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Test - Max Payne : Max Payne

  • PS2
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Max Payne
Auch ein Scharfschützengewehr fehlt im reichhaltigen Waffensortiment nicht.

Ein langer Weg der Rache
Ihr merkt schon, bei 'Max Payne' werdet ihr mit einer Story verwöhnt, die man selten in solch einer Komplexität im Actiongenre findet. Die ganze Handlung, die Inszenierung und natürlich die Charaktere - allen voran Max Payne - erinnern frappierend an klassische Film Noir-Streifen und harte Thriller. Insgesamt drei umfangreiche Kapitel erwarten euch in 'Max Payne', wobei jedes Kapitel wiederum in mehrere Levels unterteilt ist. Dabei wechselt die Umgebung öfters und die Levels gehen in punkto Story praktisch übergangslos ineinander über. Dabei kämpft ihr euch zum Beispiel durch ein Warenlager, einen Hafen, eine grosse Fabrikanlage, eine Bank, zahllose verwahrloste Wohnhäuser, Hotels, Mafia-Treffpunkte und als eines der Highlights ein altes Theater, das zu einer Disco umfunktioniert wurde und als Versammlungsort einer teuflischen Sekte fungiert. Im Vergleich zur PC-Version ist kein Level weggefallen, aber auch kein neues hinzugekommen. Somit spielen wie schon auch auf dem PC geübte Zocker den Titel in etwa zehn Stunden geballter Action durch.

Um die spannende und komplexe Story voranzutreiben, trefft ihr immer wieder auf Situationen, in denen die Action unterbrochen wird und eine Zwischensequenz eingespielt wird. Zwar sind auch Sequenzen in Echtzeitgrafik gehalten, meist erfolgen diese Story-Häppchen aber in Form von handgezeichneten Standbildern, ähnlich realistischen Comic-Krimis. Hier fallen vor allem die genialen Dialoge mit den anderen Charakteren auf - besonders die Slangs der verschiedenen Mafiosi-Gruppen wurden perfekt eingefangen. Aber auch die sarkastischen trockenen Kommentare des Helden passen wie die Faust aufs Auge und tragen viel zur Movie-Atmosphäre bei.

Stärken und Schwächen
Das Leveldesign hingegen ist deutlich weniger komplex als die Story - reine Shooter-Action ist angesagt. Meist eilt ihr durch die Stages und ballert unter oftmaligem Einsatz der 'Bullet Time' ganze Horden von Feinden um. Dabei sind die Levels sehr geradlinig aufgebaut und bieten kaum die Gefahr, sich zu verirren. Daher bleibt auch kaum Raum zur Erforschung der Umgebung. Zwar existieren einige versteckte Bonusräume und leicht zu übersehene Nischen mit Goodies wie Munition und Energiekapseln, mehr liegt aber an Herausforderungen nicht drin. Selbst simple Schalterrätsel und Sprungpassagen kann man an einer Hand abzählen. Wer auf schnörkellose Action steht, kommt aber voll auf seine Kosten, denn die Stages sind innerhalb dieser Schranken wirklich interessant und zumindest grafisch abwechslungsreich gestaltet. Nur selten wirkt das Leveldesign undurchdacht - als Negativbeispiel seien hier zwei alptraumhafte Drogentrips erwähnt, die ihr zusammen mit Max Payne durchstehen müsst.

Max Payne
Payne am nächtlichen Frachthafen.

Eines der grössten Mankos in 'Max Payne' für PlayStation 2 ist allerdings das Speichersystem. In der PC-Version konnte man jederzeit den Spielstand sichern und nach einem schmerzhaften Fehltritt oder gar einem Game Over sofort an dieser Stelle wieder einsetzen. Diese Funktion wurde in der Konsolen-Umsetzung leider komplett gestrichen. Wohl aus technischen Gründen wurden die Levels in einzelne recht kurze Abschnitte unterteilt, die zuweilen nur gerade aus 4-5 Räumen bestehen. Beim Wechsel von einem solchen Abschnitt zum nächsten folgt nicht nur jeweils eine Ladezeit von etwa 30 Sekunden, sondern es wird auch gleich automatisch im Hintergrund der Spielstand gespeichert. Verliert Max Payne nun alle seine Energie, setzt er am Anfang eines solchen Abschnitts wieder ein. Diese Funktion ist leider problematisch, da nun einerseits 'plötzlich' abgespeichert wird, selbst wenn Max nur noch wenig Energie hat und deshalb die nächste Sequenz kaum überleben kann, andererseits kann es nun passieren, dass ihr gleich zwei bis drei knifflige Stellen übersteht und dann kurz vor dem Abschnittwechsel sterbt, so dass ihr wieder weit zurückgeworfen werdet.. Besonders an späteren Stellen steigert dies den Schwierigkeitsgrad und den Frustfaktor enorm. Da hilft dann immerhin die schon erwähnte Autozielfunktion, die den Schwierigkeitsgrad insgesamt einigermaßen erträglich macht. Trotzdem hätte man das Speichersystem sicherlich besser umsetzen können. Ausserdem erwartet euch nach jedem Ableben von Max eine nervige längere Ladezeit.

Durchwachsene Technik
Nicht nur beim Leveldesign und beim Aufbau der Steuerung wurde der Titel ohne grosse Änderungen vom PC-Original übernommen, auch bei der Technik blieb man nahe am Original - sowohl im positiven wie auch im negativen Sinn. Rockstar hat es tatsächlich geschafft, die vielfältigen Texturen auf die PS2 zu portieren, allerdings wirken sie zuweilen etwas unscharf. Trotzdem gehören die Texturen hier zum besten, was man auf der PS2 bisher gesehen hat, besonders bei den Charakteren. Leider wirken die Figuren und sonstige Elemente wie Fahrzeuge und Räume aber sehr eckig, da hätte man ruhig ein paar Polygone mehr einsetzen dürfen.

Einer der grafischen Leckerbissen bei 'Max Payne' auf PC waren die coolen Effekte - schaltet ihr in Zeitlupe, wenn um euch Flammen zucken, Patronen zur Seite fliegen, Schüsse durch das Zimmer zischen und kurz die Umgebung erhellen und die Inneneinrichtung durch den Kampf beschädigt wird, fühlt man sich mitten in einem Hollywood-Actionthriller. Leider wurden viele dieser Effekte in der PS2-Version gestrichen oder wirken deutlich weniger spektakulär. Schade, denn gerade solche Effekte müsste die Sony-Konsole eigentlich locker hinbekommen.

Max Payne
Die komplexe Tastenbelegung.

Des weiteren fällt die ruckelige Optik auf - ist auf dem Screen mächtig was los, bricht die Framerate massiv zusammen. Dies stört nicht nur den visuellen Eindruck, sondern macht auch das genaue Zielen bei ausgeschalteter Autozielfunktion praktisch unmöglich. Auch wenn man an der Grafik einige Mängel aufzählen muss, darf man nicht unerwähnt lassen, dass die Grafik insgesamt immer noch einen tollen Eindruck macht. Vor allem die mit viel Liebe zum Detail gestalteten Levels und die abwechslungsreichen und sehr stimmigen Texturen sind ein echter Hingucker.

In Sachen Grafik findet sich also einiges an Licht und Schatten, beim Sound hingegen stimmt alles. Angefangen bei den atmosphärischen Klaviermelodien, die immer wieder im Hintergrund eingespielt werden und perfekt zur düsteren kalten Stimmung des Spiels passen. Doch auch die vielfältigen saftigen Soundeffekte - insbesondere die Schussgeräusche und makaberen Sterbensschreie der Feinde - lassen einen so richtig wie in einem Actionfilm fühlen. Abgerundet wird das ganze durch eine hervorragende Sprachausgabe und viel Wortwitz in den Dialogen. Allerdings sollte man für diese Zwischensequenzen einigermassen englisch verstehen können, da alle Texte und Sprachausgabe in Englisch gehalten sind.

 

Fazit

von David Stöckli
Bereits auf PC konnte mich Remedys Actionfeuerwerk begeistern. Schade, dass sich die Entwickler von Rockstar nicht mehr Mühe gegeben haben, das Spiel den Eigenschaften der PlayStation 2 anzupassen - besonders in punkto Steuerung, Speichersystem und einigen Grafik-Mängel hätte man sicherlich mehr erreichen können. Trotzdem bleibt 'Max Payne' ein packender Actionhit mit viel Kinoatmosphäre, interessanter Story und coolem Bullet-Time-Feature, der mit etwas mehr Umfang und komplexerer Levelarchitektur eine noch höhere Wertung erreicht hätte.  

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