Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Special - Vienna Comic Con: Nachbericht : Das war die erste Comic Con in Wien

    Von  |  | Kommentieren

    151.000 Besucher kamen im Vorjahr zur Comic Con nach New York. Bei der ersten derartigen Veranstaltung in Wien waren es natürlich nicht ganz so viele. 17.000, um genau zu sein, bevölkerten vorletztes Wochenende eine der Hallen des Wiener Messegeländes. Für die Veranstalter aber trotzdem ein Riesenerfolg. Der Nachbericht.

    Schon beim Eingang ins Reed-Messe-Center sieht man die Cosplayer: Prinzessin Peach, Super Mario, diverse „Star-Wars“-Helden und einen drei Meter hohen Wheeljack aus „Transformers“. Die vielen Verkleidungen lassen den langen Gang zu den Messehallen fast wie eine Parallelwelt wirken. Da werden sich die doch eher gesetzteren Besucher der Photo-Adventure-Messe, die an diesem Wochenende in der ersten Halle stattfand, ordentlich gewundert haben. Alle, die zur Comic Con wollen, müssen an ihnen vorbei. Denn die Popkulturmesse ist in der letzten Halle, am Ende des Ganges, untergebracht.

    T-Shirts, T-Shirts, T-Shirts

    Endlich bei der Halle angekommen, drängen Hunderte Jugendliche hinein. Da wimmelt es richtig auf dem Gang zwischen den Ausstellerständen. Bereitwillig und weil es auch gar nicht anders geht, lassen wir uns im Besucherschwall mittreiben und werden bei einem Stand mit bunten T-Shirts angespült. Gut, das ist jetzt nicht unbedingt das, was wir sehen wollten. Daher zurück in den Strom – und wir stranden abermals an einem Stand mit bunten T-Shirts. Hm. Wir schließen daraus, dass es davon hier wohl mehrere gibt. Wenn sich jemand schon immer ein Fan-T-Shirt von „Breaking Bad“ kaufen wollte, ist das hier wahrscheinlich die Topadresse. Aber wir wollen weiter, mehr sehen.

    Der nächste Messestand: wieder T-Shirts. Natürlich lebt die Messe von Merchandise-Produkten. Die ganze Messe ist ein Merchandise-Produkt. Die Messebesucher gehören eben nicht zum Schauspielerstab von „Game of Thrones“ oder leben im „Star-Wars“-Universum, aber sie können hier ein kleines Erinnerungsstück mit nach Hause nehmen – und sei es auch nur ein buntes T-Shirt mit dem Aufdruck ihrer Lieblingsserie. Die Verkäufer verdienen sich mit den Fans eine goldene Nase. So ist das eben.

    Cosplay-Ausrüstung

    Ein Stückchen weiter ein anderer Stand: Hier gibt es keine T-Shirts, sondern Taschen. Die sehen allerdings nicht aus wie normale Taschen, sondern als wären sie vom Outfit eines Helden aus einer Fantasy-Welt. Cosplay-Zubehör. Für diesen immer beliebter werdenden Zeitvertreib gibt es hier jede Menge Material. Denn nicht jeder Verkleidungskünstler näht sich sein Heldengewand selbst im stillen Kämmerlein. Auch der Master Chief, der gerade vorbeimarschiert, hat seine Plastikrüstung wahrscheinlich nicht selbst zusammengeklebt.

    Wir sprechen den Master Chief an. Der heißt eigentlich Jan, ist 22 und kommt aus Heidelberg. „Also Halo war schon immer mein Lieblingsspiel“, sagt er. „Wenn ich die Rüstung anhabe, fühle ich mich wie der Chief und ich spüre die Blicke der anderen, die sagen: Das ist cool.“ Anna, 24, aus Wien ist Prinzessin Leia aus „Star Wars“. „Ich bin schon einige Jahre in der Cosplay-Szene“, sagt sie, „und habe verschiedene Kostüme. Leia ist wegen dem Film und dem Spiel jetzt am aktuellsten. Daher hab ich mich für die Comic Con für dieses Kostüm entschieden. Jedes Mädchen will irgendwann einmal Prinzessin sein.“ Sie lacht.

    Der große Wettbewerb

    Beim großen Cosplay-Contest, bei dem unter anderem LeeAnna Vamp, eine Cosplay-Ikone mit über einer halben Million Fans in den sozialen Netzwerken, in der Jury sitzt, haben die beiden leider keine Chance. Sieger des VIECC Championship of Cosplay ist Ironman Germany, ein Besucher aus Nürnberg, der den Transformer Wheeljack darstellt und uns schon am Eingang aufgefallen ist. Er wird die VIECC beim Finale des C2E2 Crown Championships of Cosplay 2016 in Chicago vertreten und dort mit den besten Cosplayern der Welt in der Finalrunde des Quest for the Crown Cosplay Competition Circuit um die Cosplay-Krone und ein hohes Preisgeld kämpfen. 

    Auf der Artist Alley schauen wir im Vorbeigehen noch Comic-Künstlern beim Zeichnen zu. Erstaunlich, was die in wenigen Minuten zu Papier bringen. Comic-Zeichner waren es ja auch, die einst die ersten Superhelden erschufen. Allerdings gehen die Schöpfer in der Menge ihrer eigenen Kreaturen, also den Helden, die hier als Cosplayer herumlaufen, richtig unter. Man fragt sich, warum die Veranstaltung eigentlich Comic Con heißt, wenn die Comics selbst eher eine Randerscheinung sind.

    Die Spiele

    Auch eher eine Randerscheinung im bunten Popkultur-Event sind die Spiele. Zwar gibt es etliche Spielstationen mit aktuellen und kommenden Titeln von Nintendo, Sony, Microsoft oder Ubisoft, aber die sind nicht so umzingelt wie auf der Game City. Ubisoft hat übrigens einen zehn Meter hohen Assassin's-Creed-Sprungturm aufgebaut, von dem aus man nicht in einen Heuhaufen, sondern in ein riesiges Luftkissen springen kann. So schön wie im Spiel schafften es aber leider nur wenige.

    Die erste Wiener Comic Con ist vorbei. Ob sie tatsächlich zum „führenden Pop-Kultur-Event in Mitteleuropa“ wird, wie es sich die Veranstalter wünschen, bleibt aber fraglich. Die Veranstaltung zog zwar wesentlich mehr Besucher an als die Vienna Comix im Oktober, aber nur mit Serien-Co-Stars und Merchandise-Produkten ist die Comic Con trotz des internationalen Flairs momentan, was die Breite der Popkultur betrifft, noch weit davon entfernt.

    (Fotocredit: Christian Husar)

    Kommentarezum Artikel