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Test - Xbox Fitness : Schweißtreibendes Fitnessprogramm

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Wenn sich das schlechte Gewissen mal wieder meldet, während man gerade eine Packung Chips knuspert, anstatt auf dem Laufband ein paar Kilo abzustrampeln, kontert man gerne mit: „Das Fitness-Studio ist zu weit weg!“, „Der Mitgliedsbeitrag ist mir zu hoch!“ oder „Da muss ich ja aufstehen!“. Ab sofort ist Schluss mit solchen Ausflüchten, denn dank Xbox Fitness mutieren die heimischen vier Wände zur virtuellen Muckibude. Kardiotraining, Kickboxen und Fatburner-Workouts – die optimale Strandfigur holt ihr euch künftig vor dem Fernseher. Aufstehen müsst ihr trotzdem. Zahlen auch.

Beim Start von Xbox Fitness werden einige von euch verwundert die Augenbraue heben, denn der Titel ist kein Sportspiel im Sinne eines PlayStation Move Fitness, sondern eher eine Sammlung von über 50 Trainingsmodulen. Die meisten davon sind für Abonnenten von Xbox Live Gold bis zum Dezember 2014 kostenlos, andere Programme kosten bis zu 30 Euro. Die Übungsvielfalt reicht von zehn Minuten Bauch-Beine-Po-Training über halbstündige Komplett-Workouts bis hin zu knallharten Bootcamp-Drills. Die Übungen basieren auf den Original-DVDs prominenter amerikanischer Personal Trainer sowie Gesundheitsexperten wie etwa Tracy Anderson, die unter anderem schon Victoria Beckham zur Topfigur verhalf. Dementsprechend sind alle Videos auf Englisch, sodass es trotz deutscher Untertitel schwerfällt, den teils schnellen Übungen der Fitness-Trainer zu folgen. Ein Tutorial respektive eine Einführung in die unterschiedlichen Übungen fehlt nämlich völlig.

Zappeln vor dem Bildschirm

Als Einsteiger fühlt man sich daher immer wieder aufs Neue überfordert: Während die Trainer sofort loslegen, häufig die Richtung der Bewegungen ändern und ohne Ankündigung plötzlich zu einer anderen Übung wechseln, versucht ihr mit dutzenden Fragezeichen über dem Kopf die Bewegungen nachzuahmen – was nicht selten in unkoordiniertes Gehampel ausartet. Das Spiel korrigiert euch leider nicht, wenn ihr Übungen falsch ausführt. Das ist verwunderlich, da die Kinect-Kamera eure Bewegungen tadellos erkennt. Theoretisch soll euch Xbox Fitness direkte Rückmeldungen bezüglich eurer ausgeführten Kraft und Bewegungen geben, im Test zappelten wir aber wie ein Hampelmann und heimsten trotzdem die maximale Punktzahl ein. Das kann zu ernsthaften Verletzungen führen, weil man nicht sicher ist, ob man die Übungen korrekt ausführt. Da hilft der Hinweis im Hauptmenü zum Einholen eines ärztlichen Rats vor dem Training leider auch nicht weiter.

Die häufigen Kameraschwenks tragen ihren Teil zur maximalen Verwirrung bei. In den ersten Versuchen ist es oftmals unmöglich, den Instruktionen des Trainers zu folgen und gleichzeitig auf Details wie etwa die Fußstellung zu achten. Immerhin weist euch das Spiel darauf hin, die Stellung zu wechseln oder etwa nach links zu rutschen, um besser von Kinect erkannt zu werden. Selbst bei Bodenübungen mit verschränkten Armen und gehobenen Beinen funktioniert die Bewegungserkennung erstaunlich präzise. Auch die Geschwindigkeit eurer Bewegungen wird registriert. Wer im Rhythmus bleibt und sich keine Patzer leistet, treibt den Kombozähler in die Höhe – nur so lässt sich die maximale Punktzahl knacken. Nettes Detail: Anhand eurer Angaben wird euch stets die Punktzahl jener Spieler vor Augen geführt, die in eurem Altersdurchschnitt liegen. Das spornt an, sich noch mehr anzustrengen.

Xbox Fitness - Die Redaktion schwitzt
Nur Pizza und Energydrinks? Pah! Der echte Gamer von heute treibt Sport! Und zwar mit seiner Xbox One! Mirco hat für euch Xbox Fitness getestet.

Motivation als Antrieb

Motivation ist ein wichtiger Faktor, damit der Spaß trotz Schwitzen und Stöhnen nicht verloren geht. In Xbox Fitness könnt ihr für jeden Workout diverse Herausforderungen erfüllen und dadurch Stempel sammeln. Ist die Stempelkarte ausgefüllt, steigt ihr im Rang auf und werdet fortan nicht mehr als Grünschnabel, sondern als Medaillengewinner betitelt. Eine Auswirkung auf das Spiel hat die Stempeljagd jedoch nicht. Dabei hätten sich neue Übungen, Trainer oder andere Extras als Belohnung regelrecht angeboten. Um seine Traumfigur zu erreichen, bietet der Titel kaum Anreize: keine Minispiele, keine Einzelübungen, keine freischaltbaren Extras. Im Profil verfolgt ihr lediglich die verbrannten Kalorien sowie euren Highscore. Wer sich schon nicht überwinden kann, im echten Fitness-Studio zu schwitzen, wird auch vor dem Fernseher schnell die Lust verlieren.

Ebenfalls problematisch: Die Übungen sind zwar allesamt übersichtlich in verschiedene Kategorien wie etwa Ganzkörper- oder Kardiotraining eingeteilt, lassen mangels Schwierigkeitsangabe aber keinerlei Rückschluss zu, ob man dem Training gewachsen ist, denn vor allem für Sportmuffel, die nicht jeden Tag Gewichte stemmen und sich literweise Eiweiß-Shakes einverleiben, sind viele Übungen schlicht nicht zu schaffen. Das Spiel weist im Menü selbst darauf hin, dass nicht jedes Training für jeden Typ geeignet ist. Warum dann trotzdem eine Klassifizierung für Einsteiger und Fortgeschrittene fehlt, will uns nicht einleuchten.

Mehr DVD als Videospiel

Wir fragen uns, für welche Zielgruppe Xbox Fitness eigentlich entwickelt wurde. Einsteiger und Gelegenheitsjogger werden vollkommen überfordert, zumal euch innerhalb der Workouts keine Verschnaufpause gegönnt wird. Während euch etwa PlayStation Move Fitness nach jeder Übung ein paar Sekunden zur Regeneration lässt, zwingt euch Tracy Anderson im Rahmen ihres Metamorphoseprogramms dazu, eine Viertelstunde am Stück das rechte Bein mit unterschiedlichen Übungen zu malträtieren, ehe das linke an der Reihe ist. Wer jedoch ohnehin auf seine Gesundheit achtet, regelmäßig Sport treibt und über Nackenbänder, Gymnastikmatten, Kickbox-Säcke (!) und Hanteln verfügt, die bei einigen Trainingseinheiten vorausgesetzt werden, kann ebenfalls auf das Spiel verzichten.

Leider bietet der Titel keinerlei Möglichkeiten, das Training an die eigenen Vorlieben anzupassen. Ihr habt zu Weihnachten ein paar Plätzchen zu viel gemampft und euch plagt das schlechte Gewissen? Dann eignet sich Xbox Fitness durchaus, um kurzzeitig den Blutkreislauf anzukurbeln und die Schweißporen zu fluten. Sobald es jedoch darum geht, bestimmte Trainingsroutinen festzulegen, etwa um gezielt den Winterspeck an der Hüfte abzustrampeln, könnt ihr nur aus den vorgegebenen Komplettmodulen für Bauchübungen wählen, aber nicht einzelne Übungen miteinander kombinieren wie in anderen Fitness-Spielen. Xbox Fitness hat daher den Charakter einer DVD-Sammlung mit interessanten Funktionen wie Pulsmessung und Bewegungserkennung, die aber zu sehr vernachlässigt werden, um einen echten Mehrwert zu bieten.

Fazit

Mirco Kämpfer - Portraitvon Mirco Kämpfer

Ich als absoluter Sportmuffel muss mich jedes Mal aufs Neue überwinden, ins Fitness-Studio zu gehen. Ein Trainingsprogramm vor dem Bildschirm in den heimischen vier Wänden kommt da eigentlich wie gerufen, doch Xbox Fitness macht es Einsteigern wahrlich nicht leicht. Das fängt schon bei der Präsentation der Trainingseinheiten an: Aufgrund häufiger Kameraschwenks und Perspektivwechsel hat man als Laie oft Schwierigkeiten, dem Geschehen zu folgen. Davon abgesehen fehlen eine Schwierigkeitsangabe, auflockernde Minispiele und die Möglichkeit, die Übungen an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Unverständlich ist auch, warum Kinect die Bewegungen so präzise erfasst, aber trotzdem gravierende Fehler durchgehen lässt. Einerseits steht mir die Bewegungserkennung somit beim Sporttreiben nicht im Weg. Andererseits habe ich auch keinen Schimmer, ob ich die jeweilige Übung korrekt ausführe.

Zudem hält Xbox Fitness keinerlei motivierende Elemente bereit – es hält mir keine Karotte vor die Nase, die mich stundenlang antreibt. Ein paar öde Stempel zu sammeln, ist nicht genug, um Gelegenheitssportler über längere Zeit bei der Stange zu halten. Und ob die Trainingsvideos für Profis eine Alternative zum Fitness-Programm darstellen, wage ich zu bezweifeln, zumal auch die Herzfrequenz nicht korrekt erkannt wird. Weil Xbox Fitness eher als DVD-Sammlung zu verstehen ist und nicht den Charakter eines typischen Fitness-Spiels trägt, verzichten wir im Test auf eine Wertung. Wer ohnehin über ein Xbox-Live-Gold-Abo verfügt, kann sich den Titel durchaus mal anschauen. Alle anderen sind im Fitness-Studio besser aufgehoben.

Überblick

Pro

  • präzise Bewegungserkennung …
  • großer Umfang mit über 50 Übungseinheiten …
  • fordernde Übungen von professionellen Trainern

Contra

  • … die aber trotzdem Fehler durchgehen lässt
  • … die aber nur für Xbox-Live-Gold-Mitglieder kostenlos sind
  • keinerlei Spieleinführung für Einsteiger
  • Workouts lassen sich nicht selbst zusammenstellen
  • motivierende Minispiele und Belohnungen fehlen
  • teils schwer nachvollziehbare Präsentation der Übungen

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