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Test - Battletech : Da raucht das Schlachtfeld – und das Hirn!

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Sicher stehen, Gegner sehen, Kühlung beachten, Bewaffnung einschätzen und dem Feind bloß nicht den Rücken zukehren. Im Rundenstrategieepos Battletech für den PC müsst ihr etliche Faktoren beachten, sonst bleibt von euren schwer bewaffneten Mechs nur noch Altmetall übrig. Da raucht das Oberstübchen!

Tonnenschwer, so hoch wie ein Wolkenkratzer und bis an die Zähne bewaffnet sind die Hauptdarsteller in Harebrained Schemes' aktuellem Gehirnstürmer, der nichts, aber auch gar nichts an Attraktion für Actionspieler offenbart. Im noch jungen vierten Jahrtausend Anno Domini haben Menschen längst die Sterne erreicht und ihre Streitigkeiten auf ferne Planeten verlegt. Die Durchschlagskraft ihrer gigantischen Mechs ist jedoch derart gewaltig, dass Hitzköpfe sich schneller das eigene Grab schaufeln, als sie „Raketensalve“ sagen können. Strategie ist die Wunderwaffe für das Überleben.

Klingt seltsam angesichts der Wendigkeit der Stahlkolosse. Sie sprinten problemlos über mehrere Kilometer hinweg, springen mithilfe ihres Raketenschubs über Berge und schießen in einem Zug gleich mehrere Raketen oder gar Lasersalven ab – je nachdem was die Bewaffnung hergibt. Die Krux an der Sache: Die rückseitige Panzerung ist nur halb so stark wie vorne, und wer seine Laserkanonen zu oft beansprucht, bringt seine Schrottmühle buchstäblich zum Glühen. Es sei denn, es wurden genug Kühler verbaut.

Die Ausnahmen von den Ausnahmen

Ausnahmen bestätigen die Regel, sagt man. Bei Battletech könnte man fast meinen, Ausnahmen seien die Regel, denn angesichts der unzähligen Regelungen, die die Wirksamkeit von Angriff und Verteidigung beeinflussen, gibt es jede Menge zu lernen, bevor man den eigenen Mech-Trupp hundertprozentig unter Kontrolle hat.

In der Regel gehören vier Mechs zur eigenen Gruppe. Es können auch weniger sein, wobei das in den seltensten Fällen eine freiwillige Angelegenheit darstellt. Vielmehr fehlt dann das Geld für die Reparatur der aus früheren Schlachten angeschlagenen Kampfmaschinen oder einer der Piloten hat im vorherigen Scharmützel so starke Verletzungen erlitten, dass er nicht mehr antreten kann beziehungsweise den Erfolg der Mission gefährdet.

Entscheidungen über Entscheidungen sind somit zu treffen, bevor man auf einem Planeten aufsetzt. Im heimischen Raumschiff hält man Schwätzchen mit dem Mechaniker, schraubt an Mechs etlicher Klassen nach eigenem Gutdünken herum, sofern das Grundgerüst noch nicht durch Gewicht oder Budget ausgereizt wurde, heuert neue Piloten an und – ganz wichtig – sucht nach Auftraggebern, die nach Vollendung der Aufgabe auch wirklich Bares rüberrücken.

Wie die durchaus spannende, aber leider nur durch Textbalken vermittelte zentrale Handlung schon früh deutlich macht, ist das keineswegs immer der Fall. Zuverlässige Auftraggeber sind rar gesät. So manch einer führt euch direkt nach dem Beenden eines Auftrags in einen Hinterhalt. Es sind eben raue Zeiten inmitten eines interstellaren Krieges, der sich schon früh als Familienfehde herausstellt.

Im Kampfgetümmel

Aber zurück zu den Ausnahmen der Regel. Wie im Genre der Rundenstrategiespiele üblich, verfügt jeder Mech über unterschiedliche Angriffs- und Agilitätswerte. Sie bestimmen, wer sich innerhalb einer Runde zu welchem Zeitpunkt bewegen und im Anschluss angreifen darf. Anders als bei vielen anderen Genrevertretern verzichtet Battletech allerdings auf ein Rasternetz für das Aufzeigen möglicher Standpositionen. Kleine Punkte genügen dafür und es werden auch nur jene Punkte auf dem 3-D-Gelände angezeigt, die für den Augenblick relevant sind. So bleibt in der verkürzten Vogelperspektive alles schön übersichtlich. Nun ja, nicht immer, aber in der Regel, von der es – wer hätte es gedacht – Ausnahmen gibt.

Obwohl das dreidimensionale Gelände eigentlich klar die Orte anzeigen sollte, an denen ein Mech gedeckt oder schlecht für den Gegner zu entdecken ist, und solche Orte auch durch schriftliche Anmerkungen ausgewiesen werden, gibt es immer wieder Umwege und Ausnahmeregelungen, die vermeintlich klare Verhältnisse aushebeln. Etwa wenn Raketen in hohem Bogen angeflogen kommen oder gegnerische Mechs auf Vollkontakt aus sind und eurem quasi geschützten Blechsoldaten buchstäblich eins auf die Birne hauen.

Selbst auf die Schadenswerte ist kein hundertprozentiger Verlass, denn eure Mechs bestehen aus vielen Einzelteilen, die unabhängig voneinander über den Jordan gehen. Was nutzt euch ein Mech, dessen Arme (samt angefügten Kanonen) quer über das Schlachtfeld verteilt herumliegen? So gut wie gar nichts. Zutreten kann er noch, aber das beeindruckt die stark gepanzerten Modelle in der Feindesriege herzlich wenig.

Da alle im Spiel vorhandenen Mechs Zweibeiner sind, unterliegen sie alle denselben Handicaps. Doch ist die Vielfalt an Schadensquellen Gift für ungeduldige Feldherren. Schnell mal vorrücken und auf gut Glück hoffen hilft so gut wie nie. Battletech ist strategisch so dicht verwoben, dass euch bei jedem einzelnen Zug die Birne raucht, außer vielleicht in den beiden Einleitungsschlachten, die als interaktives Tutorial dienen. Alles, was danach kommt, ist Stoff für Grübler und Tüftler. Denn jeder Schaden, jeder verletzte Pilot, jede verlorene Waffe hat Auswirkung auf die aktuelle Schlacht und später auf euren Kontostand.

Gerade in den ersten Runden ist es unglaublich schwer, das Konto der Truppe im Plus zu halten. Das ist aber unabdingbar, denn wenn das Vermögen auf null fällt, ist das Spiel vorbei, Dann hilft nur noch das Laden eines alten Spielstands. Laufende Kosten, die Bank, die euch im Nacken sitzt, und viele weitere Faktoren sorgen auch abseits der Schlachten für Kopfschmerzen. Das artet in harte Arbeit aus. Battletech ist beileibe kein leichtes Spiel, aber ein verdammt gut ausgearbeitetes!

BattleTech - Launch Trailer
BattleTech ist ab sofort für den PC erhältlich.

Ärgerliche Schwächen

Schade nur, dass kleinere Patzer das Gesamtbild ein wenig stören. Ein paar davon sind zu vernachlässigen, etwa wenn die die Kamera bei Nahaufnahmen gelegentlich eine ungünstige Position einnimmt. Felsen und Gewächse versperren gerne mal die Sicht auf den fokussierten Mech, der eigentlich in einer schönen Nahaufnahme glänzen soll. Hochgewachsene Bäume blendet das Programm normalerweise aus, sobald eine Kampfmaschine an sie herantritt, andere Objekte bleiben hingegen solide.

Gravierender sind dagegen Schwächen, die im Kampfalltag hervortreten. Es ist zum Beispiel höchst ärgerlich, dass der Zufallsfaktor beim Zielen derart hoch ausfällt, dass gefühlt die Hälfte der Schüsse danebengeht. Haben die Mechs des vierten Jahrtausends keine Zielcomputer an Bord? Klar, bei einem Strategiespiel muss es Zufallsfaktoren geben, die die Spannung erhöhen und fest gemeißelte Strategien aufbrechen. Nutzt man allerdings nicht den sogenannten Präzisionsschuss, der nicht immer zur Verfügung steht, so kann man sich so gut wie nie darauf verlassen, dass der vorab erhoffte Schaden auch wirklich verursacht wird. Die KI scheint solche Probleme allerdings nicht zu kennen. Sie wird regelmäßig bevorteilt, was sich in etlichen exakten Treffern auswirkt.

Ebenfalls unverständlich ist, warum die Multiple-Ziele-Funktion mal funktioniert und mal überhaupt nicht. Der Spielzug erlaubt eurem Mech theoretisch, Salven auf bis zu drei Ziele aufzuteilen, allerdings feuert er dann bei manchen Gelegenheiten nur einen einzigen Schuss ab – ohne erkennbaren Grund. Vielleicht liegt es ja am Gelände oder einem anderen Faktor, kann ja gut möglich sein. Es wäre nur schön, wenn das Spiel hier etwas mitteilungsfreudiger wäre. In allen anderen Belangen erweist es sich schließlich auch als höchst pingelig.

Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass das komplette Spiel nur in Englisch vorliegt und nicht mit Fachausdrücken geizt. Allein die Vielfalt der Bewaffnung und das komplizierte Gruppenmanagement im Raumschiff können Englischmuffel unter Umständen zur Verzweiflung treiben.

Eine kurze Anmerkung zur audiovisuellen Qualität: Die Unity-Engine leistet in diesem Spiel gute Arbeit, wird aber nie vollends ausgereizt. Weder in der Kampagne noch in den für zwei Spieler ausgelegten Mehrspielerscharmützeln findet ihr ein Terrain mit klarem Sonnenschein und endlos einsehbarer Oberfläche. Das Höchste der Gefühle ist ein vernebelter Tag oder aber ein mit Effekten versehenes Schlachtfeld, beispielsweise mit einem Sonnenuntergang oder anderen Wettereinflüssen.

Das ist schade, denn so wirkt die Grafik immer etwas düster und leicht diesig. Die Soundkulisse als unauffällig zu beschreiben, wäre fast schon übertrieben. Alle Soundeffekte gehen in Ordnung und vermitteln das Schlachtengeschehen gut. Aber in Sachen Musik passiert leider herzlich wenig. Angedeutete Melodien verlieren sich in Unkenntlichkeit, als ob sich der Komponist nicht getraut hätte, Profil zu zeigen. Wirklich negative Punkte gibt es aber nicht zu vermelden.

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