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Preview - Call of Duty: Modern Warfare : Brutal hart. Brutal gut?

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Call of Duty: Modern Warfare hat uns in seiner ersten Präsentation sprachlos zurückgelassen. Weil es überrascht, schockiert, fasziniert. Da ist zunächst Mal die technische Komponente: Modern Warfare erhält eine komplett neue Engine, die so gut aussieht wie Battlefield 5. Knackscharfe Texturen, sehr atmosphärisches, echt wirkendes Licht-Schatten-Spiel dank Nvidias Raytracing-Technologie. Doch nicht nur der technische Unterbau fühlt sich neu an, vor allem auch das taktischere Gameplay …

Als Teil des SAS, Special Air Service, schleichen wir nach einem verheerenden Terroranschlag durch ein Haus in London. Die Gänge sind eng, es fällt schwer, die Formation zu halten. „Check this room“, sagt der Commander. „Copy.“ „Check your Six“, raunt ein Kollege, als einer der Terroristen um die Ecke biegt - zwei gezielte Schüsse später liegt der auf dem Boden.

Ein langsameres, ein realistischeres Call of Duty?

Die E3-Demo ist überraschend, weil Call of Duty sich noch nie so angefühlt hat. CoD, das war immer Run-and-Gun. Das war Michael-Bay-Action. Rein ins Chaos, die M4 durchladen und 15-20 Gegner umholzen, als hätten die nie gelernt zu schießen. In Call of Duty waren wir selten Soldat und oft Iron Man - ein nahezu kugelsicherer Superheld, der nur in den Prestige-Schwierigkeitsgraden aktiv Deckung suchen muss.

Im 2019er Call of Duty hingegen tastet sich die Eliteeinheit vorsichtig vor. Es geht nicht um den großen Auftritt, den brutalen Angriff mit Granaten, sondern um einen taktischen, gut geplanten Zugriff. Überrascht sind wir auch von der Grafik: CoD hatte in den letzten Teilen zwar exzellente Qualität in seinen Zwischensequenzen, während des Gameplays merkte man der Engine jedoch das Alter an. Drei Jahre lang hat ein Tech-Team von Infinity Ward am neuen Grafikmotor für Call of Duty: Modern Warfare und wohl auch dem nächsten Black Ops 5 geschraubt.

Die neue Engine: So brillant wie die von Battlefield 5?

Call of Duty: Modern Warfare basiert auf Photogrammetrie. Eine Next-Generation-Technologie, die zuerst in Star Wars: Battlefront Einzug erhielt: Jeder Helm, jede Waffe, jede Porzellanvase, jedes Teil eines Autos werden per 3D-Scan eingefangen und so besonders realistisch visualisiert. Was genau das bringt? Lebendigkeit für Objekte. Die Engine weiß genau, wie eine Vase reflektiert, wenn sie von Licht angestrahlt wird. Sie weiß genau, wie eine Explosion diese blutrot-gelben Reflexionen auf einer Autotür widerspiegelt.

Call of Duty: Modern Warfare - Reveal Trailer
Infinity Ward und Activision haben mit Call of Duty: Modern Warfare den nächsten Teil der Shooter-Reihe offiziell angekündigt.

Das ist der Grund, warum zum Beispiel das Kopfsteinpflaster im Trailer so extrem realistisch aussieht, gerade auch die Marmorierung und wie sich Regen darauf sammelt. Weil es via 3D eingescannt wurde. Das Gleiche gilt für die Kampfhelme des SAS, die nicht einfach glatt sind, sondern das Material fühlt sich echt an. Auch die vier Visier-Optiken für das Nachtsichtgerät spiegeln korrekt. Da das sogenannte Volumetric Lighting stark aufgebohrt wurde, fühlt sich auch Nebel echter an als zuvor und Explosionen entwickeln Rauchfahnen, die länger stehen und auf die Atmosphäre wirken.

Schockmomente: Greift sie zur Waffe?

Es ist noch sehr schwer einzuschätzen, ob das Gameplay wirklich langsamer wird. Einige Missionen werden es definitiv, weil Infinity Ward mehr auf der emotionalen Violine spielen will. „Für uns ist das ein bisschen wie Casino Royale für James Bond. Es gibt einen Moment, wo du nicht mehr noch größer, noch bombastischer werden kannst“, erklärt Jacob Minkoff, Campaign Director von Call of Duty: Modern Warfare. Infinity Ward stellte sich die Frage, wie man Spieler 2019 vor allem auch emotional erreichen kann und ließ sich dabei stark von Filmen wie Sicario und American Sniper inspirieren, der Film von Clint Eastwood über den realen US-Scharfschützen Chris Kyle, der brillant von Bradley Cooper verkörpert wird. Die Inspiration zeigt sich direkt in der ersten Mission in London. Weil American Sniper sich traut, heikle Fragen zu stellen und zu zeigen, wie chaotisch, unklar und wirr der Krieg sein kann. So auch in dieser Call-of-Duty-Mission. Wir gehen davon aus, dass das SAS-Team ein Wohnhaus stürmt, in dem sich ausschließlich Terroristen aufhalten.

Doch dann treffen wir auf eine Frau, die von einem Mann bedroht wird - ein Kopfschuss später will ein Kollege sie evakuieren, sie greift zur Waffe, der Vorspieler von Infinity Ward tötet sie mit mehreren Schüssen in Herz und Brust. In einem richtigen Schockmoment will eine Mama nur zu ihrem Baby, ein Kollege jedoch glaubt, sie würde zu einer Waffe greifen - das Unglück nimmt seinen Lauf. In diesen Momenten bricht das Spiel übrigens nicht ab. Man wolle durchaus, dass wir uns Gedanken machen, ob es richtig war, was wir getan haben, so die Entwickler, aber auch die reale Einsatzsituation einer Eliteeinheit skizzieren.

Diese Mission spielt nach einem brutalen Terrorangriff auf den Picadilly Circus in London. Das SAS muss Informationen über weitere Anschlagsorte sammeln und den Anführer, The Wolf, verhaften oder liquidieren. Infinity Ward hat sich von echten Navy Seals beraten lassen, auch diese würden bei der Tötung eines Zivilisten oder Verlust eines Kameraden nicht zwingend die Mission abbrechen, vor allem nicht nach einem Terrorangriff auf das eigene Land.

Die Mission, über die die Welt sprechen wird

„Modern Warfare ist eine Neuinterpretation, weil es das Beste für das Spiel ist. In Modern Warfare 3 hatten die Russen die USA überrannt, ein Atomkrieg war entbrannt - das hätte uns sehr limitiert“, erklärt Chefautor Taylor Kurosaki, der vorher bei Naughty Dog an Uncharted gearbeitet hat. Infinity Ward wollte sich nicht auf einen Weltkrieg, auf Schlachten von hochgerüsteten Armeen begrenzen, sondern vor allem mehrere Perspektiven zeigen. Man möchte erstmals auch die Sichtweise des Gegners erzählen. Von Menschen, die manche Freiheitskämpfer, andere Terroristen nennen würden. Es ist eine Mission, über die die Welt reden wird, da sind wir uns sicher. Weil sie einen Giftgasangriff auf Zivilisten zeigt, der so real in Syrien stattgefunden hat. Das ist nicht besonders lange her, wir alle erinnern uns an die grauenvollen Bilder.

Und weil wir als kleines Mädchen namens Farah im Alter von vielleicht 6 oder 7 Jahren einen Menschen mit einem Schraubenzieher töten müssen - einen russischen Speznaz-Elitesoldaten, der unseren Vater ermordet hat und unseren Bruder bedroht. Es sind verstörende Szenen, genauso wie das Bombardement, welches unsere Mutter und zahlreiche andere Zivilisten tötet. Die White Helmets sind zu sehen und auch wenn Infinity Ward einen fiktiven Namen für dieses Land gewählt hat, erinnert das alles verstörend an Syrien. Es ist beeindruckend, dass Infinity Ward gerade als amerikanisches Studio sich an das Thema Kriegsverbrechen rantraut.

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