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Test - Unforgiving: A Northern Hymn : Horror-Geheimtipp zum Schnäppchenpreis

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Horrorspiele gibt es mittlerweile verdammt viele auf PC und Konsolen. Richtig gut sind allerdings nur die wenigsten Vertreter dieses Genres. Dennoch hat sich das noch relativ unbekannte Team von Angry Demon Studio daran versucht, euch mit dem ungewöhnlichen Unforgiving: A Northern Hymn das Gruseln zu lehren. Das mussten wir natürlich unbedingt ausprobieren – und waren freudig überrascht. Oder besser gesagt: freudig verängstigt.

Bereits die ersten Minuten von Unforgiving ziehen aufgrund der intensiven Atmosphäre unweigerlich in ihren Bann. Wir kommen in der Rolle einer jungen Frau zu Bewusstsein, die sich gefesselt auf der Rückbank eines Autos befindet. Auf dem Fahrersitz erkennen wir einen glatzköpfigen Kerl, der bei voller Fahrt mit seinem Handy telefoniert. Erste verzweifelte Versuche, die Fesseln zu lösen, schlagen fehl.

Während wir den Bruchstücken des Gesprächs folgen, setzen wir zu einem heftigen Tritt gegen den Kopf des Fahrers an. Der Wagen kommt von der Straße ab, alles wird dunkel. Wenige Augenblick später erwachen wir erneut, diesmal am Rande eines düsteren Waldes – dem Ausgangspunkt für unser Abenteuer.

Schwedische Wälder voller Gefahren

Die soeben beschriebene Anfangsphase mag auf den ersten Blick nichts Besonderes sein, ist aber gut inszeniert und stimmt gleichzeitig auf die düstere Atmosphäre ein, die uns während des gesamten Spiels begleitet. Schon kurz nach dem unfreiwilligen Ausflug mit dem Auto in die Botanik stellt sich heraus, dass der Glatzkopf wohl unser Bruder ist, der uns nur vor unserer „Sucht“ beschützen wollte. Was genau sich dahinter verbirgt, erfahren wir zunächst nicht.

Doch genau das ist eine der großen Stärken von Unforgiving: vage Andeutungen, die Spannung und Neugierde gleichermaßen erzeugen. Immer wieder wirft uns das Spiel einige Brocken hin, die uns locken sollen. Das beginnt bereits damit, dass wir nach der Trennung von unserem Bruder plötzlich den Lichtschein eines Hauses am Horizont entdecken. Finden wir dort Hilfe? Wer wohnt dort? Oder lauern in dem Haus nur wieder neue Gefahren?

Ebenfalls hervorzuheben ist die grundlegende Thematik von Unforgiving. Denn anstatt uns die mittlerweile ziemlich ausgelutschten Zombies, Vampire oder andere weitläufig bekannte Kreaturen auf den Hals zu hetzen, bekommen wir es mit der hierzulande sicherlich weniger bekannten schwedischen Folklore sowie Teilen der nordischen Mythologie zu tun.

Das mag für den einen oder anderen etwas befremdlich wirken, wenn er die auftauchenden Wesen nicht kennt und einige der Anspielungen nicht gänzlich versteht. Andererseits bringt das frischen Wind in das etwas angestaubte Genre, zumal der Ausflug in die nordischen Sphären der allgemeinen Gruselstimmung keinen Abbruch tut – ganz im Gegenteil.

Vor allem die regelmäßigen Jump-Scares werden euch immer wieder mächtig erschrecken. Das liegt in erster Linie an ihrem exzellenten Timing: Die Entwickler beweisen ein ziemlich gutes Gespür dafür, an welchen Stellen des Spiels ein Schockmoment besonders effektiv oder eine ruhigere Passage zum Abklingen des Adrenalinpegels angebracht ist. Hut ab, das haben selbst schon erfahrenere Teams vermurkst.

Übersetzung aus der Hölle

Dank seiner dichten Atmosphäre fällt nur selten auf, wie linear Unforgiving doch eigentlich ist. Es gibt zwar einige Passagen, vor allem im eingangs erwähnten Wald, die ein gewisses Open-World-Flair samt ausgiebigen Erkundungstouren versprühen. Die meiste Zeit über klappert ihr jedoch einen vorgegebenen Pfad ab. Dieses straff geschnürte Handlungskorsett ist prinzipiell auch nötig, da ansonsten die bereits angesprochenen Jump-Scares nicht richtig funktionieren würden. Zudem gibt es immer wieder kleinere Rätsel, die zwar nicht sonderlich anspruchsvoll sind, allerdings mitunter erfrischend unkonventionell präsentiert werden.

Leider wirkt die Grafik von Unforgiving trotz der eingesetzten Unreal Engine mitunter kantig und altbacken. Vor allem einigen der Charaktermodelle merkt man das wohl nicht gerade üppige Budget des Spiels an. Das gekonnte Spiel mit Licht und Schatten verbuchen wir zwar auf der Positivseite, doch insgesamt gesehen brennt Unforgiving sicherlich kein modernes Grafikfeuerwerk ab.

Unforgiving: A Northern Hymn - Official Trailer
Wieder einmal will uns ein Spiel das Fürchten lehren: Unforgiving: A Northern Hymn ist seit Ende Oktober erhältlich.

Besonders übel ist die Lokalisierung der Bildschirmtexte. Da die Sprachausgabe komplett in Schwedisch gehalten ist, seid ihr mehr oder weniger auf verständliche Übersetzungen angewiesen. Doch was uns da an deutschen Texten präsentiert wird, könnte direkt aus dem Google Translator stammen – obwohl sogar der das mitunter besser hinbekommen würde. Hier besteht dringend Nachbesserungsbedarf, zumal es auch an der ansonsten so intensiven Atmosphäre kratzt.

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