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Test - Space Hulk: Deathwing : Ist es so schlecht, wie alle sagen?

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KI-Klötze am Bein

Eine Besonderheit der Solokampagne ist, dass eure Charakterklasse als Scriptor bereits vorgegeben ist und ihr am Ende jedes Kapitels, abhängig von eurer Leistung, eine gewisse Anzahl an Skill-Punkten erhaltet. Die könnt ihr in drei verschiedene Kategorien investieren und somit entweder eure Team-Mitglieder, euch selbst oder eure psychischen Kräfte verstärken. Neue Fähigkeiten werden linear freigeschalten, einen Baum im klassischen Sinne gibt es also nicht. Weitere seltsame Design-Entscheidungen runden das lieblose Bild ab. So könnt ihr etwa in jedem Level eine Handvoll versteckter Relikte finden. Abgesehen von einem leichten Einfluss auf eure Abschlussbewertung haben diese jedoch keine spielerische Bedeutung.

Eure beiden KI-Begleiter machen nur drei Dinge automatisch: atmen, euch folgen und Tyraniden töten. Der Rest funktioniert über Kommandos. Selbst dem Heiler müsst ihr regelmäßig sagen, um wen er sich kümmern soll. Nicht einmal sich selbst rettet er aus einer kritischen Lage, wenn ihr es ihm nicht befehlt. Dadurch müsst ihr nicht lediglich auf einen, sondern drei Lebensbalken gleichzeitig achten. Um das Babysitten zumindest etwas zu erleichtern, könnt ihr pro Mission viermal ein Psy-Tor öffnen und so an einen sicheren Ort gelangen, wo ihr geheilt werdet und eure Ausrüstung ändern dürft. Das ist auch die einzige Möglichkeit, gezielt zu speichern, denn ansonsten gibt es lediglich Autosaves.

Mehr Spaß mit Freunden

Diesen Ärger könnt ihr euch sparen, indem ihr stattdessen mit menschlichen Mitstreitern in den Kampf zieht. Zwei bis vier Spieler dürfen gemeinsam die einzelnen Kapitel absolvieren. Dabei wählt ihr zwischen fünf verschiedenen Klassen. Eine dauerhafte Charakterentwicklung gibt es jedoch nicht. Stattdessen levelt ihr nur innerhalb eines Kapitels und schaltet so neue Fähigkeiten frei. Das monotone Missionsdesign fällt hier deutlich weniger ins Gewicht, weil das Gefühl des gemeinsamen Überlebens in den Vordergrund rückt. Wie so oft bei Koop-Spielen steigt der Spielspaß exponentiell mit den richtigen Team-Kameraden.

Insbesondere wenn ihr das optionale Friendly Fire einschaltet, ist koordiniertes Vorgehen Pflicht, da ihr euch in den engen Gängen oft gegenseitig im Weg steht. Ein weiteres Problem in dem Zusammenhang ist die mangelhafte Klassenbalance. Erfahrungspunkte bekommt ihr vor allem durch das Töten von Tyraniden. Dadurch steigen kampfstarke Klassen deutlich schneller auf als etwa Heiler. Zudem führt es häufig zu einem Gedränge und Gerangel um die Kills, was keineswegs eine gute Taktik darstellt.

Das Technikthema

Besondere Aufmerksamkeit hat Space Hulk: Deathwing vor allem durch unzählige Steam-Reviews auf sich gezogen, die über technische Probleme klagen. Von extremen Framerate-Einbrüchen, Abstürzen und Verbindungsabbrüchen ist da zu lesen. Zwar haben wir all dies auch erlebt, aber weit weniger drastisch als in diesen Schilderungen. So sind etwa Einbrüche der Bildrate bei großen Gegnermassen zu messen, aber unter 30 fps sank sie bei uns fast nie (Testsystem mit GTX 970 und 16 GB RAM bei maximalen Details). Abstürze haben wir nur vereinzelt erlebt.

Dennoch existieren diese Probleme offensichtlich bei vielen Spielern. Die technische Unausgereiftheit zeigt sich auch bei den sehr langen Ladezeiten im Koop-Modus, bei denen wir zwischen den Missionen gerne mal einen Mitstreiter verlieren, weil die Verbindung abbricht. Hinzu kommen einige kleinere Bugs. So wird etwa die Helligkeitseinstellung bei jedem Start des Spiels zurückgesetzt und muss neu justiert werden. Wenn wir sterben und den letzten Ladepunkt auswählen, sind wir des Öfteren plötzlich mit einer anderen Ausrüstung ausgestattet, als ursprünglich gewählt. Etwas mehr Entwicklungszeit hätte Space Hulk: Deathwing sicherlich gutgetan.

Greift zu, wenn...

… ihr als Fans vor allem die Atmosphäre aufsaugen wollt, mit Freunden spielt und über die Mängel hinwegsehen könnt.

Spart es euch, wenn...

… ihr keine absoluten Hardcore-Fans des Szenarios seid oder nur an der Kampagne interessiert seid.

Fazit

Markus Rohringer - Portraitvon Markus Rohringer
Schade!

Space Hulk: Deathwing ist wieder einmal ein Warhammer-40.000-Spiel, das zwar Potenzial hat, aber es größtenteils verschenkt. Die technischen Mängel sind natürlich ärgerlich, doch mit etwas Glück werden sie auf ein erträgliches Maß gepatcht. Spielerisch hingegen ist der Zug wohl abgefahren. Ich bin wirklich enttäuscht, insbesondere weil die Entwickler durchaus verstanden haben, was eine ordentliche Kulisse in diesem Universum ausmacht. Doch auch als Fan kehrte nach der ersten halben Stunde des Staunens zunehmend Ernüchterung ein.

Deathwing ist tatsächlich das erste Spiel seit Langem, bei dem ich mich langweilte. Gegen Ende machte ich mir gar nicht mehr die Mühe, noch nach Relikten zu suchen, sondern sprintete durch die Gänge und ließ Tyraniden, soweit es ging, Tyraniden sein. Die größte Emotion, die das Spiel in mir auslöste, war die Freude, es endlich durchgespielt zu haben. Das gilt wohlgemerkt vor allem für die Solokampagne, die in der Vermarktung des Spiels aber leider eine große Rolle spielt.

Vermutlich hätte man sich einen Gefallen getan, wenn man Deathwing als reines Koop-Spiel entwickelt hätte. Denn gemeinsam mit menschlichen Kameraden funktioniert das stumpfe Ballern auf endlose Gegnerwellen deutlich besser. Mehr als Mittelmaß ist es aber auch da nicht und im Multiplayer haben die technischen Probleme derzeit noch größeres Frustpotenzial.

Überblick

Pro

  • Architektur und Atmosphäre sehr gut eingefangen
  • schöne Auswahl an Waffen
  • der Vorlage entsprechend ausuferndes Gemetzel
  • Ansätze einer Story
  • mehr Spaß im Koop-Modus

Contra

  • fehlende Abwechslung sowohl bei Missionen als auch Kämpfen
  • nur 9 Kapitel
  • Missionsstruktur besser für Koop als für Singleplayer geeignet
  • Ragdoll-Physik führt zu fehlendem Treffer-Feedback
  • Unübersichtlich im Nahkampf
  • technische Probleme
  • kein anhaltender Charakterfortschritt im Multiplayer
  • unausgeglichenes Erfahrungspunktesystem im Multiplayer

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