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Test - Total War: Attila : Die Hunnen sind los!

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Erfolg oder Kastration!

Mehr Aufmerksamkeit als zuvor haben die Entwickler der Familienpolitik, also dem Familienstammbaum, gewidmet. Dort wird nicht nur die Thronfolge festgelegt, sondern durch Zwangsheiraten, diversen Gefälligkeiten oder Vetternwirtschaft werden auch die Loyalität und politische Ämter bestimmt. Verzettelt man sich hier, kann das jedoch auch ziemlich negative Folgen für den jeweiligen Herrscher haben. Wer gewissen Aufforderungen nicht nachkommt oder im Kampf versagt, den können wir zur Strafe kastrieren oder ihm die Augen ausstechen.

Ziemlich martialisch, aber wer in diesem finsteren Zeitalter milde walten lässt, wird schnell an Ansehen verlieren. Gemessen wird der Einfluss der Familie auf das Volk und auf die Elite an den Werten "Herrschaft" sowie "Kontrolle". Beides ist sehr übersichtlich gestaltet, was auch auf den Stammbaum und die Aktionsmöglichkeiten zutrifft. Insgesamt wird außerhalb der Echtzeitkämpfe ein komplexes Strategiesystem geboten, das dennoch verständlich bleibt.

Schwerter gezückt & Fackeln angezündet

Geht ihr auf der Strategiekarte zum Angriff über oder werdet selbst angegriffen, erlebt ihr die beliebten epischen Echtzeitschlachten. Diese könnt ihr selbst spielen oder vom Computer ausfechten lassen. Wobei man höchstens aus Zeitnot oder mit einem übermächtigen Heer die Option der Computer-Schlacht wählen sollte, da ihr sonst einen Höhepunkt des Spiels verpasst und viel zu hohe, unnötige Verluste erleidet. Entscheidet ihr euchch, selbst an die Front zu gehen, werden euch eine geniale Inszenierung und allerhand strategische Entscheidungen geboten. Wenn sich Tausende Soldaten gegenüberstehen, ist das richtig beeindruckend.

Von der Belagerung bis zur Schlacht auf offenem Feld sind unzählige Szenarien möglich. Was dabei gut gefällt, ist das neue dynamische Feuersystem, mit dem man sogar ganze Städte niederbrennen kann, ob gewollt oder ungewollt. Woran die Entwickler allerdings immer noch feilen müssen, sind die teils behäbigen Einheiten, die hakelig zu befehligen sind und, noch ärgerlicher, mit einer Bierruhe Befehle umsetzen. Das ist gerade in der Hektik einer begonnenen Schlacht arg bescheiden. Auch die direkte Performance der Kämpfe, also wenn die Einheiten aufeinandertreffen, darf gerne noch etwas spektakulärer ausfallen. Ansonsten gibt es hier nicht viel zu bemängeln, da die Echtzeitfeldzüge insgesamt viele neue Kampfsituationen und Angriffstaktiken bieten.

Optik & mehr

Generell gefällt das neue Szenario dieser düsteren Epoche des fünften Jahrhunderts mit seinen kühlen klimatischen Bedingungen. Die Einheiten sind stimmig und die meisten Animationen echt sehenswert. Sicher geht immer noch mehr, aber wenn man bedenkt, was euer Rechner in den Echtzeitschlachten mit Abertausenden Einheiten leisten muss, ist das optisch top und sehr atmosphärisch.

Wer übrigens keine Lust auf die zeitfressenden Kampagnen hat, kann sich in den Schlachtenmodus begeben. Wobei auch hier einiges an Zeit investiert werden muss. Zusätzlich zu den neun historischen Schlachten könnt ihr eigene Gefechte erstellen oder euch im Multiplayer mit anderen messen. Wem das noch nicht genügt, der kann sich den DLC mit dem Kulturpaket der Wikingervorfahren kaufen, der die Nordmänner als zusätzliches spielbares Volk hinzufügt.

Fazit

Erik Rössler - Portraitvon Erik Rössler
Mit Feuer & Schwert auf den Strategiethron

Creative Assembly setzt wieder ein Zeichen im Genre der Strategiespiele - und zwar ein ganz großes. Total War: Attila erfindet das Rad nicht neu und spielt sich von der Basis her wie seine Vorgänger. Aber es wurde ordentlich gearbeitet, um viele Ecken rund zu schleifen. So ist das Familiensystem verfeinert worden, es rückt mehr in den Fokus beim Taktieren außerhalb der Echtzeitschlachten. Außerdem machen die neuen Völker mächtig Spaß - vor allem die Hunnen, die plündernd durch die Lande ziehen und keine eigenen Städte haben. Insgesamt bietet der neue Teil noch mehr strategische Tiefe, was Total-War-Erfahrene jubeln lässt, Einsteigern aber weiterhin den Einstieg erschwert. Zudem wurde an der Gegner-KI gearbeitet, die uns noch mehr fordert als zuvor. Einzig die Einheiten in den Echtzeitschlachten bedürfen der Optimierung. Denn nichts ist nerviger als eine Armee, die Befehle nicht augenblicklich umsetzt und sich stellenweise bewegt, als würde sie zu einem Kaffeekränzchen marschieren. Davon abgesehen ist Attila auch vom Szenario her sehr gelungen und bietet in seiner Gesamtheit erstklassigen Spielspaß. Wir schicken ein großes Lob nach Britannien für einen herausfordernden und zeitintensiven Strategietitel, der alle PC-Taktiker mehr als zufriedenstellen dürfte.

Überblick

Pro

  • lange Spielzeit von weit über hundert Stunden
  • vielfältige Völkerauswahl
  • neues Spiel-Feature mit Nomaden
  • überarbeiteter Familienstammbau
  • umfangreiche Reichsplanung
  • komplexes Strategiesystem
  • dynamische Witterung
  • pompöse Echtzeitschlachten
  • neue Kampfsituationen und Angriffstaktiken
  • dynamisches Feuersystem
  • etliche neue Einheiten
  • spannendes Szenario
  • starke, aber faire Gegner-KI
  • passende Atmosphäre
  • stimmige Grafik
  • kurzweilige Multiplayer-Kampagne
  • Möglichkeit, eigene Gefechte zu erstellen

Contra

  • für Einsteiger eventuell zu komplex
  • teils behäbige Einheiten in den Echtzeitschlachten
  • Einheiten reagieren zu langsam auf Befehle
  • Performance im Echtzeitnahkampf nicht optimal

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