Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Test - Haunt : Sportlicher Spukspaß

  • X360
Von  |  | Kommentieren

Das japanische Studio NanaOn-Sha ist bekannt für seine kreativen bis skurrilen Spielkonzepte. Beispiele hierfür sind das 1996 erschienene Rhythmusspiel Parappa the Rapper oder die bunte Reihe Tamagotchi Connection: Corner Shop. Mit ihrem neuesten Projekt, dem XBLA-Titel Haunt, wagen sich die Jungs auf ein ganz neues Terrain: ein vollständig Kinect-gesteuertes Spuk-Adventure.

Ihr findet euch in einem eher putzigen als gruseligen Herrenhaus wieder und werdet erst mal vom Branchen-Liebling Tim Schafer begrüßt. Ihr habt richtig gelesen. Während der GDC-Ansprache des Double-Fine-Chefs ist dem japanischen Team ein Licht aufgegangen. Schafers humorvolle, quirlige Art würde sich perfekt für die Synchronisation der wichtigsten NPC-Rolle in Haunt eignen: Benjamin Muldoon, der stets sarkastische Hausherr, geleitet euch als sprechendes Gemälde von Bilderrahmen zu Bilderrahmen durch das Spiel. Er bittet euch, eine Maschine zu reaktivieren, mit deren Hilfe er wieder menschliche Gestalt annehmen kann. Dazu nötig sind drei Phanta-Flaschen - nicht zu verwechseln mit Fanta-Flaschen -, die zu Spielbeginn von einem Geistertrio entwendet wurden.

Es gibt drei in jeweils zwei Levels aufgeteilte Spielbereiche, in denen ihr euch auf die Suche macht: eine Achterbahn, das Auditorium und das Luminarium. Benjamin steht euch dabei durchgehend beratend zur Seite und neben seinen wertvollen Hinweisen tragen seine witzigen Sprüche wesentlich zum Spielspaß und Charme von Haunt bei. So sehr sich Schafer-Fans an der englisch belassenen Sprachausgabe in Deutschland erfreuen dürften, umso mehr geht die bloße Untertitelung an der Zielgruppe vorbei. Haunt ist definitiv in erster Linie ein Spiel für Kinder.

Stramme Hintern und stählerne Nerven

Ihr bewegt euch frei durch die alte Villa und könnt mit verschiedenen Gegenständen mittels Gesten interagieren. Dabei müsst ihr jedoch ordentlich auf der Stelle marschieren, damit eure Bewegungen als Schritte gewertet werden. Mit einem Arm simuliert ihr eine Taschenlampe, mit der ihr wie mit einem Cursor Gegenstände anwählen und einen Lichtstrahl durch die dunklen Gänge werfen könnt. Der Umgang mit der Taschenlampe sowie die gesamte Optik des Spiels erinnern stark an Luigi's Mansion.

Haunt - Gameplay-Montage
Unsere Gameplay-Montage zum Kinect-Titel Haunt.

Objekte, mit denen Interaktionen möglich sind, werden klassischerweise durch ein auffälliges Glitzern gekennzeichnet. Erforderliche Kinect-Aktionen werden stets durch deutliche Hinweise angezeigt. Wie beispielsweise eine Aufklappgeste zum Öffnen von Kisten oder eine ziehende Handbewegung, um einen Hebel zu betätigen. Euch wird dabei kein unrealistisches Reaktionsvermögen abverlangt. Selbst wenn ihr euch spontan vor einem heranrauschendem Geist ducken oder über ein Hindernis springen müsst, bleibt euch ausreichend Zeit, die nötige Geste auszuführen. Dennoch ist es gerade während hektischer Kämpfe sehr anstrengend, wenn die Linse auf einmal den nötigen Arm nicht mehr erkennt und ihr wild fuchtelnd vor dem Sensor herumspringt.

Es ist zwar ein faszinierendes Gefühl, sich ohne Controller durch das Gebäude zu bewegen, aber insbesondere beim Abbiegen oder bei Richtungswechseln hakt die Steuerung. Bis man ein Gefühl dafür entwickelt hat, die Elemente ohne mehrere Anläufe zu betätigen, vergeht einige Zeit. Das mehr als putzige Szenario und die sehr kreativen Ideen entschädigen aber die grobmotorischen Momente von Haunt. Stellenweise müsst ihr euch die Nase oder die Ohren zuhalten, ihr müsst eure Stimme verwenden, ihr wankt, ihr boxt, ihr tretet und wedelt. Die Palette der im Laufe des Spiels stetig zunehmenden Kinect-Interaktionen ist zahllos und immer wieder herrlich albern und zugleich originell.

Zugegebenermaßen ist es insbesondere für Couch-Potatoes ziemlich anstrengend, ständig überdeutlich die Füße anzuheben. Nachdem ihr eine Weile durch das Gruselhaus marschiert seid, dürftet ihr neben einem strammeren Hintern auch gehörig gespannte Nerven haben. In der Redaktion hat die Steuerung jedenfalls für das eine oder andere Gelächter gesorgt. Humor braucht ihr definitiv, um Haunt zu genießen, denn wenn ihr einen ernsten Horrortitel erwartet, werdet ihr enttäuscht.

Aha-Effekte!

Für einen Download-Titel ist die Grafik solide und die kindliche, Comic-hafte Optik passt zur Spielatmosphäre. Haunt lebt eindeutig davon, einer der ersten Kinect-Titel mit richtigem Spielverlauf zu sein. In ein paar Monaten dürften die Aha-Effekte des Titels keinen Kinect-Spieler mehr vom Hocker hauen. Aber das Spiel zeigt ein originelles Spektrum der Möglichkeiten, die Microsofts Bewegungssteuerung bietet. Das Szenario einer Spukvilla ist auch nicht gerade sonderlich originell. Wirkliche Überraschungen bietet Haunt, einmal abgesehen von der Steuerung, jedenfalls nicht und nach drei vier Stunden hat es sich obendrein ausgespukt.

Fazit

von Nina Schild
Kindsköpfe werden ihren Spaß mit Haunt haben und sich an den kurzweiligen Kinect-Innovationen erfreuen. Obwohl das Spielniveau nicht gerade hoch ist, haben uns die humorvolle Sprachausgabe und die liebevolle Aufmachung gut unterhalten. Wer Kinect besitzt und etwas mehr als Minispiele erleben möchte, sollte sich den Titel ruhig mal anschauen. Für eine Spielzeit von gerade mal vier Stunden ist der Titel mit 800 MS-Punkten jedoch etwas teuer geraten.

Überblick

Pro

  • innovativer Einsatz von Kinect
  • witzige, liebevolle Aufmachung
  • humorvolle Sprachausgabe

Contra

  • teils hakende, anstrengende Steuerung
  • sehr einfaches Spielniveau
  • kurze Spielzeit

Kommentarezum Artikel