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Test - Assassin's Creed: Revelations : Ezios letzter Eid

  • PC
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Wir alle altern und auch vor Videospielheroen macht der Verfall nicht halt: Zogen wir zuletzt mit einem schon fast gebrechlichen Old Snake in MGS 4: Guns of the Patriots zu Felde, so schlüpfen wir nun zum bereits dritten Mal in die ergraute Haut des einstigen Mädchenschwarms, Charmeurs und Racheengels Ezio Auditore da Firenze. Dieser forscht im nunmehr dritten Teil seines Handlungsstranges im Assassin’s-Creed-Universum als bärbeißiger Veteran den Eskapaden seines Vorfahren Altair nach und ist dabei ebenso in die Jahre gekommen wie auch die Engine der Spielreihe. Kann die PC-Version den Konsolentiteln technisch trotzdem noch ein letztes Mal davonlaufen? Oder hat die Zeit Ezio wie auch sein technisches Gerüst eingeholt?

Alles beim … Alten?

Sein Leben hatte Ezio der Rache an den Borgias und dem Stoppen der Templerverschwörung verschrieben, Tausende Feinde haben er und die Assassinen auf ihrem gerechten Feldzug eingesargt. Der Spieler hat diese Geschehnisse ebenso wie die Taten von Ezios Vorfahren Altair stets begleitet: Durch die Augen von einem von Ezios Nachfahren, Desmond Miles. Aber dieser hat deswegen ein Problem: Das unablässige Erinnerungssightseeing hat seinen Verstand zersplittert – Desmonds physische Hülle macht ein komatöses Nickerchen, während seine Geisteskräfte in der endlosen Leere des Animus-Datenkerns umgehen. Hier teilt ihm das einst in den Templerlabors gescheiterte und ebenfalls hier eingekerkerte Subjekt 16 mit, was zu tun ist.

Desmond muss erneut in Ezios Fußstapfen treten und alle Ereignisse zu ihrem ultimativen Ende führen, um einen Ausgang zu finden und so seinen zerfasernden Verstand wieder zusammenzufügen. Erneut ergreift der Spieler dabei die Kontrolle über den stark gealterten Meister-Assassinen, dessen Reife an Lebensjahren mit einem gestillten Rachedurst einhergegangen ist. Ezio sucht nun nach seiner Vergangenheit: Er will seine Wurzeln kennenlernen und seinen rechtmäßigen Platz im Leben finden. Deshalb reist er nach Masyaf, um in der alten Assassinen-Hochburg Antworten zu finden. Hierhin führen ihn nicht nur Visionen seines Ahnen Altair, sondern er stößt zu allem Überfluss noch auf Templer aus Konstantinopel, die wie er auf der Suche nach dem Geheimnis der Feste sind und die versiegelte Kellerbibliothek öffnen wollen.

Freerunning am Goldenen Horn

Am generellen Spielverlauf hat sich dabei seit dem Trilogie-Erstling Assassin’s Creed II nichts Signifikantes geändert: Immer noch rennt, hechtet und klettert Ezio mit der Geschmeidigkeit eines Parcours-Athleten über die güldenen Dächer der Stadt am Bosporus, meuchelt Templertruppen mit Gift, Trickdolchen und allerlei anderem garstigem Schneidgerät. Neu in seinem Arsenal: Hakendolch und Bomben. Ersterer glänzt nicht nur mit besonders fiesen Fatalitys, sondern dient auch als Kletterhilfe und an Seilen als schnelles Zipline-Transportmittel. Zutaten für die Bomben, die gut an jeden Spielstil - von Heimlichkeit über rücksichtsloses Vorgehen - anpassbar sind, können überall in der Stadt gefunden werden. Zudem stellt Ezio im späteren Spielverlauf wieder eine Assassinen-Truppe auf, die diesmal auch in Tower-Defense-Passagen zum Einsatz kommt, und renoviert durch monetären Einsatz nach und nach die ganze Stadt.

Assassin's Creed: Revelations - Video Review
In Revelations verschlägt es Assassine Ezio nach Konstantinopel. Wir haben ihn auf seiner Reise begleitet.

Wohltuend vom übrigen Spielprinzip hebt sich aber vor allem die Schlüsselsuche für die Assassinen-Bibliothek ab: Ähnlich wie in den Vorgängern knobeln wir uns fast schon meditativ zur gewohnt fantastischen Musik von Komponistengenie Jesper Kyd durch weitläufige Areale. Alternativ können wir in einer an Portal erinnernden Spielvariante in Egoperspektive den Animus nach Fragmenten durchsuchen, um mehr über Desmonds Geschichte zu erfahren. Oder wir liefern uns Gefechte mit menschlichen Gegenspielern im Mehrspielermodus, an dem sich übrigens im Vergleich zum Vorgänger wenig geändert hat. Apropos Vorgänger: Insgesamt ist das Finale der Trilogie um einiges filmreifer und epischer inszeniert als die Vorgänger und lässt uns zudem bei der Schlüsseljagd in Altairs Haut schlüpfen. Gänsehautmomente sind da garantiert.

Fazit

von Bernhard Trecksel
Das (wenige) Schlechte zuerst: Ich konnte mich als Veteran der Reihe auch bei Revelations des schleichenden Eindrucks nicht erwehren, „nur“ ein „Modul“ der Serie zu spielen. Die altbekannte (böse Zungen sagen „altbackene“) Engine, nur wenige neue Spielmechaniken und die bekannten Mali der Reihe, wie der unbefriedigende Mehrspielermodus oder das „Große Anstehen“ der Gegner, um einer nach dem anderen per Counterkill ausgeschaltet zu werden, verlocken allzu schnell dazu, das Spiel mit einem Handstreich abzutun. Vor allem dann, wenn ein Vorgänger nur ein knappes Jahr zurückliegt. Zudem ist auch dieser Titel wieder an Ubisofts – sagen wir mal: „umstrittenen“ – Uplay-Online-Dienst gebunden, was Kritikern desselben und Offline-Puristen sauer aufstoßen dürfte. Aber der Eindruck ist auch nur das: ein Eindruck. Die PC-Fassung besticht im Vergleich zur Konsolenversion durch marginal schönere Details, schärfere Texturen, weniger Tearing, Kantenglättung und, Rechenpower vorausgesetzt, durch die serientypische imposante Weitsicht. Der massive Umfang des Spiels, die Flut an Nebenaktivitäten und all die altbekannten, aber heiß geliebten Aspekte, die bereits Assassin’s Creed II und Brotherhood zu wahren Meisterwerken machten, treffen hier auf eine weitaus epischere Erzählweise, Gänsehautmomente und befriedigende Antworten auf nahezu alle Fragen der Fans. Serienliebhaber dürfen auch bei diesem Geniestreich gedankenlos zugreifen. Wer die Vorgänger jedoch nicht kennt, sollte diesen den (günstigeren) Vorzug geben, um so voll in die Materie eintauchen zu können. Für alle anderen heißt es: Zuschlagen! Und warten. Auf einen echten dritten Teil der Reihe.

Überblick

Pro

  • abwechslungsreicher Spielverlauf
  • überzeugende Geräuschkulisse
  • grandioser Soundtrack
  • wundervolle Atmosphäre
  • imposanter und innovativer Spielschauplatz
  • befriedigende Geschichte, die cineastisch inszeniert ist
  • viel Spiel fürs Geld

Contra

  • serientypische Kameraprobleme
  • oft ist unklar, warum man an einer Aufgabe gescheitert ist, was zu Frust führt
  • nach wie vor zu simple Kampfmechanik

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