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Test - The Westerner : The Westerner

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Für eine Handvoll Dollars
Auch beim Rätsel-Design haben die Entwickler in vielen kleinen Details geschlampt. Das Problem des ganzen Adventures lässt sich an zwei Beispielen festmachen: Karotten und Geld. So zählt es zu den Aufgaben eures Cowboy-Lebens, euer Pferd Ray, welches als Transportmittel dient, regelmäßig mit neuen Mohrrüben zu füttern. Anstatt die Nahrung aber zu erkniffeln, müsst ihr lediglich einen Eimer mit Wasser füllen und ein Feld gießen. Wiederholt ihr diese Prozedur zwei bis drei Mal, dürft ihr fünf neue Möhren ernten. Da Ray von der Start-Farm bis in die Stadt und zurück schon vier Einheiten aufbraucht, zählt der Feldbesuch zu euren häufigsten Aktionen. Wesentlich sinnvoller wäre es wohl gewesen, ein schwieriges Puzzle für die einmalige Nahrungsbeschaffung einzubauen.

Ebenso fragwürdig ist das Geld-System: Wie jeder Held ist Fenimore äußerst knapp bei Kasse und muss sich – so gar nicht heldenhaft – bei seinen Mitmenschen bedienen. Was eigentlich gut klingt, weil ihr dadurch gezwungen werdet, jede Schublade zu öffnen und jedes kleine Detail zu erkunden, wird vor allem durch die Auswirkungen der Dollars zunichte gemacht: Nicht ein Rätsel könnt ihr mit einem dicken Geldbeutel lösen, nein, gleich eine ganze Reihe. Wenn ihr etwa einen Wagenheber für eine verunglückte Kutsche benötigt, sucht ihr nicht etwa eine Person, die einen besitzt und erkundigt euch, was sie dafür haben möchte. Ihr lauft ganz einfach in den Laden und greift beherzt zu. Fünf Dollar, nehme ich. Danke, bitte, gerne wieder.

Natürlich ist nicht alles schlecht: Einige Puzzles sind durchaus umfangreich und gut durchdacht, zumal ihr immer im Hinterkopf habt, was letztlich euer Ziel ist. Auf dem Weg dorthin müsst ihr mehrere Schritte durchlaufen; anfangs nur eure Waffen finden, später dann Werkzeuge, Dynamit und weitere Verbündete auftreiben, welche euch unterstützen. Da die Welt von 'The Westerner' wirklich riesig ist und ihr alles sofort mitnehmen dürft, quillt euer Inventar häufig über, was den Spielfluss mitunter hemmt. Immerhin haben die Entwickler weitgehend auf Action-Sequenzen wie in 'Baphomets Fluch 3' verzichtet und frustige Geschicklichkeitseinlagen vermieden.

Spiel mir das Lied vom Tod
Zu allem Übel hält auch die Grafik nicht das, was sie auf Screenshots versprochen hat: Während die Modellierung der Charaktere im Stile von 'Toy Story' sowie deren Animationen über jeden Zweifel erhaben sind, fällt die Landschaftsgrafik stark ab. Eckige Objekte, starkes Kantenflimmern und mäßige Texturen schwächen die Optik auf ein gutes, aber eben nicht hervorragendes Niveau ab. Leider kam es mit der deutschen Verkaufsversion während unserer Testphase neben einigen technischen Schwierigkeiten zu handfesten Bugs: Aufgelesene Gegenstände verschwanden urplötzlich, Abstürze häuften sich in der Mitte des Spiels und waren nur mit alten Treibern in den Griff zu bekommen.

Über jeden Zweifel erhaben ist dagegen wieder einmal die Sprachausgabe, welche von dem renommierten Hamburger Studio toneworx übernommen wurde, die sich schon für 'Runaway' und 'Tony Tough' verantwortlich zeichneten. Sämtliche Rollen wurden gut besetzt, am markantesten wohl mit der Stimme von Bruce Willis als Joe Banister. Musik-Untermalung ist dafür eine Seltenheit, nur in bestimmten Situationen – zum Beispiel beim Stibitzen des Geldes – wird ein kleines Sound-Sample eingespielt.

 

Fazit

von Fabian Walden
'Masse ist nicht Klasse', 'Es ist nicht alles Gold, was glänzt', oder 'Der rechte Funke will nicht überspringen' - es gibt viele Plattitüden, mit denen ich das Fazit beginnen könnte und viele würden meine Gefühle bei 'The Westerner' blendend beschreiben. Es ist ein Spiel der Gegensätze: Die Figuren sind sehr hübsch, Außen-Umgebungen dagegen enttäuschend. Das Intro ist lustig, danach blitzt der Humor aber nur stellenweise auf. Die wenigen Gespräche wissen zu überzeugen, die Rätsel hingegen selten. Für Adventure-Fans und Freunde von 'Monkey Island' dennoch eine Kauf-Empfehlung, alle anderen sollten eine etwaige Demo abwarten. 'The Westerner' ist ein gutes Spiel, aber nicht der erhoffte Genre-Retter.

Überblick

Pro

  • hübsche Charaktere
  • flüssige Animationen
  • frei begehbare Umgebung
  • überwiegend gute Steuerung
  • gelungenes Dialog-System
  • Vorgänger als kostenloser Bonus

Contra

  • Außengrafik kantig und schwammig
  • vereinzelte Bugs und Technik-Probleme
  • zu viele Gegenstände
  • wenig einfallsreiche Puzzles
  • nerviges Nahrungs- und Geld-System
  • teilweise äußerst langatmig
  • zu viele Parallelen zu 'Monkey Island'

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