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News - Kommentar: Spiele sind langweilig : Die Branche tritt auf der Stelle ...

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    Spiele sind langweilig geworden, der Industrie fehlt es an Innovationen und Kreativität. Was auf den ersten Blick nach den verbitterten Worten eines 'Früher war alles besser'-Sagers klingt, stammt aus dem Munde eines Entwicklers. Zugegeben: keines besonders erfolgreichen Entwicklers - doch für Pharaoh Production war das nach eigenen Angaben der Grund, die Spiele-Branche vorerst zu verlassen. Steht es wirklich schon so schlimm?

    Zweifellos liegt der Entwickler mit seiner Einschätzung nicht ganz falsch. Schaut man sich die Line-Ups der großen Publisher für die kommende E3-Messe an, fällt vor allem eines ins Auge: Zahlen. 'Halo 2', 'Driver 3', 'Pro Evolution Soccer 4', 'Sim City 5'. Und die Neuerungen gegenüber den Vorgängern lassen sich häufig an einer Hand abzählen: Bessere Grafik, neue Waffen, zusätzliche Gegner, ein weiteres Feature - reicht doch, oder? Für gute Kritiken und Verkaufszahlen derzeit auf jeden Fall. Dass mangelnde Kreativität sich als Negativpunkt niederschlägt, ist inzwischen selten geworden.

    gameswelt.de
    Echte Innovationen, neuartige Spiel-Ideen sucht man währenddessen vergebens: Selbst den sonst so einfallsreichen Japanern scheinen nicht mehr als weitere Auflagen von 'Zelda' & Co. mit mehreren Jahre alten Konzepten in den Sinn zu kommen. Westliche Publisher versteifen sich hingegen auf die ach so beliebten Weltkriegs-Shooter und hohe Einnahmen versprechende MMORPGs - das Spiel des Jahres 2004 war ein sehr gutes, aber doch recht gewöhnliches Rollenspiel mit 'Star Wars'-Lizenz. Frische Impulse lassen sich nur von Nischen-Produkten erwarten: Elixirs 'Evil Genius', ein Agenten-Abwehr-Strategiespiel, könnte so eins sein, Ubi Softs atmosphärisches Action-Adventure 'Beyond Good & Evil' war eines, wanderte allerdings schnell zum Schleuderpreis auf den Grabbeltisch.

    Wer trägt nun die Schuld an dem Trend? Die Publisher, weil sie Geld verdienen wollen? Die Entwickler, obschon auch sie um ihr Überleben kämpfen? Die Spieler, weil sie keine innovativen Titel honorieren? Oder gar die Presse, die sich immer mehr dem Mainstream zuwendet und einen Blick über den Tellerrand hinaus verabscheut? Jeder darf hier ein wenig Asche auf sein Haupt streuen: Wenn selbst ein Branchen-Riese wie Electronic Arts sich kaum noch traut, ein Risiko einzugehen, wenn die Entwickler nur über die bösen Publisher lamentieren, wenn die Spieler immer nur den gleichen Einheitsbrei kaufen und die Presse in ihrer Berichterstattung das x-te 'Half-Life 2'-Preview ohne neue Fakten einem weniger beliebten, aber vielversprechenden Titel vorzieht, läuft etwas gewaltig schief.

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    Die Gaming-Branche entwickelt sich in Richtung Musik-Industrie - dort sind die Verkaufszahlen in den vergangenen Jahren bereits massiv eingebrochen. Was Spiele angeht, ist dieser Trend nicht zu erkennen. Noch nicht. Denn während die kaufkräftigen Zielgruppen schon seit Jahren von den immer gleichen Musiktiteln berieselt werden, ist die Spielewelt noch jung und beginnt erst, sich in der Medienlandschaft zu etablieren. Die wenigen Spieler der 80er- und frühen 90er-Jahre, denen die aktuellen Titel zu langweilig geworden sind, machen noch keinen großen Anteil aus, der sich negativ auf die Verkaufszahlen auswirken könnte. Zudem haben sich die Spiele zumindest optisch bis heute stetig weiterentwickelt; wer seinerzeit noch über die Klötzchengrafik von 'Ultima' staunte, ist heute beim Anblick eines 'Fable' begeistert.

    Doch irgendwann wird der technische Fortschritt auch bei den Spielen haltmachen: Nintendo prophezeit schon seit längerem, dass Grafik auf Dauer kein Schlüssel zum Erfolg sein kann. Microsoft überdenkt derweil, seine Xbox 2 vergleichsweise mittelmäßig zu bestücken, um die Kosten zu senken. Erblicken auch in den nächsten Jahren nur immer gleiche Sequels das Licht der Welt, haben sich die Spieler von heute irgendwann satt gesehen - und auch der Nachwuchs dürfte langsam, aber sicher anfangen, zu schrumpfen.

    Vielleicht besinnt sich die Industrie ja, bevor es zum großen Crash kommt.
    Zu wünschen wäre es ihr.


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