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News - Kolumne: Game Over : Spiele machen Arbeit ...

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    Nur noch 3 Lebenspunkte, die Health-Anzeige piepst bereits panisch. Mit Ach und Krach habe ich gerade im siebten Anlauf den Zwischenboss besiegt und muss jetzt nur noch schnell zum Speicherpunkt laufen. Doch Moment: Da kommen ja schon wieder Gegner. Ich greife an, aber das stört sie wenig: Der erste zaubert mich in einen tiefen Schlaf, der zweite versetzt mir einen Hieb - Game Over. Schwungvoll schleudere ich das Gamepad gegen die Wand.

    Eine Ausnahme? Mitnichten: Immer mehr Spiele treiben mich dank ihres hohen Schwierigkeitsgrads in den Wahnsinn. 'God of War' ist ein wunderbares Spiel, aber nach einigen Stunden für mich fast unspielbar, bei 'GTA: San Andreas' fluche ich mindestens so oft wie die Protagonisten und bei 'Gothic 2' habe ich bereits Minuten nach dem Intro mein Leben gelassen. Gerade fiebere ich dem Tag entgegen, an dem ich endlich schon einmal im Tutorial versagen darf!

    Werde ich zu alt oder werden die Spiele immer schwieriger? Wenn ich zurückblicke, wie ich mich damals als 8-jähriger Knirps durch 'Prince of Persia' gekämpft habe, in 'Sokoban' die komplexesten Aufgaben löste und mich bei 'Monkey Island' durch nichts vom rechten Weg abbringen ließ, wird mir Angst und Bange: Kann man mit Anfang 20 schon senil sein? Oder, vielleicht ist die Lösung auch eine andere: Ich habe einfach keine Lust mehr, mich beim Spielen anstrengen zu müssen.

    Schlagen wir doch nach, was der Duden zum Thema sagt. Im 'großen Wörterbuch der deutschen Sprache' finde ich: 'spie|len [...] sich zum Vergnügen, Zeitvertreib u. allein aus Freude an der Sache selbst auf irgendeine Weise betätigen, mit etw. beschäftigen.' Allein aus Freude an der Sache - klingt logisch, aber wo hört die Freude auf? Erst wenn ich virtuell ein paar Mal sterbe und Frust aufkommt? Oder schon, sobald ich das Gefühl habe, das Spiel artet in Arbeit aus, anstatt mich zu unterhalten?

    Vielleicht ist das die Erklärung, warum ich Spiele immer schwieriger finde und die Motivation, mich durchzubeißen, immer geringer wird: Ich will Spiele, die mich erfreuen, begeistern, die Last des Alltags von mir nehmen, mich in eine andere Welt entführen. Doch was bieten mir Adventures, Rollenspiele, MMORPGs oder sogar der ein oder andere Shooter? Genau das Gegenteil: Ich muss Botengänge erledigen, verlorene Gegenstände suchen, meinen Charakter trainieren - vielleicht auch noch Kaffee kochen, Akten auftreiben und ins Fitness-Studio gehen?

    Für mich verlieren Spiele immer mehr ihr eigentliches Ziel aus den Augen: Entspannung und Abwechslung zu bieten, schlicht Spaß zu machen. Um arbeiten zu dürfen, muss ich keine 50 Euro ausgeben.

    (Die Meinung dieser Kolumne ist lediglich die Meinung des Autors und spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.)

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