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Test - Lock's Quest - Hüter der Welt : Geeignet für Hosentaschenstrategen?

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Ein komplexes und innovatives Strategiespiel, das ausschließlich für den Nintendo DS erscheint? Gibt es nicht? Gibt es doch: Nach Drawn to Life zaubert 5TH Cell ein weiteres Touchscreen-Wunder aus dem Hut. Lock's Quest - Hüter der Welt ist stellenweise so gut durchdacht, dass so mancher PC-User neidisch auf den kleinen Touchscreen-Bildschirm blicken möchte.

Mensch gegen Maschine

Es ist die alte Mär vom unscheinbaren Waisenjungen, der in einem idyllischen Dorf davon träumt, irgendwann einmal ein professioneller Archineur zu werden. In der Tat erreicht er nicht nur innerhalb des ersten Spielviertels sein Ziel, sondern darf sich gleich als Retter der Welt aufspielen. Lord Qual zieht nämlich mit seiner Uhrwerker-Armee in den Krieg und erobert einen Landstrich nach dem anderen.

Was sind Uhrwerker und was sind Archineure? Die Uhrwerker sind ruchlose Roboter, die ohne die Kraft des Quells nicht funktionieren würden. Der gleiche Quell dient den Archineuren dazu, innerhalb kürzester Zeit Verteidigungsanlagen gegen die Uhrwerker aufzustellen. Deshalb müsst ihr in den meisten der insgesamt 100 Tage, oder besser gesagt 100 Missionen, einen Ort vor anrückenden Gegnern beschützen.

Anders als die Anderen

Lock's Quest sieht auf den ersten Blick wie eine Mischung aus dem PC-Oldie Stronghold und jedem x-beliebigen Japano-RPG aus. Jeder Spieltag ist in zwei Phasen aufgeteilt: eine Bau- und eine Kampfphase. Beim Bauen zieht ihr Mauern hoch und installiert Verteidigungsmechanismen, wie beispielsweise Kanonen oder Bodenfallen. Alle paar Missionen wird euch ein neues Bauelement angeboten, welches ihr vor erstmaliger Benutzung in einem kleinen Minispiel aus verschiedenen Teilen zusammenbasteln müsst.

Habt ihr eure Verteidigung aufgebaut oder ist das durchaus knapp bemessene Zeitlimit verstrichen, geht der Actionpart los. Ihr steuert Lock direkt per Stylus und erledigt vorrangig zwei Dinge: Ihr schlagt direkt auf die Uhrwerker im Nahkampf ein oder repariert in Mitleidenschaft gezogene Bauwerke. Auch wenn sich Ersteres spannender anhört, so werdet ihr die meiste Zeit mit Letzterem beschäftigt sein. Die Uhrwerker hauen euch sonst eure teuer erkauften Geschütze kaputt, was zum einen eure Verteidigungsanlagen massiv schwächt und zum anderen am nächsten Spieltag unnötig teure Reparaturen nach sich zieht.

Demnach kämpft ihr nicht jede Mission auf einer neuen Spielfläche, sondern müsst häufig über mehrere hinweg den gleichen Ort verteidigen. Dies ist eine der wenigen Schwächen des Spiels, weil es zwangsweise weniger Abwechslung bedeutet. Als Ausgleich könnt ihr bis zum Ende mit neuen Spielelementen rechnen, die sich nicht nur auf die besagten Bauoptionen beschränken, sondern auch neue Gegnerarten beinhalten.

Einzigartig im Gesamten, repetitiv im Detail

Das gesamte Konzept macht auf den ersten Blick einen merkwürdigen Eindruck, weil Lock's Quest wie ein Echtzeitstrategiespiel mit nur einer steuerbaren Einheit aussieht. Doch der ganze Baukram darf definitiv nicht belächelt werden: Sind die ersten zwanzig Spieltage noch recht simpel, zieht der Schwierigkeitsgrad danach rapide an. Die Hektik ist groß, wenn die Uhrwerker von drei verschiedenen Seiten eure Konstrukte zu Brei schlagen. Richtig gemein sind jene Missionen, in denen ihr noch mit anderen Dingen beschäftigt seid, wie etwa Geiseln mitten aus dem Feindesland zu befreien. Dann seid ihr gezwungen, die eigens errichtete Festung "alleine" zu lassen, und könnt kurzfristige Reparaturen vergessen.

Lock's Quest: Hüter der Welt - Battle Trailer
Besiegt mit Lock die Uhrwerk-Armee des bösen Lord Qual.

Die Steuerung schreckt am Anfang ein wenig ab, doch die vielen kleinen Icons zum Anklicken sind gut sortiert und leicht zu handhaben. Die isometrische Perspektive sorgt manchmal für Schwierigkeiten beim Bauen, allerdings gewöhnt ihr euch daran recht schnell. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass das gesamte Spiel ohne Knopfdruck auskommt: Die Bedienung beschränkt sich in der Tat auf die Fähigkeiten des Touchscreens.

Präsentation ambitioniert, aber überfordert

Das Entwicklerteam ist definitiv ein Fan japanischer Videospielkost, zumindest zeigen das die leicht infantilen Dialoge mit den Dorf- oder Stadtbewohnern zwischen den Kämpfen. Auch grafisch schreit Lock's Quest geradezu nach Manga, allerdings erreichen speziell die Charakter-Artworks bei weitem nicht die Brillanz vieler Fernostgrößen. Das Ambiente ist trotzdem durchaus charmant.

Musikalisch tut Lock's Quest am meisten weh. Der sehr umfangreiche Soundtrack ist beileibe nicht schlecht komponiert, ganz im Gegenteil: Hinter den meisten Musikstücken stecken viel Liebe zum Detail und eine außergewöhnliche Epik. Nur leider wird gerade Letztere von der völlig veralteten MIDI-Technologie arg gedämpft. Sie erinnert an alte PC-Soundtracks aus den frühen 90er-Jahren - doch wir wissen ganz genau, dass die DS-Hardware mehr kann.

Fazit

Andreas Altenheimer - Portraitvon Andreas Altenheimer
Bei meinem Ersteindruck machten sich viele Sorgenfalten auf meiner Stirn breit, aber nach ein paar Missionen erhellten sich die ganzen “Was haben sich die Entwickler denn dabei gedacht?“-Glühbirnen in meinem Kopf. Lock's Quest lebt von einem einmalig durchdachten Konzept, welches so manche Schwächen beim Spieldesign leicht verzeiht. Am meisten stört mich die etwas unglückliche Schwierigkeitsgradkurve: Wenn ich bei knapp einem Fünftel der Kampagne verzweifelt die Herausforderung suche und danach urplötzlich jede zweite Mission nur noch schweißgebadet beenden kann, dann haben die Entwickler etwas falsch gemacht. Echte Strategen wird das kaum stören, besonders wenn sie sich auf den bemühten Manga-Look einstellen und die epische Komponente des kompositorisch hervorragenden Soundtracks trotz blecherner MIDI-Instrumente erkennen. Lock's Quest ist rein vom Genre her eigentlich nicht mein Fall, aber das ist mir bei all den Innovationen einfach mal egal. Definitiv nicht nur für Fans von Strategiespielen empfehlenswert.

Überblick

Pro

  • sehr interessantes sowie einmaliges Spielkonzept
  • zusätzliche Elemente in späteren Levels sorgen langfristig für viel Abwechslung
  • gut ausgeklügelte Steuerung
  • Musik kompositorisch ausgezeichnet

Contra

  • aufeinander folgende Levels, die sich zu sehr gleichen, sorgen kurzfristig für wenig Abwechslung
  • zunächst zu leicht, danach zu schwer
  • beim Bauen kleine Übersichtsprobleme wegen isometrischer Perspektive
  • Musik technisch veraltet

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