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Special - Kommentar: Ich bin eine Randgruppe : Diskriminierung in Videospielen

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Nicht genug, dass wir Gamer ständig diskriminiert werden, weil wir ja so unsozial, kommunikationsgestört, übergewichtig und gewalttätig sind – wir treten uns auch noch gegenseitig auf den Schlips! Kommentatorin Viola Tensil mischt heute kräftig mit.

Ich bin eine Randgruppe!

Diskriminierung in Videospielen

Um es gleich vorweg zu nehmen: Dieser Artikel möchte nichts und niemanden diskriminieren. Und sollte sich doch irgendeiner dumm angemacht fühlen, ist das bestimmt nicht meine Schuld. Ha! Da geht es doch schon los: Ich hätte ja auch "irgendeine" schreiben können. Oder "irgendeiner oder irgendeine", und dann hätte der/die/das nächste angefangen zu heulen, dass der/die/das andere zuerst genannt wurde.

Ihr seht: Heute geht es um Diskriminierung und das natürlich vor allem in Videospielen. Auf das Thema gekommen bin ich, als ich diesen Blogeintrag von Melissa McEwan zum neuen PlayStation 3-Spiel 'Fat Princess' gelesen und Tränen gelacht habe. Ja, richtig gelesen, der Spiel-Titel lautet tatsächlich 'Fat Princess'. Im Detail geht es in dem PSN-Game um das alte "Capture the Flag"-Prinzip, wobei die Flagge in diesem Fall die fette Prinzessin ist: Zwei Teams a 16 Spieler versuchen, das Objekt ihrer Begierde zu entführen und in der heimischen Basis ordentlich zu mästen, damit es dem Gegner buchstäblich umso schwerer fällt, die Königstochter zu rauben. Dazu gibt es zehn Maps und fünf Einheitenklassen (Arbeiter, Krieger, Magier usw.) - wenn das nicht nach einer Menge Spaß klingt!

Aber natürlich ruft schon allein der Titel den ersten Protest auf den Plan, denn das könne ja nicht angehen, dass jetzt adipöse Mitmenschen auch noch virtuell auf die Schippe genommen werden. Obwohl, gibt es denn überhaupt einen Grund zur Aufregung? Immerhin ist die übergewichtige Madame eine von insgesamt 32 männlichen Spielfiguren heiß begehrte ... äh, nein, "Trophäe" passt jetzt auch nicht ... sagen wir: Traumfrau. Und ich möchte auch daran erinnern, dass es Kulturkreise in dieser Welt gibt, in denen Beleibtheit ein Zeichen von Wohlstand ist, so dass das permanente Füttern, wie es in 'Fat Princess' geschieht, durchaus als Ausdruck höchster Verehrung gewertet werden kann.

Und überhaupt: Ist es nicht toll, dass nach den zig entführten Game-Prinzessinnen wie Peach, Zelda, Farah und wie sie alle heißen, die alle spindeldürr sind, endlich auch mal ein anderes Frauenbild die Hauptrolle spielen darf? Da dürfte doch noch nicht einmal Alice Schwarzer meckern.

Ich sehe schon, so richtig überzeugen kann ich mich selbst nicht. Ei ei ei, das kann ja was werden – das Spiel ist ja noch nicht einmal erschienen. Sieht also ganz so aus, also ob erneut ein Videospiel für kollektive Entrüstung sorgen wird, wobei ja wenigstens der Killerspiel-Faktor diesmal ausgeschaltet ist. Dafür schlagen dann die Dicken Alarm. Oder nur die dicken Frauen? Warum nicht gleich alle Frauen? Wir weiblichen Zocker werden ja sowieso immer gleich doppelt diskriminiert: Zum einen, weil wir überhaupt spielen, und zum anderen durch die Darstellung weiblicher Charaktere in den Spielen selbst. Da gab es gerade in jüngerer Vergangenheit den Aufreger, dass in 'Age of Conan' männliche Charaktere besser kämpfen als weibliche - was die einen als Realismus im Spiel bewerten, während die anderen sich beschweren, dass man dann wenigstens die anderen Fähigkeiten der Frauen-Figuren entsprechend höher leveln müsste.

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