Test - The Walking Dead Episode 4: Around Every Corner : Nirgendwo ist es mehr sicher
- X360
Es heißt Abschied nehmen. Die vierte Episode der Adventure-Serie The Walking Dead steuert geradewegs auf das große Finale zu, ohne dabei auf die Bremse zu treten. Im Gegenteil: Pausenlos serviert euch Telltale Ereignisse, die unter die Haut gehen. Pausenlos trefft ihr Entscheidungen, die das Schicksal anderer Überlebender grundlegend verändern. Pausenlos müsst ihr mit euren Konsequenzen leben. Und ebenfalls pausenlos sitzt ihr während dieser Episode vor dem Fernseher.
Die Überlebenden rund um Lee und Clementine sind mit dem Zug endlich in Savannah angekommen. Von Zombies verfolgt, fliehen sie auf ein Grundstück, um weitere Vorgehensweisen zu planen. Die Stimmung ist gereizt. Auf der Suche nach einem Boot lernen sie am Hafen Molly kennen, eine Einzelgängerin, die durch die menschenleeren Straßen schleicht. Sie berichtet von den Crawfords, einer Gruppierung, die im nahe gelegenen Campus ihr Unwesen treibt und jeden tötet, der krank, zu alt oder zu jung ist. Getreu dem Motto: Nur die Stärksten überleben.
Hoher Spannungsbogen
Die vierte Episode unterscheidet sich deutlich von der vorherigen. Das Erzähltempo ist schneller, dafür bleiben die Schläge in die Magengrube weitgehend aus. Weitgehend, denn natürlich müsst ihr wieder Entscheidungen treffen, die euch mit euch selbst hadern lassen. Selten gab es ein Spiel, das euch eure Taten so sehr hinterfragen lässt. Zeit, darüber nachzudenken, habt ihr nicht, denn ihr müsst oft zu den Waffen greifen und euch gegen Zombies wehren. Wie in Long road ahead gibt es wieder einige Shooter-Sequenzen, die nicht sonderlich herausfordernd sind und sich immer noch ein wenig fremd anfühlen. Der grandiosen Atmosphäre tut dies jedoch keinen Abbruch.
Die Action nimmt zu, dafür müssen die Rätsel wieder weichen. Einige Aufgaben erfordern noch immer etwas Hirnschmalz, allerdings liegt die Antwort in vielen Fällen auf der Hand oder zumindest in der Nähe. Und gerade am Ende, wenn ihr glaubt, die Entwickler würden euch relativ entspannt in den Abspann entlassen, wird euch der Boden komplett unter den Füßen weggerissen. Es ist bemerkenswert, wie fokussiert das Entwicklerstudio Telltale die Geschichte erzählt und dabei keine Rücksicht auf Verluste nimmt. Auch wenn es nicht dazu beiträgt, dass sich euer Wohlbefinden bessert, hilft es doch dabei, dass dieses interaktive Medium erwachsen wird. Mühelos, wie es scheint.
Konfliktbereitschaft
Zu verdanken ist das den ausgezeichneten Charakteren. Allen voran überzeugen Lee und Clementine. Die Beziehung zwischen den beiden wird in vielen kleinen, scheinbar bedeutungslosen Momenten widergespiegelt. Etwa dann, wenn Lee ein Bild von sich findet, das Clem gemalt hat. Über die letzten Episoden entstand eine so fabelhafte Chemie zwischen den beiden, dass ihr umgehend mitfühlt, wenn das kleine Mädchen traurig ist. Um so mehr von Stolz erfüllt werdet ihr sein, wenn euch Clem aus der Patsche hilft oder einen Zombie erschießt. Doch auch die anderen Charaktere sind detailliert ausgearbeitet: Sei es der trottelige Ben, der leidende Kenny oder der toughe Neuzugang Molly. Ihr fühlt mit allen mit.
Umso schwieriger wird es, wenn es zu Streitereien kommt. Auf welche Seite schlagt ihr euch? Beendet ihr Freundschaften, nur weil ihr einmal anderer Meinung seid? Macht ihr euch das Leben einfacher, auch wenn das bedeutet, in den sauren Apfel der Moral zu beißen? Auch wenn die Konsequenzen die Handlung nicht komplett auf den Kopf stellen, können die Beziehungen sich drastisch ändern. Ihr solltet daher aufmerksam zuhören, denn Verbündete werdet ihr brauchen.
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