Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Test - Rygar: The Battle of Argus : Konkurrenz für God of War?

  • Wii
Von  |  | Kommentieren

„Vernichte die finsteren Titanen und rette die Prinzessin". Wir nehmen den Auftrag an! In Tecmos neuem 3D-Action-Adventure spielt ihr den betuchten Helden Rygar, einen legendären Krieger mit strahlend weißer Animé-Frisur à la Devil May Cry, der für sein Leben gern Monster plättet und nebenbei offensichtlich auch noch was mit der örtlichen Prinzessin am Laufen hat. Kein Wunder also, dass er eines Tages grantig wird, als fiese Schurken wie aus dem Nichts auftauchen und die holde Aristokratin einfach mal vor seiner Nase entführen. Flugs also die hauseigene Spezialwaffe, einen Schild namens Diskarmor, geschnappt und fix hinterher.

Der Name Rygar kommt uns bekannt vor. Richtig, denn der wortkarge Superheld kloppte sich schon dreimal durch die römisch-griechisch angehauchte Mythenwelt der Insel Argus: 1986 auf dem C64, 1987 auf dem NES und 2002 auf der PlayStation 2. Wer die letzte Version Rygar: The Legendary Adventure kennt, wird sich wohl auch im neuen Teil heimisch fühlen, da Rygar: The Battle of Argus lediglich eine Portierung des sechs Jahre alten PlayStation-2-Titels ist.

Dementsprechend matschig und breiig sieht die Grafik des Spiels leider aus. Überhaupt wird man das Gefühl nicht los, einen Uralt-Titel auf moderner Konsole zu spielen. Steife Animationen, schroffe Menüs im Steinzeit-Look und altertümliche Videosequenzen zeigen, dass Gevatter Diskarmor seine beste Zeit längst hinter sich hat. Alt heißt natürlich nicht automatisch, dass das Spiel schlecht ist, aber wer unwissend ins Regal greift und hinter dem schnieken Cover einen aktuellen Titel vermutet, wird wegen der technischen Defizite sicherlich enttäuscht sein.

Mit Argusaugen betrachtet

Das Original haben wir rückblickend mal mit stolzen 80% bewertet, und das nicht ohne Grund. Zwar ist die platte Heldengeschichte ein Witz und bloß Vorwand, sich stundenlang durch anstürmende Monsterhorden zu prügeln, aber darüber könnt ihr ruhig mal hinwegsehen, da das Spielprinzip an sich durchweg solide ist. Das liegt in erster Linie daran, dass der Wii-Ableger spielerisch ein recht annehmbarer Klon der Genre-Referenz God of War ist (auch wenn Rygar faktisch gesehen schon vorher da war). Ähnlich wie Kratos springt, schlägt und rätselt sich der Knabe mit dem weißen Schopf durch die magisch angehauchte Welt, stellt sich beeindruckenden Bossgegnern und setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um des Königs Tochter bald wieder sein Eigen zu nennen.

Gelungen ist hier vor allem die Steuerung, die locker von der Hand geht und auch weitgehend leicht zu bedienen ist, da der Titel ganz im Sinne seiner Arkadenherkunft so einfach wie möglich gehalten ist. Es gibt zwar einige auffindbare Upgrades und spätere Kombos für eure Waffen, 90 Prozent der Zeit aber wird man sich dabei ertappen, mit wildem Button-Smashing über Balustraden zu hechten und alles Zerstörbare, egal, ob Feind oder Flora, mit dem als Diskarmor betitelten Kettenschild gepflegt in Staub zu verwandeln.

Anfängern wird es sicher gefallen, dass Rygars Reise nicht wirklich fordernd ist. Dank vieler Speicherpunkte und gnädig verteilter Lebensenergie werdet ihr vor größerem Frust bewahrt. Und selbst die mächtigen Bossgegner fallen so einfach aus, dass man flott vorwärtskommt.

Das Spiel ist prinzipiell sehr linear, hat aber oftmals umfangreiche, abwechslungsreiche und leider auch unübersichtliche Levels, in denen man sich immer wieder zurechtfinden muss. Nicht selten springt man daher öfters sinnlos umher und zerdeppert alles in Sichtweite, bis man dabei irgendwann durch Zufall den Weg in den nächsten Abschnitt findet. Das stört so manches Mal und steht ein wenig im Widerspruch zum Rest des Spiels, das generell sehr eingängig ist.

Auch nerven einige Rätsel durch ihre fragwürdige Logik. So muss man beispielsweise erst diverse Riesenraupen zu Schaschlik verarbeiten, bevor man eine neue Superpower erlangt. Erstaunlich, dass der Held erst mit Mitte zwanzig zum ersten Mal lernt, dass man sich auch hinsetzen kann. Sachen wie diese und so manch übertrieben melodramatische Videosequenz lassen einen des Öfteren den Kopf schütteln.

Der Sound ist ähnlich zweischneidig: Zum einen imponiert ein klassischer Orchester-Soundtrack mit überraschend epischen Stücken, auf der anderen Seite sind die Effekte so eintönig und repetitiv, dass man nach dem zehntausendsten Drisch-drisch-drisch-Geräusch des Diskarmor selbst mal den Hammer schwingen will.

Neben der Hauptkampagne gibt es übrigens noch einen blassen Skirmish-Modus, bei dem man endlos Monster auf einer vereinzelten Plattform erledigen darf. Der ist aber nicht wirklich nennenswert, da dies noch eintöniger als die Kampagne und damit nur was für diejenigen ist, die von „drisch-drisch-drisch" nicht genug bekommen können.

Fazit

Christian Mester - Portraitvon Christian Mester
Rygar: The Battle of Argus hatte in den 80er-Jahren seinen Ursprung als stumpfer Arcadetitel, und diese alte Tradition setzt Tecmo gepflegt fort. Abschließend lässt sich sagen, dass das Spiel die Wartezeit auf God of War 3 angenehm verkürzt, selbst allerdings keineswegs in Kratos’ Fußstapfen treten kann. Wer den letzten Teil schon hat, kann sich die Neuauflage aufgrund fehlender Änderungen sparen, alle anderen dürfen jedoch ruhig einen Blick riskieren.

Überblick

Pro

  • recht guter God-of-War-Klon
  • starke Bossgegner
  • große Levels

Contra

  • antike Grafik
  • monotoner Sound
  • sehr eintönig

Kommentarezum Artikel