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Test - WRC 5 : Es geht wieder von vorne los

  • PS4
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Rallye-Spiele rund um die WRC haben es nicht leicht. Nachdem Sony und Evolution bereits zum Wechsel von der PS2 auf die PS3 ihre WRC-Reihe zu den Akten gelegt hatten, sprang einige Zeit später BigBen Interactive ein und setzte das italienische Studio Milestone auf die Lizenz an. Das Ergebnis waren vier WRC-Teile, allesamt technisch eher schwach, aber spielerisch durchaus mit Tendenz nach oben und griffig, vor allem WRC 4. Mit dem fünften Teil wurde nun das französische Studio KT Games (alias Kylotonn) beauftragt. Also wieder mal ein Neustart statt kontinuierlicher Verbesserung. Hat sich der Entwicklerwechsel gelohnt?

Zumindest bei den Spielmodi entdeckt man keine sonderlichen Überraschungen. Ihr findet die üblichen Kandidaten im aufgeräumten Menü: die schnelle Etappe, eine komplette Rallye eines Landes sowie ein lokaler Multiplayer-Modus, an dem bis zu acht Spieler abwechselnd teilnehmen können. Natürlich gibt es auch einen Online-Modus für ebenfalls bis zu acht Spieler, der ist aber nicht der Rede wert, zumal er etwas holprig und mit verdammt wenigen Mitspielern gesegnet ist. Oh, da ist ja noch die Rallye-Schule, in der euch grundlegende Fahrmanöver beigebracht werden und die auch von der Karriere aus spielbar ist.

Vom Junior zum Champion

Die Karriere ist natürlich das Kernstück des Spiels. Ihr startet als Rookie in der J-WRC, schnappt euch eines der drei Vertragsangebote und stürzt euch in den Rallye-Alltag. Der soll euch natürlich von der J-WRC über die WRC-2 bis hin zur eigentlichen WRC und schlussendlichem auf den Rallye-Thron führen. Dank offizieller Lizenz hockt ihr dabei in den bekannten Boliden der ebenfalls bekannten Rennställe und messt euch mit den besten Fahrern des Rallye-Zirkus, inklusive des Weltmeisters Ogiér.

Eure Saison führt euch, je nach Rallye-Klasse, durch alle dreizehn Veranstaltungsländer, wobei jedes Land mit fünf Etappen und einer abschließenden Power Stage vertreten ist. Die Eigenheiten der jeweiligen Länder wurden bei der Streckengestaltung recht gut eingefangen. In Schweden geht es über verschneite Pisten, in Deutschland sind Asphalt-Rallyes angesagt und in Wales brettert ihr durch den Matsch. Visuell werden keine Bäume ausgerissen, zumindest kann man die Grafik aber als ansprechend und dem eher kleinen Entwicklungsbudget entsprechend bezeichnen.

Bei der Streckengestaltung ist allerdings noch deutlich Luft nach oben. Die Pisten sind relativ breit, wirken ein wenig schematisch und sind insgesamt recht anspruchslos. WRC 4 hatte zwar ebenfalls Baukastenstrecken, die waren aber deutlich spannender gestaltet. Schön ist allerdings, dass ihr zu unterschiedlichen Tageszeiten und bei verschiedenen Wetterbedingungen fahrt, wobei die Wettereffekte leider recht schwach geraten sind. Zwar sind Strecken wie Finnland bei Regen schon recht hübsch, aber hier fehlen beispielsweise Wassertropfen auf der Windschutzscheibe – die Scheibenwischer wischen lediglich Luft.

Rund um die Fahrzeuge

Bei den Fahrzeugen gibt es entsprechend der Leistung und dem Antrieb deutlich spürbare Unterschiede. Von der Darstellung her dürft ihr keine Hochglanzboliden à la Forza erwarten, aber zumindest sehen die Karren annehmbar aus, bis auf die arg langweilige Cockpit-Gestaltung. Die Fahrzeug-Sounds gehen gerade noch in Ordnung, könnten aber deutlich schöner sein, während die Fahrgeräusche an sich viel besser ausfallen. Ganz im Gegensatz zu eurem Kopiloten, dessen Ansagen wie frisch aus dem Roboter klingen. Da hätte man sich ein bisschen mehr Mühe geben können. Das hundertste „Bist du okay?“ nach jeder kleinen Kollision nervt irgendwann.

Ein Schadensmodell ist ebenso vorhanden wie die Reparaturen nach jeweils zwei Etappen der Meisterschaft. Schäden machen sich beim Fahren klar bemerkbar, hier sammelt WRC 5 Pluspunkte. Eine Handvoll Tuning-Optionen für Reifen, Aufhängung, Getriebe und Bremsen, wenn auch alles relativ rudimentär, lassen euch eure Zeiten noch ein wenig optimieren.

Lenkrad braucht mehr Liebe

Auf der Piste zeigt WRC 5 ein recht gemischtes Bild. Unser Versuch, mit einem Lenkrad durch die Pampa zu brettern, war leider zum Scheitern verurteilt. Das mag daran gelegen haben, dass unser T150 von Thrustmaster noch etwas zu neu ist, aber abgesehen davon sind die Lenkradeinstellungen ohnehin nicht das Gelbe vom Ei. So vermissten wir vor allem die Möglichkeit, den Lenkeinschlag zu ändern und einige Feineinstellungen vorzunehmen. Auch das Force Feedback des Spiels ist jenseits von Gut und Böse und fühlt sich alles andere als authentisch an.

WRC 5 - Volkswagen POLO R WRC Trailer
Neuer Trailer zum Volkswagen Polo R WRC

Ganz böse: Eine der Fahrhilfen, nämlich die Stabilitätskontrolle, hatte bei uns auf der PS4 fast schon fatale Auswirkung auf das Lenkverhalten. Abgeschaltet verriss die Lenkung bei jeder Kleinigkeit, angeschaltet hatten wir auf einmal eine wuchtige Lenkhilfe, die uns fast die ganze Arbeit abnahm. Hier muss Kylotonn entweder noch nachbessern oder für den nächsten Teil etwas Nachhilfe in Anspruch nehmen. Möglicherweise wurde für unsere PS4-Version eher die Gamepad-Steuerung in den Vordergrund gestellt, wer weiß. Eigenartig, denn bei einer Preview-Sitzung vor einigen Monaten war die Lenkradsteuerung durchaus gefällig, wenn auch dort bei einer PC-Version, die uns leider noch nicht vorliegt.

Fürs Gamepad optimierte Rallye Light?

Die Gamepad-Steuerung ist übrigens ungleich präziser. Mit dem Controller fährt sich WRC 5 eigentlich schon zu gut. Das hat weniger mit „echter“ Rallye als mehr mit Arcade-Racing zu tun. Auch ohne Fahrhilfen kann man seine Boliden viel zu präzise über die Pisten jagen. Gegenüber WRC 4 ist das rein spielerisch ein echter Rückschritt. Musste man sich dort noch durch die Pisten arbeiten, während Fahrfehler bestraft wurden und man mit dem rauen Handling der Autos zu kämpfen hatte, geht das Fahren hier deutlich lockerer und damit leider auch etwas langweiliger von der Hand. Das gilt übrigens auch für die Ergebnisse, denn die werden sehr offentlichtlich nicht simuliert, sondern auf Basis der Zeiten des Spielers berechnet.

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Rückschritt mit neuem Entwickler

Es ist schade, dass der fünfte Teil der WRC-Reihe nicht mehr in den Händen von Milestone liegt, denn gerade WRC 4 war technisch zwar äußerst limitiert, profitierte aber von einem griffigen Fahrmodell und anspruchsvollen Strecken, wenn auch aus dem Baukasten. Ich hätte gern gesehen, was die italienischen Entwickler auf den neuen Konsolen aus dem Spiel gemacht hätten. Dafür muss in ein paar Monaten nun Sebastien Loeb Rally herhalten. Statt also ein reifendes Produkt weiterzuentwickeln, wird mit neuem Entwicklerstudio erneut von vorn begonnen, und das macht sich natürlich bemerkbar.

Dementsprechend und fast schon erwartungsgemäß schafft es WRC 5 nicht, mehr als unterhaltsame, aber wenig anspruchsvolle Durchschnitts-Rallye-Kost zu bieten. Zwar sind Gameplay und Fahrphysik durchaus unterhaltsam, abgesehen von der schlechten Lenkradunterstützung, jedoch ist das alles nichts Halbes und nichts Ganzes. Das Fahrverhalten ist arcadig, die Strecken sind zu breit und wenig fordernd – zwar kein völlig missratener Neustart der Reihe, aber leider wieder mal ein Rückschritt. Wann kommt endlich DiRT Rally auf die Konsolen?

Überblick

Pro

  • offizielle WRC-Lizenz
  • alle 13 Rallye-Länder
  • ordentlicher Karrieremodus
  • im Rahmen des schmalen Budgets immerhin ansehnliche Grafik
  • ordentliches Schadensmodell
  • lokaler Multiplayer-Modus
  • Reparaturen zwischen Stages
  • Fahrgeräusche recht ordentlich

Contra

  • schlechte Lenkradunterstützung
  • nur fünf Strecken plus Power Stage pro Land
  • Strecken breit und wenig anspruchsvoll
  • Force Feedback deutlich verbesserungswürdig
  • Beifahrer klingen wie Roboter
  • Fahrzeug-Sound nicht überzeugend
  • schlappe Wettereffekte
  • Fahren mit Gamepad sehr arcadig

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