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Test - Calling : Hudson auf dem Horror-Trip

  • Wii
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Denkt man an Hudson, erscheinen wohl sofort Bomberman oder Bonk vor dem geistigen Auge. Und da auch Mario Party vom gleichen Entwickler stammt, ist der Eindruck von Spielspaß in lustiger Umgebung perfekt. Umso erstaunlicher, dass der neueste Streich so gar nicht zu diesem Eindruck passen will: Mit Calling präsentieren euch die Japaner nämlich ein waschechtes Survival-Horror-Adventure im Stile von Silent Hill: Shattered Memories oder The Grudge. Euch erwarten also düstere Handlungsorte und eine nicht ganz einfache Handlung.

Von der schwarzen Seite in den mnemonischen Abgrund

Die „Schwarze Seite" enthält nichts außer einem Besucherzähler und leitet zu einem Chatraum weiter. Wer dort hingelangt, dessen Körper verfällt wenig später in einen komaähnlichen Zustand, während sein Geist in den mnemonischen Abgrund kommt - ein Ort zwischen der realen Welt und dem Jenseits. Stirbt die Person, verbleibt der Geist dort und die Erinnerungen des Verstorbenen werden zu einem Ort im mnemonischen Abgrund. Dadurch kommt ihr zu vielen verschiedenen Plätzen wie einer Schule, einem Frisörsalon oder einem Krankenhaus.

Überall gilt es herauszufinden, warum ihr hier gelandet seid und wie ihr zurückkommen könnt. Nur mit einer Taschenlampe bewaffnet schlottert ihr also in der Third-Person-Perspektive mit abwechselnd insgesamt vier Charakteren durch düstere Schulkorridore oder enge Flure eines kleinen japanischen Hauses und sucht nach Hinweisen. Allerdings sind euch die Geister der Verstorbenen nicht immer freundlich gesonnen sondern terrorisieren euch mit Angriffen. Jeder lässt den Angstpegel eures Alter Egos sowie euren eigenen Adrenalinspiegel nach oben schnellen. Schafft ihr es nicht rechtzeitig, Geister durch herumwedeln der Wiimote abzuschütteln, ängstigt sich euer Charakter zu Tode.

Teleportierendes Allzweck-Handy

Wichtigstes Instrument beim Klären der schaurigen Umstände ist neben der Taschenlampe euer Handy. Geister sind nämlich in der Lage, per Mobiltelefon mit euch zu sprechen, was den Gruselfaktor neben der ohnehin schon sehr beklemmenden Atmosphäre gleich noch mal steigert. Der besonderer Kniff hierbei: Die Stimmen kommen aus dem Lautsprecher der Wiimote. Außerdem könnt ihr unverständliches Rauschen aufnehmen und so in Nachrichten umwandeln. Noch wichtiger als der Geisterkontakt ist aber, dass ihr per Handy auch zwischen den Orten des mnemonischen Abgrundes hin und her teleportieren könnt: Habt ihr die Nummer einer Krankenschwester, reicht ein Anruf und schon seid ihr im Krankenhaus.

Calling - Launch Trailer
In Kürze wird Calling für die Wii erhältlich sein; passend dazu gibt es auch den obligatorischen Launch-Trailer.

Um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, müssen viele Orte mehrmals besucht und einfache Rätsel gelöst werden. Manchmal ist die Aufgabenstellung aber etwas unverständlich und so rennt oder teleportiert ihr schon mal planlos durch die Gegend, was in mehrerlei Hinsicht negativ auffällt. Zum einen flacht der Gruselfaktor extrem ab: Sträubt sich euch anfangs noch fast permanent das Nackenhaar, tut sich beim zweiten Weg nichts mehr, bis das Rätsel gelöst ist und euch die spannende Handlung wieder mit neuen Effekten schockt. Zum anderen macht euch die Grafik das Herumgerenne nur bedingt schmackhaft.

Man spricht deutsch - leider

Schlecht ist die Optik zwar nicht, aber sonderlich viel kitzelt Hudson aus Nintendos Hardware auch nicht heraus. Das gilt genauso für die Zwischensequenzen und den Rest der Präsentation. Die Soundeffekte sind ordentlich und tragen ihren Teil zur unheimlichen Atmosphäre bei. Die musikalische Untermalung ist zwar spärlich gesät, aber mit passenden Melodien stets geeignet platziert. In hektischen Situationen zerren hohe Geigensaiten an eurem Nervenkostüm; in ruhigen Passagen hört ihr sphärische Sythieklänge oder ein melancholisches Klavierstück. Was aber vollkommen in die Hose ging ist die Synchro. Selten waren Stimmen, Sprechtempo und Betonung so unpassend.

Ebenfalls etwas misslungen ist die Steuerung. Der Schein eurer Taschenlampe lenkt sich etwas träge. Das Wählen einer Telefonnummer geht etwas umständlich von der Hand. Und außerdem müsst ihr euch die Nummern oft kurzzeitig merken, weil sie nur bei einem spielbaren Charakter neben dem Display erscheinen. Was aber neben der miesen Synchro besonders negativ ins Gewicht fällt: Nach dem „ersten" Ende geht es weiter, bereits gespielte Passagen können jedoch nicht übersprungen werden. Das nervt und wirkt, als wolle man den eigentlich vernünftigen Umfang noch unnötig aufblähen. Dafür werdet ihr aber mit einer spannenden Geschichte unterhalten, die sich hinter der von japanischen Horrorfilmen wie The Call oder The Ring nicht zu verstecken braucht.

Fazit

Karsten Nitschke - Portraitvon Karsten Nitschke
Eigentlich würde ich mich als relativ Schockresistent bezeichnen, aber Calling hat mich zum Angsthasen gemacht: Anfänglich wollte mein Adrenalinspiegel einfach nicht fallen und ich hatte sogar ein bisschen Angst, alleine im Dunkeln zu spielen. Doch dann schlichen sich Längen ein, die alles andere als nervenaufreibend waren. Das wurde besonders bei den Doppelpassagen deutlich. Dadurch sank nicht nur der Gruselfaktor rapide, sondern auch die Handlung stagnierte. Für Fans von japanischen Horrorstreifen ist Calling dennoch uneingeschränkt zu empfehlen. Freunde von Survival-Horror im Allgemeinen werden sich auch bestens aufgehoben fühlen, wenn sie auf das Abknallen von Gegner verzichten können. Wer allerdings lieber Zombies niedermacht als vor Geistern davonzulaufen, mach besser einen Bogen um den Titel. Dann verpasst er aber etwas, das heutzutage fast nur Rollenspiele bieten: Eine spannende Geschichte, die euch in ihren Bann zieht.

Überblick

Pro

  • spannende Story
  • gruselige Atmosphäre
  • verschiedene Handlungsstränge
  • Wiimote als Handy

Contra

  • miese Synchro
  • redundante Abschnitte
  • teils unklare Aufgaben

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