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News - Kommentar: 'Sondersteuer' für Spiele - Last oder Gewinn? : Ein Thema, zwei Seiten ...

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    Seit Dienstag Abend ruft die PC Games zu einem Protest gegen eine so genannte Sondersteuer für Computer-Spiele auf. Spiele sollen nicht noch teurer werden, lautet der grobe Tenor. Doch gibt es nicht zwei Seiten? Und handelt es sich bei dem Vorschlag des GAME-Verbandes überhaupt um eine Steuer im eigentlichen Sinne? Wir wollen versuchen, mit diesem Artikel ein wenig Aufklärung zu schaffen.

    Keine Steuer
    Um das Ganze überhaupt objektiv beurteilen zu können, sollte man zunächst die Hintergründe kennen: Der Bundesverband der Spieleentwickler, GAME, hat einen Vorschlag unterbreitet, nach dem in Zukunft beim Verkauf von PC- und Videospielen an den Endkunden eine Abgabe erhoben werden soll. Dabei ist allerdings keineswegs die Rede von einer Steuer, denn nicht der Staat profitiert wie beispielsweise bei Tabak, Alkohol oder Benzin davon. Stattdessen will GAME die deutschen Entwickler finanziell stärken, wie es etwa auch die Deutsche Filmförderung in ihrem Bereich praktiziert. Unterschieden sei hier - wohlbemerkt - zwischen 'Förderung' und 'Subvention': Während es sich bei letzterem um reine Zuschüsse handelt, dient ersteres der wirtschaftlichen Absicherung neuer Projekte, die nach Abschluss der Entwicklung möglichst zu einem gewissen Grade zurück gezahlt wird.

    Ein entscheidender Unterschied; wollen wir doch schließlich alle gute Spiele und wenn sie noch von deutschen Entwicklern kommen, umso besser – oder? Man denke nur an Titel wie 'Far Cry', den derzeitigen Spitzenreiter im Shooter-Genre, das Rollenspiel-Highlight 'Gothic', den Action-Hit 'Yager' oder das ambitionierte Adventure 'The Moment of Silence'. Warum sollte es nicht hier zu Lande noch mehr solcher Teams geben, die nur darauf warten, ihre einzigartigen Ideen zu verwirklichen? Bedenkt man des Weiteren, dass die Studios häufig bereits Kosten im sechsstelligen Euro-Bereich tragen müssen, um überhaupt etwas Vorzeigbares für einen Publisher auf die Beine zu stellen, erscheint die Abgabe auf einmal weit weniger tragisch. Zumal angesichts 50 Millionen verkaufter PC- und Videospiele und über 1 Milliarde Umsatz im Jahr 2003 (laut VUD) die Abgabe wohl kaum über 2-5 Prozent des Kaufpreises liegen dürfte; bei Top-Titeln also maximal 3 Euro.

    Ein Preis-Vergleich
    Natürlich möchte niemand teurere Spiele – doch muss eine solche Abgabe überhaupt zu weiteren Preis-Erhöhungen führen? Vergleichen wir einmal: In den USA kostet das gerade erschienene 'Halo 2' bei gängigen Online-Händlern etwa 50 Dollar, umgerechnet rund 39 Euro. In Deutschland zahlt man dagegen gut und gerne 55 Euro, Tendenz steigend. Verschiedene Mehrwert-Steuern mögen hier eine Rolle spielen, doch es ist seit langem ein offenes Geheimnis, dass sich hiesige Publisher weitaus mehr in die eigene Tasche stecken, als es im europäischen Ausland oder Nordamerika der Fall ist. Gleiches gilt für einen Teil der Händler, die zwar mit einzelnen Angeboten immer wieder locken, aber im internationalen Vergleich mehr Gewinn pro Spiel erzielen.

    Eine etwaige Abgabe müsste also keinesfalls an den Kunden weitergegeben werden, wenn denn Händler oder Publisher zu niedrigeren Gewinnen bereit wären – was selbstverständlich bezweifelt werden darf. Auf der anderen Seite sollten jedoch gerade die Publisher dankbar für jeden neuen guten Entwickler sein, der seine Projekte zumindest in Teilen dank Förderungen selbst finanzieren kann und somit nicht das eigene Konto belastet.

    Kernfrage: Die Verteilung
    Zweifellos hat ein Vorgehen im Stile der Deutschen Filmförderung auch seine Schattenseiten: So zahlt ihr beim Kauf eines Spieles, das in den USA, Japan oder Großbritannien entstanden ist, genauso eine Abgabe wie bei einem deutschen Titel. Außerdem würdet ihr nicht nur große Projekte unterstützen, die unter Umständen ohnehin auf Interesse bei den Publishern stießen, sondern ebenso kleinere Werke, die in den Augen mancher Hardcore-Gamer unfreundlich als 'Software-Müll' durchgingen. Eine sinnvolle Regelung muss in dieser Hinsicht gefunden werden, was vielleicht die größte Hürde bei der Durchsetzung einer solchen Abgabe darstellt – doch von vornherein verurteilen, darf man den Vorschlag nicht. Denn ohne Veränderungen bleibt Deutschland Entwicklungsland statt Entwicklerland. Und Spiele wie 'Far Cry' werden das bleiben, was sie schon jetzt sind: Ausnahmeerscheinungen.

    Auch ihr möchtet eure Meinung zu diesem Thema loswerden? In unserem Forum findet ihr den passenden Thread.

    (Die Meinung dieses Kommentars spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider, sondern ist lediglich die Meinung des Autors.)

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