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Test - Divinity 2 – Ego Draconis : Die Rollenspielüberraschung des Jahres?

  • PC
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Eine Welt, wie sie im Buche steht

Divinity 2 ist sicherlich alles andere als eine Grafikbombe. Das Spiel basiert auf der Gamebryo-Engine, die schon in Fallout 3 und Oblivion verwendet wurde. Trotzdem sieht Divinity 2 lang nicht so rund und geschmeidig aus wie die beiden genannten Titel. Hochauflösende Texturen sind Mangelware, Lichteffekte eher trist und die Animationen wirken häufig sehr hölzern. Trotzdem zieht einen das Spiel in seinen visuellen Bann, denn die Atmosphäre der Welt stimmt einfach. Man spürt, dass Rivellon mit viel Liebe fürs Detail erbaut wurde, und an jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. Die Welt ist stimmig und gibt dem Spieler das Gefühl, dass er ein Teil davon ist.

Bereits im Startgebiet darf man immer wieder etwas bewundern und es sieht alles nicht so klinisch wie beispielsweise in Oblivion aus. Die Gebiete wirken durchdacht und authentisch. Betritt man zum Beispiel in Trümmertal die Kirche, dann kann man einem Kantor lauschen, wie er lateinische Gesänge vorträgt, während das Sonnenlicht durch die bunten Kirchenfenster bricht. Atmosphäre spielt ohnehin eine sehr große Rolle, was auch an den großartigen Synchronsprechern liegt, die dtp verpflichten konnte. Schade nur, dass unser eigener Held stumm ist, was stark an der Stimmung nagt. Für den Soundtrack konnte man erneut Kirill Pokrovsky gewinnen, der sich schon bei den Vorgängern auszeichnete und auch hier wieder brillieren kann.

Die zweite Seite der Medaille

Eine epische Geschichte braucht natürlich immer einen epochalen Wendepunkt. Bei Divinity 2 darf dieser ebenso wenig fehlen, und so wird unser virtueller Held sehr früh zu einem Überläufer wider Willen. Zwar wollen wir euch nicht zu viel verraten, aber dass der Held irgendwann vom Drachenjäger zum Drachenritter wird, dürfte allein schon der Untertitel Ego Draconis verraten. Wer A sagt, der muss auch B sagen, und so erhält unser Recke bald die Gelegenheit, sich in einen Drachen zu verwandeln und durch die Lande zu fliegen. Diese neue Komponente des Spiels bringt natürlich viele neue Möglichkeiten mit sich. Damit man aber als Drache nicht plötzlich unendlichen Zugriff auf alle Gebiete hat, gibt es magische Beschränkungen und Energiefelder, die uns den Weg weisen und uns Grenzen setzen. Hier muss der Spieler geschickt zwischen menschlicher Form und Drachengestalt wählen, um den Pfad zum Erfolg zu finden.

Als Drache steuert sich das Spiel ein wenig wie ein Shooter, denn in Drachenform muss man meist sehr brachial vorgehen. Feuerstöße und Flammenodem inbegriffen. Leider will das echte Echsen-Feeling aber nicht so richtig aufkommen. Die Steuerung ist häufig etwas hakelig und die Kollisionsabfrage abenteuerlich. Was aber so richtig nervt, das ist die fehlende Macht als Drache. Zwar könnt ihr euch geschickt durch die Lüfte schwingen, aber Gegner auf dem Boden sind nicht erreichbar. Nun mag man zwar argumentieren, dass Larian hier Wert auf das Balancing gelegt hat und damit erreichen will, dass man als Drache nicht alle niedermäht, aber muss dies so streng eingehalten werden?

Wie sehr hätten wir uns gewünscht, dass man als mächtige Flugechse über einer Wiese aufsteigt und Feuer speiend dutzende Goblins röstet. Hier lässt Divinity 2 ein tolles Feature aus, was zur Folge hat, dass die Drachengestalt zum schmückenden Beiwerk verkommt, das lediglich zwischendurch genutzt wird und sonst nur daran erinnert, was man alles nicht kann beziehungsweise darf - doof.

My Home is my Castle

Bevor der umgewandelte Drachenkrieger allerdings die Form eines Drachen annehmen darf, muss er durch eine Quest erst den ominösen Drachenturm erobern. Dieser dient fortan als Heimatstützpunkt, der durch allerlei Besonderheiten zu bestechen weiß. Von hier aus können wir durch Teleportationsportale jederzeit verschiedene Landstriche von Rivellon bereisen und uns natürlich wieder zum Turm zurückbeamen. Da unser Held selbst keine Crafting-Fertigkeiten besitzt, dürfen wir Bewohner in unseren Turm „einladen", um diese für uns schuften zu lassen - rein ehrenamtlich, versteht sich.

Ein Nekromant bastelt uns aus verschiedenen Leichenteilen beispielsweise surreale Kreaturen zusammen, die uns im Kampf unterstützen. Der Alchemist braut hilfreiche Tränke, während der Verzauberer unsere Ausrüstung verbessert. Last but not least wartet im Turm noch ein Trainer auf uns, der uns bei dem Ausbau unserer Fähigkeiten unterstützt. Da ein schwer beschäftigter Held natürlich nicht durch die Welt streift, um Blumen und Leichenteile zu sammeln, darf man noch drei Laufburschen beschäftigen, die man auf Kommando losschicken kann, um eigenständig Gegenstände für uns zu sammeln - craften mal ganz einfach eben.

Fazit

von Sven Siemen
Man mag einiges auszusetzen haben an Divinity 2, aber man kann sich sicherlich nicht über mangelnde Möglichkeiten beschweren. Es gibt immer neue Aufgaben zu entdecken und man begegnet ständig neuen NPCs, die eine lustige Geschichte zu erzählen haben. Rollenspieler werden sich in Rivellon sehr schnell heimisch fühlen und ganz in die Atmosphäre des Landes eintauchen. Umso trauriger, dass dtp einiges an Potenzial liegen lässt, was Divinity 2 zu einem Top-Hit gemacht hätte. Die Grafik schöpft leider nicht die Möglichkeiten aus, wie es Oblivion und Fallout 3 bereits angedeutet haben. Die Drachengestalt wirkt anfangs noch innovativ, wird auf Dauer aber eher zur Last und lässt einiges an Funktionen vermissen, die man als Feuerechse gerne genutzt hätte. Trotzdem macht das Spiel Spaß und wird Rollenspieler sicher einige Woche in seinen Bann ziehen. Divinity 2 ist perfekt, um sich die Wartezeit auf Dragon Age und/oder Risen zu verkürzen.

Überblick

Pro

  • atmosphärische Spielwelt …
  • Drachengestalt spielbar …
  • sehr gute Synchro
  • umfangreiches Fertigkeitensystem
  • Quests durch Gedankenlesenfunktion sehr variabel lösbar

Contra

  • … die grafisch allerdings Defizite hat
  • … deren Potenzial nicht ausgenutzt wird
  • Handlung etwas einfach gestrickt
  • hölzerne Animationen

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