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Test - The Bard`s Tale IV : Die Rollenspiel-Legende ist zurück!

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Tradition verpflichtet. Und bei diesem Spiel ist die Tradition sehr umfangreich und alt. The Bard’s Tale blickt auf eine drei Dekaden andauernde Geschichte zurück. In den 80er-Jahren war es immerhin die meistverkaufte RPG-Serie der Welt. Diese Erfolgsgeschichte wird nun mit dem vierten Teil fortgeschrieben, der den Namen The Bard`s Tale IV: Barrow`s Deep trägt. Das Kickstarter-Projekt wurde für knapp 1,5 Millionen Dollar realisiert, die von 30.000 Unterstützern stammen. Schafft der Titel den Spagat und macht sowohl Serienkenner als auch Neulinge froh?

100 Jahre nach den Geschehnissen des dritten Teils bedroht ein Kult namens Swordfathers das Idyll, verfolgt und tötet Barden, Zauberer und andere Unschuldige in der Welt Skara Brae. In der Hommage an die Rollenspiele der ganz, ganz klassischen Ära macht ihr euch ans Werk, das Böse abzuwenden. Eines vorweg: The Bard`s Tale IV ist durch und durch ein Spiel für Serienfans der alten Schule.

Dass der Titel einen extrem nostalgischen Einschlag hat, kommt nicht von ungefähr. Denn Entwickler InXile Entertainment wurde 2002 von Brian Fargo gegründet, der bereits sowohl den legendären ersten Teil entwickelte, als auch an dessen Nachfolgern The Bard's Tale II: The Destiny Knight und The Bard's Tale III: Thief of Fate als Schreiber und Director mitwirkte.

Doch damit hört Fargos Vita noch lange nicht auf. Als Executive Producer entwickelte er unter anderem The Lost Vikings, Teile der Clayfighter-Serie, Fallout, Star Trek: Starfleet Academy und den humorvollen 2004er-Titel The Bard’s Tale, der außer dem Namen aber nichts mit der ursprünglichen Serie zu tun hat. Fargo hat sich beim vierten Teil auf die Fahne geschrieben, einen legitimen und doch zeitgemäßen Nachfolger der Trilogie zu schaffen. Dazu holte er sich die Expertise eines weiteren Urgesteins: Auch Serienschöpfer Michael Cranford ist als Berater an Bord.

Nostalgie um jeden Preis?

Ihr seht also, das Erbe scheint in guten Händen. In fast zu guten, will man meinen. Denn was sofort ins Auge fällt, ist, dass The Bard’s Tale IV in erster Linie an die alte Garde von Fans der Serie adressiert ist. Zwar erschafft nun die potente Unreal Engine 4 die Spielwelt, doch werden ihre Möglichkeiten nicht annähernd ausgenutzt. Das liegt zum großen Teil an der Spielweise. Ihr steuert eure bis zu sechs Charaktere große Party aus der Egoperspektive, und zwar alle auf einmal – wie in alten Zeiten eben. Ihr lenkt sie durch eine karg designte Spielwelt, die euch von einem Checkpoint zum nächsten schickt.

Nur gelegentlich findet ihr abseits des Spielgeschehens etwas, das sich zu entdecken lohnt: Schätze, Truhen mit Ausrüstung oder einen interessanten (oder weniger interessanten) Gesprächspartner. Angesichts der riesigen Rollenspielwelten von heute ist diese Art von Linearität merklich aus der Zeit gefallen. Ein Gefühl von Freiheit will über weite Strecken des Spiels nicht aufkommen. Wer sein Rollenspiel allerdings genau so mag, der kann die Geradlinigkeit auch als Pro vermerken.

Das eingezäunte Spieldesign führt dazu, dass sich sowohl die Spielwelt als auch das Spielgeschehen nicht so richtig entfalten können. Abgesehen davon erwarten euch ungewohnt wenig interessante Gesprächspartner. Schade, denn gerade in diesem Punkt hätte der Titel einiges an Boden gutmachen können.

Trefft ihr auf Gestalten, die euch nicht wohlgesinnt sind, dann wechselt das Spiel den Modus. Gekämpft wird rundenbasiert. Das Spielfeld ist in zwei Bereiche aufgeteilt, die jeweils 16 Felder umfassen. Ihr seid auf der einen Seite, die Feinde auf der anderen. Zu Beginn habt ihr drei Punkte bei jedem Zug. Diese müsst ihr für Angriffe, Aktionen, Zaubersprüche et cetera einsetzen. Wie ihr das macht, ist entscheidend, denn durch geschickte Nutzung eurer Fähigkeiten nehmt ihr weniger Schaden und erhöht eure Chance, lebend aus dem Kampf zu kommen. Das wirkt taktisch, kann aber nicht auf die gleiche Weise fesseln wie in manch ähnlich geartetem Spiel. Zwar ist das System einsteigerfreundlich, doch auf Dauer wenig motivierend.

Das Timing im Abschnitt vor der Feindbegegnung ist wichtig. Überrascht ihr eure Feinde, indem ihr euch von hinten an sie heranschleicht, dann habt ihr einen Vorteil im anstehenden Kampf. Überraschen sie wiederum euch, seid ihr im Hintertreffen. Gelegentlich hilft aber kein Anschleichen mehr und ihr müsst euch stattdessen im Wegschleichen üben. Denn manche Feinde sind einfach zu schwer. Das erweitert natürlich etwas die Aktionsmöglichkeiten. Richtig motivierend sind aber auch diese Schleicheinlagen nicht. Sie wirken eher plump und aufgesetzt.

Zusätzlich langweilt das Spielgeschehen mit vielen obligatorischen Textdialogen und kleineren Rätseln, um Türen zu öffnen. Die unterbrechen oft das Spielgeschehen und nerven mehr, als dass sie Spaß machen. Erst im späteren Verlauf werden sie kniffliger und motivieren mehr. Manchmal übertreiben es die Entwickler aber mit dem Schwierigkeitsgrad teilweise extrem verzwickter Rätsel. Natürlich gibt es einen ausreichend großen Fähigkeitenbaum und auch die Möglichkeit, eigene Waffen und Ausrüstung zu schmieden, um Geheimnisse in der Spielwelt zu entdecken.

Oldschool, innen wie außen

Für die Zwischensequenzen setzt Entwickler InXile Entertainment auf hübsche Zeichnungen. Besonders witzig sind die gelegentlichen Videos mit echten Schauspielern. Sogar wenn ihr einen Spielstand ladet, gibt es davor eine kurze Live-Action-Zusammenfassung des Barden. Das wirkt so nostalgisch und zugleich originell, dass wir uns davon mehr gewünscht hätten.

The Bard's Tale IV - Barrows Deep Launch Trailer
The Bard's Tale IV ist in wenige Tagen zumindest schon einmal für den PC offiziell erhältlich.

Wovon wir ebenfalls mehr vertragen hätten, sind die Speichersteine. Denn nur an ihnen dürft ihr euren Spielstand sichern. Das führt gelegentlich dazu, dass ihr große Teile des Spiels wiederholen müsst, solltet ihr das Zeitliche segnen. Das ist in manchen Momenten frustrierend, vor allem wenn man gerade viele Gegenstände und Erfahrungspunkte gesammelt hat. Geradezu vom Spiel verzaubert werdet ihr hingegen, wenn ihr Liebhaber gälischer Musik seid. 30 Stunden original gälische Musik umfasst der mittelalterliche Soundtrack. Eine ebenso lange Spielzeit versprechen die Entwickler, wenn ihr The Bard`s Tale IV von vorne bis hinten durchspielt.

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