestattet: aufgrund des Kopierschutzes macht bei einigen Usern die Installation Probleme und führt zu Fehlermeldungen. Grund hierfür ist in den meisten Fällen eine Unverträglichkeit mit virtuellen Laufwerken, die nicht selten von bestimmten Brennprogrammen eingesetzt werden. Da hilft nur das Löschen etwaiger virtueller Laufwerke, die Deinstallation von Brennprogrammen oder schlimmstenfalls eine Neuinstallation von Windows.

 

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Wer hätte jemals gedacht, dass ein deutsches Entwickler-Studio mal so einen Hammer produzieren könnte. 'Far Cry' setzt locker mal eben neue Maßstäbe in Sachen Grafik und KI und das Gameplay ist an Spannung und Herausforderung kaum noch zu überbieten. Was da geboten wird, hat mehr als nur internationales Niveau und sorgt dafür, dass 'Far Cry' schon jetzt ein heißer Kandidat für den Titel 'Spiel des Jahres' ist. Ein paar Macken gibt es zwar - so etwa die schwächelnde KI in den Innenlevels, die hohen Hardware-Anforderungen und der sehr knackige Schwierigkeitsgrad, der Genre-Anfänger schlichtweg überfordern dürfte. Aber sei's drum: bis 'Half-Life 2' und 'Doom 3' auf den Markt kommen, dürfte kaum etwas dieses Spiel toppen und selbst diese beiden Titel müssen da schon einiges auffahren. Bleiben eigentlich nur noch zwei Fragen: wann kommt endlich 'Far Cry 2' und wo gibt es diese coolen Hemden?

Überblick

Pro

  • originelle und abwechslungsreiche Spielwelt
  • sehr starke und fordernde KI
  • tolle Grafik
  • sehr guter Sound
  • starker Singleplayer-Modus
  • viele Optionen fürs Finetuning
  • gut zu bedienender Editor
  • Spannung und Action bis zum Gehtnichtmehr

Contra

  • lange Ladezeiten
  • teilweise sehr hoher Schwierigkeitsgrad
  • hohe Hardware-Anforderungen
  • vergleichsweise dünner Multiplayer-Modus

Kommentarezum Artikel

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