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Test - American McGee's Alice : American McGee's Alice

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American McGee's Alice
Eine riesige Statue im Tal der Tränen.

Etwas Abwechslung erzeugen die unterschiedlichen Waffen, mit denen Alice gegen ihre Gegner antritt, die sich auch krass von der üblichen Ausstattung in diesem Genre unterscheiden. Ein magisches Kartenspiel dient als Fernkampfwaffe, die geworfenen Karten verursachen schwere Verletzungen. Ein Crocket-Schläger dient als Keule, ein magischer Stab friert ihre Gegner ein. Wenn sie ihre magischen Würfel rollt, erscheint abhängig vom Wurf ein Dämon, der ihre Gegner vernichtet. Doch diese Würfel haben auch einen Haken, ist kein Gegner in der Nähe, greift der Dämon Alice selbst an. Auch hier hebt sich das Spiel wohltuend von der Masse ab und setzt die ungewöhnliche Vorlage fantasievoll um.

Die Waffen stehen nicht von Anfang an zur Verfügung, zu Beginn besitzt Alice lediglich ein Küchenmesser. Weitere Waffen findet ihr im Laufe des Spieles, oft an schwer erreichbaren Stellen platziert. Im Laufe des Spieles verbessert Alice auch ihre Fähigkeiten, so dass ihre Messerstiche graziler sind und sie ihre Karten schneller und genauer werfen kann. Gelegentlich verwandelt sich Alice selber in ein monströses Wesen, das ihre Gegner mit Klauen in die Mangel nimmt. Ihre magischen Waffen kosten Energie und gegnerische Treffer erzeugen den Verlust von Gesundheit. Beides lässt sich anhand herzförmiger Kristalle, die beim Töten eines Gegners auftauchen, wieder auffüllen.

Eigentliches Highlight des Spieles ist das bizarre und einfallsreiche Level-Design. Hier haben die Entwickler ihrer Fantasie freien Lauf gelassen und wirklich surreale Welten erzeugt, die in dieser Form wohl noch nie in einem Spiel zu sehen waren. Seien es Räume mit schier endlosen Wänden, durchbrochene Böden, die den Blick ins Leere öffnen, dunkle Höhlen, große Hallen, in denen perspektivisch nichts richtig zu sein scheint. Über allem wabert ein permanent in Bewegung befindlicher Himmel, der mehr als einmal ein echter Hingucker ist, zum Beispiel wenn riesige Uhren ihre Bahn am Himmel ziehen. Einige Level erzeugen fast schon Schwindel, zum Beispiel wenn Alice in einem gigantischen Uhrwerk zwischen rotierenden Zahnrädern hin- und herspringen muss.

American McGee's Alice
Schwindelerregend: im Spiel drehen sich alle Zahnräder.

Mein Liebling ist die fast ausschließlich in Schwarz-Weiß gehaltene Schachwelt, in der Alice ab und zu sogar selber zur Schachfigur werden muss und sich auch nur nach den Regeln der jeweiligen Figur bewegen kann. Am Level-Design macht sich bemerkbar, dass Rogue Entertainment und Designer American McGee einiges an Erfahrung, speziell durch Arbeiten an 'Quake', 'Quake II' und 'Doom' vorzuweisen haben. Zudem hat niemand geringerer als Rituals Levelord nach Vollendung von 'F.A.K.K. 2' bei Rogue ausgeholfen und einigen Leveln den letzten Schliff gegeben. Jede der neun Welten verfügt über ein völlig anderes Design, wobei hier die Vorlagen aus dem Märchen genutzt und ins Bizarre verdreht wurden. So trefft ihr auf den Tränensee, den Pilzwald und auch das Reich des Verrückten Hutmachers und viele andere aus dem Märchen bekannte Umgebungen.

Gesteuert wird Alice, wie schon erwähnt, aus der Third-Person-Perspektive, wobei die Kamera und die Richtung mit der Maus bestimmt werden (auch im Options-Menu einstellbar), für die Wahl der Waffen und die Bewegung ist die Tastatur zuständig, für das Kämpfen wiederum die Maus. Die Belegung kann im Einstellungs-Menu nach eigenen Vorlieben angepasst werden. Die Bedienung entspricht hier im Wesentlichen den Genre-Standards und geht gut von der Hand, von den besagten Ungenauigkeiten und Schwammigkeiten bei den Sprüngen einmal abgesehen. So kann Alice denn auch Rennen, Klettern, Springen und Schwimmen, was mehr als einmal erforderlich ist.

American McGee's Alice
Dialoge laufen in automatischen Zwischensequenzen ab.

Rein optisch gibt es an 'Alice' absolut nichts auszusetzen. Die 'Quake III'-Engine, auf der das Spiel basiert, bietet alle Mittel für ein grafisches Feuerwerk, und diese Mittel wurden exzellent genutzt. Die Umgebungen sind farbenfroh, wenn auch in düsteren Tönen gestaltet und sehr abwechslungsreich mit schönen Texturen versehen. Schöne Licht- und Magie-Effekte tragen ihren Teil zu dem gelungenen Outfit des Spieles bei. Speziell der Himmel über den häufig nach oben mehr oder weniger offenen Levels ist eine Augenweide und permanent in Bewegung. Hier hat 'Heavy Metal F.A.K.K. 2' einen nahezu ebenbürtigen Gegner gefunden. Garniert wird das Spiel mit mehreren Zwischensequenzen, die ebenfalls in der Spiel-Engine erstellt wurden. Unterstützt werden alle wichtigen Auflösungen von 640x480 bis 1600x1200.

Dazu passt auch die schöne Soundkulisse, die aus eigens für das Spiel komponierter Musik, guten Soundeffekten und einer erstaunlich hochwertigen Lokalisierung mit guten Sprechern besteht. Beides zusammen, Grafik und Sound, verpassen dem Spiel eine ungemein fesselnde und düstere Atmosphäre, die es einem schwer macht, zu später Stunde den Rechner auszuschalten. Ich habe mich mehrmals dabei ertappt, wie ich das Spiel sein ließ und lieber die wunderschönen Level genossen habe.

American McGee's Alice
Schwarz-Weiß, wie es sich für ein Schachbrett gehört.

Auch die Performance macht einen guten Eindruck. Auf dem kleineren Testrechner, einem 550er Pentium III mit TNT2-Karte, gab es bei 1024er Auflösung und 32bit-Texturen nicht die geringsten Ruckler. Die angegebene Systemanforderung dürfte wie üblich etwas zu niedrig gegriffen sein, ist aber deutlich realistischer als bei vielen anderen Titeln. Übrigens ist 'Alice' ein reines Einzelspieler-Abenteuer, einen Multiplayer-Modus werdet ihr vergeblich suchen, dieser würde thematisch auch kaum zum Spiel passen.

 

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
'American McGee´s Alice' ist dank der 'Quake III Arena'-Engine ein grafisches Meisterwerk. Auch das Level-Design sucht seinesgleichen, selten habe ich so ideenreich gestaltete Umgebungen gesehen, welche zusammen mit der sehr guten Sound-Untermalung die düstere Stimmung des Spieles perfekt wiedergeben und mich stundenlang an den Bildschirm gefesselt haben. Nach dem grandiosen 'Heavy Metal F.A.K.K. 2' kann Lara Croft nun endgültig die Koffer packen. Dass ich dennoch nicht eine Wertung im 90er Bereich geben kann, liegt an dem zu gradlinigen Gameplay, welches hinter der optischen Qualität hinterhinkt und keine nennenswerten Highlights bietet. Gegner umlegen, hier und da einen Schalter bewegen und einige Sprung-Einlagen sind einfach zuwenig für ein modernes Action-Adventure. Schade, hier wäre sicher mehr drin gewesen.  

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