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Test - Days Gone : Biker, Freaker und das Chaos

  • PS4
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Überlebenskampf light

Begrenzte Ausdauer, wenig Munition und Benzin, Gegner in der Überzahl: Days Gone verfügt eigentlich über alle Zutaten für ein Survival-Spiel. Jedoch wird schnell deutlich, dass Entwickler Bend Studio den Überlebenskampf nur vorgaukelt. An vielen Orten in Oregon erneuern sich Benzin und Ressourcen auf wundersame Weise, außerdem habt ihr praktisch immer genug Geld, um in einem der Camps Treibstoff und Munition zu kaufen.

Die meisten Missionen geben ein enges Korsett vor: Ein farbiger Kreis zeigt an, in welchem Bereich sich Deacon bewegen darf. Sobald ihr diesen verlasst, scheitert die Mission. Dadurch zwingt euch das Spiel teils in den Kampf, auch wenn ihr eigentlich schleichen wollt. Ebenfalls inkonsequent ist die Tatsache, dass Motorradfahrten während einer Mission keinen Sprit verbrauchen. Entspannt geben sich auch die Checkpoints, die bis auf wenige Ausnahmen so gesetzt sind, dass ihr nach dem Neustart lediglich kurze Wege zurücklegen müsst.

Eigentlich möchte Days Gone eine große Geschichte erzählen, die sich um Deacons innere Dämonen und seine künftige Rolle in der postapokalyptischen Welt dreht. Jedoch stören lange Zeit der ständig wechselnde Fokus und die scheinbar willkürlich aufeinanderfolgenden Missionen. Eben noch trauert Deacon um seine verstorbene Frau. Im nächsten Moment radiert er dann wild schreiend ein ganzes Lager voller Plünderer aus, bevor er dem merkwürdigen Treiben einiger Wissenschaftler nachgeht, die etwas mit der Freaker-Plage zu tun haben.

Das ständige Hin und Her verwirrt und lässt kaum Stimmung aufkommen. Manche Aufträge beschränken sich auf wenige Sekunden lange Gespräche oder gaukeln Wichtigkeit vor, nur um völlig unvermittelt zu enden. Erst nach rund 20 Stunden bringen interessantere Charaktere, mehr Hintergrundinformationen zur Freaker-Plage, frische Aufgaben und ein neues Gebiet endlich Schwung ins Abenteuer. Eine Entscheidung sorgt jedoch fortwährend für atmosphärische Brüche: Erreicht ihr den Startpunkt einer Mission, wechselt häufig automatisch die Tageszeit. Kommt ihr beispielsweise bei strahlendem Sonnenschein an, spult das Spiel bis zur Nacht vor.

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Abseits der Story stehen euch optionale Nebenaufgaben offen, deren Menge im Vergleich zum Gros der Open-World-Spiele überschaubar ausfällt. Deacon erledigt Transporte und Besorgungen, sucht nach Vermissten, geht auf Kopfgeldjagd oder verbrennt Freaker-Nester. Trotz unterschiedlicher Aufgabenstellung läuft das meist nach dem gleichen Muster ab: hinfahren, suchen, töten, zurückfahren, Belohnung kassieren. Dynamische Ereignisse in der Spielwelt gibt es kaum, nur hin und wieder rettet ihr Menschen vor plötzlichen Freaker-Angriffen oder räumt ein Lager aus.

Das sieht gut aus!

Days Gone macht grafisch richtig was her. Von Deacons abgeranzter Cap samt Bikerkutte über die Spielwelt mit ihren Wäldern und Straßen bis hin zur Aufmachung der Camps sieht alles detailliert und glaubwürdig aus. Bei Darstellung in 4K macht die Grafik noch mal einen Sprung, lediglich der HDR-Einsatz wirkt hinsichtlich Kontrastverhältnis und Lichtstimmung etwas bieder. Nicht mithalten können einige der NPCs, denn ihre Gesichter bleiben selbst dann komplett regungslos, wenn sie Deacon mit angsterfüllter Stimme für die Rettung vor dem Freaker-Tod danken. Pop-ups, Clipping und starke Ruckler bis hin zum Standbild leistet sich das Spiel häufiger, spielerische Probleme resultieren daraus aber selten.

Licht und Schatten gibt es auch beim Sound. Die Schussgeräusche und Freaker-Laute ertönen dynamisch und räumlich. Feuert ihr beispielsweise das Scharfschützengewehr in einem Tal ab, hallt der Knall lange nach. Zeitweilige Gewitter dringen ebenfalls wuchtig und räumlich aus den Heimkino-Lautsprechern. Professionelle deutsche Sprecher verleihen den Figuren Persönlichkeit, indem sie Wut, Trauer, Freude oder Witz passend transportieren.

Lediglich Deacon neigt zu merkwürdigen Ausrastern: Gibt er gerade noch den abgeklärten Biker, den scheinbar nichts mehr schockieren kann, flippt er im nächsten Moment plötzlich aus, weil ihm der Inhalt einer Radiodurchsage nicht passt. Ebenfalls ungünstig ist es, ihn während einer Schleichmission lautstark fluchen zu lassen. Auf Englisch klingt das Ganze, wie so oft, eine Spur natürlicher und glaubwürdiger.

Anmerkung: Wir haben Version 1.02 auf der PlayStation 4 Pro gespielt; der Schwierigkeitsgrad war Normal.

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