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Test - Lust for Darkness : Lovecraft-Horror bei der Sex-Orgie

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Mit beinahe 53.000 kanadischen Dollar (etwa 34.000 Euro) von 8.000 benötigten hat sich das Kickstarter-Projekt zu Lust for Darkness mehr als sechseinhalbmal finanziert. Fans und Backer setzen also große Hoffnungen in das Adventure, das sich selbst als von Lovecraft inspirierter, psychologischer Horror mit faszinierendem Plot voller Erotik beschreibt. Wird es dem Hype gerecht?

Ihr seid allein in eurem Haus, alles ist still. Wenn ihr euch umseht, entdeckt ihr Flyer, die eine verschwundene Frau zeigen. Während ihr durch die Räume streift, wird schnell klar, dass es eure Frau ist, die seit einem Jahr vermisst wird. Statt euch wie sonst ans Zeichenbrett zu setzen und zu arbeiten, findet ihr eine mysteriöse Nachricht, die durch den Briefschlitz flattert. Sie fordert euch in der Handschrift eurer Liebsten auf, zu einem alten, verlassenen Anwesen zu fahren. Da dies das erste Lebenszeichen seit ihrem Verschwinden ist, bringt ihr es natürlich nicht übers Herz, den Hinweis zu ignorieren, und macht euch auf zur Villa im Wald – allein und ohne die Polizei zu verständigen, das würde ja nur Ärger machen.

Auf dem Anwesen angekommen, startet sogleich eine Schleichpassage: Auch wenn es keine Mechanik fürs Ducken oder langsame Gehen gibt, müsst ihr den Blicken der im viktorianischen Stil gekleideten, maskierten Kultisten ausweichen, die übers Gelände wandern, sonst droht das Game-over. Also beschafft euch ein schräges Outfit, stehlt eine Einladung und rein geht’s in die Villa.

Lieben für Lust‘ghaa

Sobald ihr euch frei unter den Gästen bewegen könnt, bekommt ihr einen ersten Eindruck davon, worum es auf der schrägen Party geht. Die Kultisten wollen ins Land der ewigen Lust namens Lust’ghaa übertreten und ehe ihr euch verseht, ist die Orgie auch schon in vollem Gange. Die Erotik im Spiel ist mit maskierten Liebhabern, sonderbaren Sexmaschinen, okkulten Symbolen und fragwürdigen phallischen Statuen immer irgendwo an der Grenze zwischen interessant und schräg und passt herrlich zur Lovecraft’schen Atmosphäre, die das alte Herrenhaus mit seinen exzentrischen Gästen schafft.

Atmosphäre ist eine der großen Stärken von Lust for Darkness, denn die Einrichtung der Villa ist unfassbar detailliert und beinahe immer authentisch, auch wenn sich das eine oder andere Teeservice bisweilen wiederholt. Die alte Gottheit, die die Kultisten anbeten, und ihre Welt sind laut Kickstarter-Seite nicht nur von Lovecraft, sondern auch von den düsteren Gemälden des polnischen Künstlers Zdzisław Beksiński inspiriert und schaffen eine angespannte Stimmung, auch wenn trotz gelegentlicher Jumpscares kein durchgehend nervenzehrendes Horror-Feeling aufkommt.

Wie viel Lovecraft steckt im Spiel?

Auch wenn das Spiel vom Horrorautor H. P. Lovecraft und den zahlreichen Göttern inspiriert ist, die er in seinen Geschichten erschuf, bedient sich Lust for Darkness keiner konkreten Vorlage. Die Symbolik und die Geschichte des Kults sind eigens für das Spiel entworfen und sogar recht detailliert ausgearbeitet. Auch der Fokus auf Lust und Erotik ist etwas, das in originalen Lovecraft-Werken in der Regel nicht vorzufinden ist. Dennoch besitzt der Titel mit tentakelbewehrten Statuen, dem Exzentriker in der einsamen Villa und dem Außenstehenden, der den okkulten Geschehnissen auf den Grund gehen will, viele klassische Lovecraft-Elemente.

Wer die Geschichte hinter der eigentlichen Handlung erfahren möchte, muss im Spiel alle versteckten Schriftstücke finden und bekommt dann im Hauptmenü drei sogenannte Sidestorys, die in bewegten Bildern die Hintergrundgeschichte der Welt ausführlich beschreiben und beinahe einem Lovecraft-Hörbuch gerecht werden.

Spielerisch flach

Das Gameplay hingegen ist leider weniger tief. Gehen, sprinten und Gegenstände untersuchen sind eigentlich die einzigen Spielmechaniken, die euch zur Verfügung stehen. Später kommt gelegentlich eine Maske zum Einsatz, die euch geheime Wege zeigt. Die spärlich gesäten Rätsel bestehen meist nur aus blindem Rädchendrehen. Das ist schade, denn spielerisch wären durchaus spaßige Ansätze vorhanden, doch die werden im Spielverlauf kaum ausgenutzt. Es wirkt, als hätte man den Fokus etwas zu sehr auf den Stil und die Stimmung gesetzt, und so löst ihr Konfrontationen ausschließlich dadurch, dass ihr weglauft, im Kreis rennt oder zum richtigen Zeitpunkt stehen bleibt.

Lust for Darkness - Official Cinematic Trailer
In diesem Trailer zu Lust vor Darkness verwandelt sich ein erotischer Traum ganz schnell in einen Alptraum.

Das ist, selbst wenn die Handlung den Kern des Spiels bilden soll, eher wenig befriedigend. Herauszufinden, wieso hier alle so schräg drauf sind und was es mit Lust’ghaa und dem Verschwinden eurer Frau auf sich hat, ist hingegen ganz interessant. Auch wenn die Story für Kenner von Lovecraft-Geschichten bis zum Schluss recht bodenständig und vorhersehbar bleibt, ist die Welt mit den optional auffindbaren Sidestorys nett ausgearbeitet. Alles in allem müsst ihr euch aber auf ein spielerisch eher stumpfes Adventure mit kleineren Soundproblemen, ohne große Höhen, dafür aber auch ohne schlimme Tiefen einlassen, das für knapp 15 Euro rund zwei Stunden Kurzweil bietet.

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Lust for Darkness
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