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Test - Deus Ex: Invisible War : Deus Ex: Invisible War

  • Xbox
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Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann
Auch in 'Deus Ex: Invisible War' spielen die so genannten Biomods – sozusagen technische Upgrades für eure fleischliche Hülle - eine tragende Rolle. Jede eurer fünf Körperregionen dürft ihr nach Belieben durch gefundene Biomod-Kanister mit einem High-Tech-Spielzeug versehen. Dies erscheint im Gegensatz zum Vorgänger zwar etwas dürftig, erfordert im Endeffekt aber noch planvolleres Vorgehen von euch. Während das als komfortable Grundausstattung eingebaute Umgebungslicht euch auch die dunkelsten Ecken der sinistren 'Deus Ex'-Welt einsichtig macht, dürft ihr nützliche Extras wie zum Beispiel Kraftmodifikationen, Aggressive-Verteidigungsdrohnen oder Schleichtechniken in drei Stufen aufrüsten. Die raren Upgrades ermöglichen dem Spieler, sein Alter Ego genau an die angepeilte Spielweise anzupassen: Ob Hacker mit viereckigen Augen, Möchtegern-Terminator mit nervösem Abzugsfinger oder eher pazifistischer Schleicher - hier ist für jede Spielernatur etwas dabei. Ein Erfahrungspunkte-System wie im ersten Teil wurde für 'Invisible War' allerdings nicht berücksichtigt.

Es rappelt in der Kiste!
Gleich nach Spielbeginn fällt euch die nahezu vollkommen interaktive Spielumgebung auf: Jedes Objekt, dass nicht entweder mit Superkleber am Boden befestigt ist oder an dem sich Retortenkind Alex keinen Bruch heben würde, dürft ihr verschieben, aufheben oder beherzt und physikalisch einigermaßen korrekt gegen das Interieur donnern. Dass dies nicht der Sinn der ausgefeilten, aber bisweilen etwas übersensibel erscheinenden Physik sein kann, erahnen findige Zocker sofort. Diese basteln sich aus Kisten oder anderen soliden Objekten lieber nützliche Auftritte, die ihnen den Weg in höher gelegene Lüftungsschächte oder auf vorher unerreichbare Vorsprünge ebnen. Explosive Kisten schleudert man zudem kraftvoll heranstürmenden Gegnern in den Weg, um sie anschließend mit einem gezielten Schuss inmitten der Feindesschar in einem alles verzehrenden Feuerball aufgehen zu lassen. Die Kehrseite der Medaille ist, dass dieses Spielelement nicht zwangsläufig immer zu eurem Heil gereicht. Tollpatschige Rempler gegen Stühle, Vitrinen oder andere Einrichtungsgegenstände ziehen oft die Aufmerksamkeit der gewitzten Wachleute auf sich, was vor allem in späteren Spielstufen schneller zum Spielende führen kann als der Weg durchs Menü. Zwar agieren die humanoiden wie technischen Gegner meist recht logisch - wenn es darum geht, ihr Gebiet zu bewachen - sind diese allerdings erst einmal alarmiert, bekommt der Spieler den einen oder anderen kuriosen KI-Aussetzer zu Gesicht. Die martialisch anmutenden Sicherheitstruppen wirken in solchen Situationen schon mal wie eine Horde kopfloses Geflügel.

Digitale Weltreise
Für welche Vorgehensweise ihr euch auch entscheidet: Die Architektur der Levels, welche euch von Seattle über Kairo bis in die Antarktis führen, eröffnet euch zahlreiche Möglichkeiten, euren getunten Body angemessen einzusetzen. Knacke ich per 'Multitool' den Wartungstunnel und schleiche mich an den Wachleuten vorbei? Hacke ich mich in den Sicherheitscomputer, um die elektronische Überwachung auszuschalten, oder schieße ich in bester Sly Stallone-Manier einfach alle Widersacher über den Haufen? Im Gegensatz zu den weitläufigen Spielwiesen des ersten Teils wurden die 'Invisible War'-Areale allerdings deutlich verkleinert. Die jeweiligen Aufträge, die ihr im Plausch mit einer der vier konkurrierenden Parteien oder von aufgebrachten Privatpersonen erhaltet, habt ihr deshalb zwar stets vor Augen, dennoch wird hier die Experimentierfreudigkeit des Spielers etwas eingeschränkt. Vor allem die aus dem Vorgänger bekannten verwinkelten Lüftungsschächte, die meist einen alternativen Zugang zu wichtigen Örtlichkeiten darstellen, werden dem Spieler oft allzu offensichtlich präsentiert. Zocker, die sich von der Größe des ersten 'Deus Ex' eingeschüchtert fühlten, haben hier gut lachen, Fans des Vorgängers werden dies nicht besonders hinreißend finden. Zusätzliches Ärgernis hierbei: Trotz oft recht kleiner Levels strapazieren bis zu halbminütige Ladezeiten die Nerven selbst geduldiger Xbox-Besitzer.

Tech-Talk!
Auf den ersten Blick gibt sich die Grafik von 'Invisible War' etwas bieder: Gräuliche Umgebungen dominieren das Erscheinungsbild der düsteren Korridore und viele Charaktere wirken recht hölzern. Nach einigen Augenblicken wird aber die wahre Stärke der Grafik-Engine sichtbar, überzeugen euch doch die bisher ausgefeiltesten Schattenspiele, das stellenweise wirklich schöne Bumpmapping und auch die ansonsten fast durchweg hochwertigen Texturen von der grafischen Klasse des Titels. Zwar wird die optische Qualität mit einer oft einbrechenden Bildrate bezahlt – im gut spielbaren Bereich bleibt Warren Spectors jüngstes Software-Kind aber ausnahmslos. Der Sound des Cyber-Krimis kommt fast ohne Musikuntermalung aus. Die zahlreichen Umgebungsklänge erzeugen aber auch von selbst eine außergewöhnlich dichte Atmosphäre und über die aufwendige deutsche Lokalisation kann man (bis auf wenige Ausnahmen) beim besten Willen kein schlechtes Wort verlieren.

 

Fazit

von Alexander Bohn
Glaubhafte Spielwelt, konkurrenzlose Entscheidungsfreiheit und ein stimmiges Szenario - Spielerherz, was willst du mehr? Jeder der darauf verzichtet, 'Invisible War' mit seinem wegweisenden Vorgänger zu vergleichen, erhält ein Spiel, das Gameplay-Ketten sprengt und tatsächlich jeden Cent wert ist. Wer den Titel dennoch unbedingt an der ersten Episode messen möchte, wird aber vor allem über die kleineren Areale, die abgespeckten 'Tuningmöglichkeiten' an Hauptcharakter und Waffen sowie die gestrichenen Erfahrungspunkte die Nase rümpfen. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass im neuesten 'Deus Ex' genug Herzblut und kreative Energie stecken, um bis zum Schluss zu motivieren. Für Fans dieser Spielegattung bleibt nur noch eine Frage zu klären: Noch heute oder erst morgen kaufen?

Überblick

Pro

  • große Entscheidungsfreiheit
  • überaus interaktive Spielwelt
  • interessante Story
  • gute technische Umsetzung
  • stellenweise hervorragende Grafik...

Contra

  • ...mit selten flüssiger Framerate
  • relativ geringe Nettospielzeit
  • teilweise KI-Aussetzer
  • lange Ladezeiten

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