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Special - Warum lange Spiele besser sind - Kommentar : Ich nehme mir die Zeit

  • Multi
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Ich mag Videospiele. Schon als kleines Kind verbrachte ich gerne Stunden vor dem Fernseher und stürzte mich in fremde Welten. Das ist heute nicht anders. Noch immer hocke ich gerne ganze Abende vor der Flimmerkiste, bewahre Königreiche vor dem Untergang oder raube Banken aus. Auch wenn meine Freizeit nicht mehr den Umfang hat wie vor 15 Jahren, liebe ich es, mich in ein Spiel richtig reinzufuchsen. Und das geht am ehesten, wenn die Abenteuer episch sind.

Ich kann Kollege Ilyass ja verstehen, in unserer schnelllebigen Zeit ist es für viele nicht  einfach, umfangreiche Videospiele wie Grand Theft Auto V oder Dark Souls II durchzuspielen. Man ist berufstätig, studiert, paukt für kommende Klausuren. Wo bleiben da die ruhigen Momente, um zum Controller zu greifen? Zudem muss man sich erneut in einen bestimmten Charakter und seine gegenwärtige Situation hineinversetzen. Was passiert gerade in dieser Welt? Welche Aufgabe muss ich aktuell lösen? Und wie, zum Teufel, funktioniert noch mal die Steuerung?

Das sind Fragen, mit denen ich mich jedes Mal aufs Neue auseinandersetze. Und trotzdem nehme ich mir für solche Spiele gerne Zeit, weil ich mich bevorzugt in virtuellen Welten tummle, die groß und reichhaltig sind. Titel, bei denen nach zwei Stunden der Abspann über den Bildschirm flimmert, schaffen diese Immersion einfach nicht. Da ist der Spaß vorbei, bevor er überhaupt begonnen hat.

Ich entscheide, was passiert

Auf Entdeckungstour gehen. Einfach losmarschieren und schauen, was passiert. So entstehen die besten Geschichten. Niemand redet darüber, wie er oder sie in Hotline Miami in einem Apartment Leute tötete. Man erzählt Anekdoten darüber, wie man zum Beispiel in The Elder Scrolls V: Skyrim durch das Land zog und plötzlich eine Höhle fand, die statt einen kurzen Umweg oder ein bisschen Beute ein fesselndes Abenteuer bot. Es sind solche Momente, die mir in Erinnerung bleiben.

Wir wachsen zusammen, der Charakter und ich. Gemeinsam erlebt man Achterbahnfahrten. Sei es der Höllenritt mit Leon S. Kennedy in Resident Evil 4 oder Amaterasus malerische Reise in Okami. Man genießt jede Sekunde und saugt sie wie ein Schwamm auf. Dabei bin ich mir durchaus bewusst, dass mit jeder Spielstunde die Gefahr der aufkommenden Langeweile größer wird. Und vielleicht gibt es mal eine Aufgabe, die sich etwas zieht, oder einen Bosskampf, der etwas einfallslos ist. Aber im Großen und Ganzen sind das Peanuts. Wenn ich dafür in Grand Theft Auto V mit Freunden Golf spielen kann oder so cool inszenierte Schusswechsel bekomme wie in Far Cry 3, dann nehme ich das gerne in Kauf.

Ihr seht schon: Für Leute wie mich, die gerne in andere Welten abtauchen, ist die Spielzeit nicht unwichtig. Denn Abenteuer müssen sich Zeit nehmen, um sich zu entfalten. Charaktere brauchen Zeit, um sich zu entwickeln. Und auch die Spielmechanik braucht Zeit, um zu zeigen, was alles möglich ist. Ins kalte Wasser geworfen zu werden, macht keinen Spaß. Gute Spiele müssen sich einfach Zeit nehmen. Dann nehme auch ich mir gerne Zeit.

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