Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Test - Don King Boxing : Da stehen dir die Haare zu Berge

  • X360
Von  |  | Kommentieren

Seit langer Zeit beherrscht EA mit dem famosen Fight Night Round 3 das Genre der Boxspiele. Das will 2K nicht auf sich sitzen lassen, immerhin ist der Publisher bereits in einigen anderen Sportgenres EAs härtester (und einziger) Konkurrent. Mit Don King Boxing will man nun dem Rivalen ein paar kräftige Uppercuts verpassen. Blöderweise endet das eher damit, dass 2K eine Menge Löcher in die Luft schlägt.

Dabei startet die Sache an sich ganz vielversprechend. Ein Blick ins Menü zeigt, dass neben den üblichen Standards ein Karrieremodus zu finden ist, der das Herzstück des Spiels darstellt. Als Nobody mit dem Spitznamen „The Kid" startet ihr eure Boxerkarriere und sollt euch bis an die Spitze durchboxen. Im Grunde nichts Neues, wäre da nicht die Art der Darstellung, die an Boxdokumentationen angelehnt ist. Boxer, Trainer, Promoter inklusive Don King persönlich und andere „Beteiligte" kommen in Realfilmsequenzen zum Einsatz, um eure Karriere wortreich zu kommentieren.

Der Alltag eines Boxers

Das war es dann aber auch schon mit der Originalität. Das eigentliche Spiel besteht aus einem munteren Wechsel aus Training und Kämpfen. Unterbrochen wird die Routine nur durch gelegentliche Nachrichten auf dem PDA, in denen euch Sondertraining, aber auch einige Ablenkungen geboten werden. Letztere gehen zu Lasten eurer physischen Fähigkeiten, da sie euch vom Training ablenken, erhöhen allerdings eure Medienpräsenz. Wozu die allerdings gut sein soll, wissen wohl nur die Entwickler selbst, einen echten Einfluss im Spiel konnten wir nicht feststellen. Also alles mehr Schein als Sein.

Das Training vor den Kämpfen wird in Form von fünf Minispielen umgesetzt: vom Seilspringen bis zum Sandsackvermöbeln. Die Minispiele machen im Grunde fast mehr Spaß als die eigentlichen Fights, aber dazu später mehr. Jeweils zwei Attribute (Stärke, Ausdauer, Geschicklichkeit, Agilität) werden durch das Training verbessert, Highscore-Liste inklusive. Das Training kann automatisch absolviert werden, ist dann aber nicht so effektiv. Habt ihr das Training hinter euch, geht es in die eigentlichen Kämpfe. Doch gerade hier schwächelt Don King Boxing massiv und muss sich der Konkurrenz widerstandslos geschlagen geben.

Prizefighter - Venues Trailer
Viele Orte werdet ihr in der Boxkarriere betreten. Das Video steht in hoher Auflösung und besserer Qualität auch als Download bereit.

Vermurkste Steuerung

Ein Grund ist die Steuerung. Die Grundschläge liegen auf den Aktionstasten, während Buttons und Trigger als Modifikatoren dienen, etwa zum Ausweichen oder für die Schlagrichtung (oben/unten). Für manche Schläge müssen ohnehin schon zwei Aktionstasten gedrückt werden, dazu noch ein Modifikator und das Ganze wird unhandlich und kompliziert. Welch ein Genuss ist dagegen die geniale Stick-Steuerung von Fight Night Round 3. Zwar gibt es noch zwei weitere Steuerungsmodelle, aber die tauschen im Grunde nur Aktionstasten und Trigger.

Die zweite Schwäche ist das Kampfgeschehen an sich. Die Anzeige von Ausdauer, Gesundheit und Adrenalin lässt auf taktische Kämpfe hoffen, doch artet die Prügelei eigentlich mehr in Button-Smashing aus, da die ausgeführten Schläge oft wenig mit dem zu tun haben, was ihr eigentlich in die Tasten hämmert. Schläge kommen verzögert oder gar nicht und die Bewegung der Boxer wirkt zäh und träge. Taktik ist ohnehin kaum nötig, da ihr mit der Zeit derart viel einstecken könnt, dass ihr im Grunde immer nur mal kurz pausiert und den Gegner weiter zermürbt.

Mit Boxkampf wenig Ähnlichkeit

Es kommt zu lächerlich vielen Niederschlägen, die im Großen und Ganzen keine Langzeitwirkung auf den eigenen oder gegnerischen Boxer zeigen. Beim Testen gab es nicht einen einzigen Kampf, den wir nach Punkten entscheiden mussten. Die Unmengen an Block-, Ausweich- und Schlagmanövern sind fast schon überflüssig. Wir konnten die meisten Kämpfe mit ausweichen und immer gleichen Schlägen entscheiden. Schade ist zudem, dass das Treffer-Feedback wirklich mager ist. Zum einen landen die Treffer im Grunde sonst wo, aber nie da, wo man es erwartet. Da kloppen wir einem Gegner fünfmal gegen den Unterarm und plötzlich fällt er um. Soso, okay, aha. Überhaupt wirken die Schläge nie so wuchtig, agil und brachial wie es bei Fight Night der Fall ist.

Abgesehen von den Realfilmsequenzen, die nicht selten konzeptlos aneinander gereiht wirken, gibt es wenig Positives von der Präsentation zu berichten. Die Locations sind leblos und lieblos, insbesondere in den ersten Kämpfen gibt es wenig, was einen zum Weiterspielen motiviert. Die „Verwaltung" zwischen den Kämpfen kommt ebenso lieblos mit billig-schlichten Menüs daher. Dazu wirkt die Technik altbacken, vor allem im Vergleich zum Konkurrenten, und die Animationen sind weit entfernt vom Machbaren.

Verschenktes Potential

Das alles ist schade, denn es gibt schon einige gute Ideen. Die Art, den Karrieremodus als Dokumentation über euren Boxer aufzubauen, ist definitiv interessanter als die Herangehensweise von EA. Zudem gibt es immer wieder mal kleinere Ereignisse oder Schwierigkeiten, zum Beispiel wenn ihr mit gebrochener Hand antreten müsst oder ein Ringrichter sich als bestochen entpuppt. Die insgesamt altbackene Präsentation und das nicht minder archaische Gameplay vermiesen leider diese guten Ansätze.

Bliebe noch der Mehrspielermodus, aber auch hier gibt es wenig Interessantes zu vermelden. Zwar gibt es die Wahl zwischen normalen und Ranglistenkämpfen sowie K.o.-Turniere und Quasi-Ligen für bis zu acht Spieler. Doch auch hier schlägt die schwache Spielmechanik nebst der unpräzisen Steuerung zu, die durch leichte Verzögerungen beim Online-Spiel noch verschlimmert wird.

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Sorry, aber das ist ein K.o. in der ersten Runde. Don King Boxing hat zwar ein paar gute Ansätze, insbesondere im Hinblick auf den Karrieremodus. Doch eine überkomplizierte Steuerung, der niedrige Spielanspruch und die langweilige, altbackene und uninspirierte Präsentation ruinieren den Spielspaß. Fight Night Round 3 hat bereits vor zwei Jahren in nahezu allen Belangen gezeigt, wie man es besser macht. Von daher muss man sich fragen, wieso Don King Boxing überhaupt entwickelt wurde. In Summe das boxerische Pendant einer Packung Valium.

Überblick

Pro

  • umfangreicher Karrieremodus
  • guter Boxer-Editor
  • viele bekannte Boxer
  • herrlich trashige Videoszenen

Contra

  • überfrachtete Steuerung
  • technisch altbacken
  • kein gutes visuelles Feedback
  • taktisch wenig anspruchsvoll
  • schwache Kampfanimationen
  • uninspirierte Präsentation
  • lächerlich viele Niederschläge

Kommentarezum Artikel