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News - Kolumne: Quo Vadis, World of WarCraft? : Spieler vs. Blizzard ...

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    Mittlerweile ist fast ein halbes Jahr rum, seitdem Blizzards MMORPG 'World of WarCraft' in Europa erschienen ist und noch immer tummeln sich tausende von Spielern auf den Kontinenten Kalimdor und Azeroth. Natürlich ist ein solches Spiel immer Geschmackssache – die einen lieben es, die anderen hassen es, für manche ist es OK. Einige kündigen, andere spielen weiter, wieder andere brauchen dringend die Telefonnummer des nächsten Suchtberaters. Soweit also ein ganz normales MMORPG.

    Auch in den Foren tut sich das Übliche, was bei einem solchen Spiel zu erwarten ist, nur in weitaus größerer Dimension bedingt durch die hohen Spielerzahlen. Da wird über Bugs gemeckert, Balancing-Probleme, die Notwendigkeit von Wartungszeiten, Sinn und Unsinn der Gamemaster und so weiter und so fort. Auch nix Neues, genau dasselbe liest man in jedwedem MMORPG-Forum. Doch filtert man den üblichen Unmut und die ebenso übliche überzogene Meckerei des typischen deutschen Konsumenten mal heraus, zeigt sich, dass Blizzard wirklich vor einigen Problemen steht und der gute Ruf des Unternehmens zu bröckeln beginnt.

    Klar, Probleme gibt es bei jedem MMORPG, derart umfangreiche und vielschichtige Projekte sind fehlerlastig, Hardware-abhängig und fordern selbst bei kleinen Details immens viel Arbeit. Doch die wahren Probleme tun sich eigentlich immer dann auf, wenn schlechte Informationspolitik und daraus resultierendes Unverständnis, aber auch Unerfahrenheit seitens der Spieler aufeinandertreffen, und das scheint hier extrem der Fall zu sein.

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    Beispiel Unerfahrenheit: Mit 'World of WarCraft' wurden immens viele Neulinge in das MMORPG-Genre gelockt, denen erst einmal bewusst werden muss, dass ein solches Spiel sich über Monate, wenn nicht Jahre in permanenter Weiterentwicklung und Optimierung befindet. Da werden schnell Vergleiche mit anderen Spielen gezogen, die aber bereits seit Jahren etabliert sind und diesen Prozess schon weitgehend hinter sich haben. Schaut man aber mal zurück, stellt man eigentlich schnell fest, dass kaum ein MMORPG in den ersten sechs Monaten problemfrei lief, sei es in Bezug auf Bugs, Server, Balancing oder auch die Inhalte.

    Ein Aspekt, bei dem Blizzard sicherlich zum Teil ungerechtfertigt viel Prügel von der Community einsteckt. Da wäre zum Beispiel das immer noch vermurkste PVP-System, das aber auf der anderen Seite erst seit vergleichsweise kurzer Zeit implementiert ist und sich quasi noch in der Massentest-Phase befindet. Da wären auch immer noch vorhandene Minimal-Bugs, die den Spielspaß zwar kaum beeinträchtigen, aber schon ewig lange vorhanden sind und bisher nie zufrieden stellend gefixt wurden. Oder aber auch das Problem von Highlevel-Content für kleinere Gruppen als die 40-Mann-Raids, wo aber auch mit jedem neuen Patch auch neue Inhalte implementiert werden. Oder auch die Tatsache, dass neue Bugfixes oftmals auch neue Bugs erzeugen, was bei der Komplexität des Codes, der dahinter steckt, ebenfalls nur bedingt verwundert, bei vielen aber auf Unverständnis stößt.

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    Doch einen Schuh, den muss Blizzard sich anziehen und schleunigst etwas daran ändern, und das ist die Informationspolitik. Nichts ist tödlicher für den Ruf eines Unternehmens, von dem Spieler nicht mehr und nicht weniger als Perfektion erwarten, als dass die Wünsche der Spieler ignoriert werden und sie das Gefühl bekommen, nur als Goldesel missbraucht zu werden (in diesem Falle bei zwei Millionen Spielern weltweit dazu noch als sehr lukrativer). Wobei auch die lieben Spieler nie vergessen sollten, dass eine Firma wie Blizzard ein Wirtschaftsunternehmen ist und kein Studio, in welchem Freaks aus Jux und Dollerei in der Garage ein Spiel für die Fans zusammenzimmern.

    Ist es denn wirklich so schwer, bei technischen Problemen, wie Restarts, defekten Login-Servern, Verzögerungen bei Wartungsarbeiten oder Patch-Problemen, die Spieler zeitnah und umfassend zu informieren und vielleicht ein bisschen mehr als ein verspätetes 'Wir arbeiten dran' in die Masse zu werfen? Niemand versteht es, wenn er mit 40 Mann seit drei Stunden in 'Molten Core' ackert, wenn mit zehn Minuten Vorwarnzeit die Server rebootet werden und nirgends eine Information zu finden ist, warum und wann die Server wieder verfügbar sind. Oder auch bei Problemen mit den Login-Servern: Wenn ich mich lange Zeit nicht einloggen kann, kapiere ich auch selber, dass es ein Server-Problem gibt, da brauche ich keine Meldung a la 'Wir haben Probleme mit dem Login-Server und arbeiten dran'. Ich will wissen, wo das Problem liegt und wann es (voraussichtlich) behoben wird.

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    Oder bestes Beispiel heute (Patch- und Wartungstag, 13. Juli). Man war es von jeher gewohnt, dass die Patches per Bittorrent bereits vor dem Wiederhochfahren der Realms heruntergeladen werden konnte. Doch nicht an diesem Tag: Zwei Stunden nach dem geplanten Ende der Wartungszeit keine Realms verfügbar, der Patch-Downloader rührt sich keinen Millimeter. Lapidares Statement von Blizzard: 'Wir untersuchen das Problem'. Wieder keine Aussagen über das Wann und Warum. Dabei wollen die Affen doch nur etwas Zucker, ein bisschen Information, wenigstens einen Fingerzeig, dass man sich um die Kunden kümmert. Die Probleme selbst spielen da schon die zweite Geige, denn die Community würde sicherlich jedes Problem der Welt akzeptieren, wenn sie sich nur ernst genommen fühlte und akkurat informiert würde – immerhin bezahlt jeder auch dafür seine 11-14 Euro im Monat.

    Liebe Blizzardler, wie würdet ihr euch fühlen, wenn euer Auto seit drei Stunden in der Werkstatt steht und euch nur gesagt wird 'es ist kaputt'? Darum habt ihr es ja hingebracht, oder? Oder ihr geht mit Magenschmerzen, Brechreiz und Durchfall zum Arzt und der verrät euch nach zwei Stunden Untersuchung 'Sie sind krank'? Ich käme mir da verarscht vor, ihr nicht?

    Blizzard war einmal bekannt dafür, nahe an den Spielern zu arbeiten und die Community nach Kräften zu unterstützen, doch dieser Ruf geht langsam aber sicher den Bach runter. Da kann an Content und Features in der Zukunft kommen was will, irgendwann platzt auch dem Geduldigsten der Kragen. Wir können nur hoffen, dass Blizzard irgendwann einmal die Zeichen erkennt und endlich reagiert. Gut informierte Spieler, die sich ernst genommen fühlen und das Gefühl haben, für ihr Geld auch eine Leistung zu bekommen, verzeihen vieles und machen auch einem eingesessenen Entwickler das Leben viel einfacher.

    Ach ja, einen hab ich noch: Bitte tretet endlich mal den Bittorrent-Downloader in die Tonne, es gibt Dutzende von Magazinen und Fansites, die Micky-Maus-Patches mit 21 MB Größe mit Kusshand für euch hosten, womit sich dann auch die Spieler nicht mehr beschweren, die über den Downloader das Ganze mit mageren 2 kb/s saugen müssen.

    (Die Meinung dieser Kolumne ist lediglich die Meinung des Autors und spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.)

    Wie steht ihr zu der Angelegenheit? Habt ihr ähnliche oder gegenteilige Erfahrungen gemacht? Ihr seid herzlich eingeladen in unserem Forum über das Thema zu diskutieren.

    Habt ihr trotzdem immer noch Lust auf 'World of WarCraft', solltet ihr mal bei unserem Liga-Portal LigaHQ vorbeischauen: Dort findet ihr seit kurzem eine erste 'World of WarCraft'-Ladder!

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