Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Test - Dragon Quest XI : Das klassischste aller Rollenspiele!

  • PC
  • PS4
  • NSw
  • 3DS
Von  |  |  | Kommentieren

So weit, so klassisch

Aber natürlich erkundet man als Spieler Erdria nicht nur, um sich die schönen Landschaften anzusehen, sondern um Monster zu kloppen und die Welt zu retten. Dazu bedient sich Dragon Quest 11 des klassischen rundenbasierten Kampfsystems, das von der Serie vor über 30 Jahren quasi erfunden wurde: Startet ihr einen Kampf, benutzt ihr Runde für Runde eure Angriffe und Fähigkeiten, um euren Gegnern den Garaus zu machen.

Die einzige Besonderheit ist das Stärkungssystem, das ähnliche Vorteile bietet wie die Trance aus Dragon Quest 8. Bekommt einer eurer Charaktere zu oft auf die Mütze oder beteiligt sich lange genug am Kampf, wird er gekräftigt. Dieser Modus stärkt nicht nur eure Statuswerte, sondern lässt euch auch mit anderen gekräftigten Charakteren Teamangriffe durchführen, die entweder hohen Schaden am Gegner anrichten oder der Gruppe durch Buffs und Heilungen helfen.

Neue Fähigkeiten und Teamattacken erlernt ihr über ein Skillbrett, ähnlich dem Lizenzsystem aus Final Fantasy XII. Die nach einem Level-up erhaltenen Fähigkeitspunkte lassen sich auf dem Brett verteilen, um neue Felder und somit auch neue, stärkere Attacken nach und nach freizuschalten. Das funktioniert recht intuitiv und übersichtlich. Dieses im Vergleich zu den Vorgängern etwas entschlackte System bietet glücklicherweise viel weniger Stolperfallen. Vertut man sich trotzdem mal, kann man in jeder Kirche seine Fähigkeiten gegen einen kleinen Obolus zurücksetzen.

Wo wir gerade von Kirchen reden: Auch Dragon Quest 11 bietet nicht die Möglichkeit, jederzeit überall zu speichern. Wenn ihr euren Fortschritt nicht verlieren möchtet, müsst ihr entweder den Weg zum Priester antreten oder an einem der sehr großzügig verteilten Lagerfeuer haltmachen. Dort könnt ihr nicht nur mit euren Gruppenmitgliedern über die aktuelle Situation sprechen, sondern auch die kleine Schmiede nutzen, um neue Ausrüstung herzustellen oder die vorhandenen Teile zu verbessern.

Eure Helden ordentlich auszustatten, ist bitter nötig, denn mit einem klassischen Kampfsystem geht meist auch ein klassischer Schwierigkeitsgrad einher: Heilzauber und Gegenstände zur Wiederbelebung sind gerade anfangs außerordentlich rar gesät – eine schlecht vorbereitete Gruppe kann innerhalb von wenigen Runden selbst von den früheren Bossgegnern ruck-zuck zerlegt werden, wenn man nicht aufpasst.

Dragon Quest XI: Echoes Of An Elusive Age - Dragon Quest VIII Costume Reveal Trailer
Zur Feier des nahenden Release von Dragon Quest XI gibt es im Spiel ein kostenloses Kostüm aus dem Klassiker Dragon Quest VIII.

Wer es noch einen Tacken härter mag, spielt im sogenannten drakonischen Modus. Darin erlegt ihr euch verschiedene Handicaps für den Kampf auf, wodurch ihr zum Beispiel nicht mehr fliehen könnt oder die Gegner stärker werden. Aber auch im normalen Modus wird man schon gerne und oft gefordert, wobei die Entwickler die Schwierigkeitskurve über weite Strecken im Griff haben, sodass nahezu kein verhasstes Grinding nötig ist, um sich gegen die vielen Bossgegner behaupten zu können.

Abzüge in der B-Note

Aber eben nur „meist“, „nahezu“ und „über weite Strecken“: Dragon Quest 11 ist nämlich abermals in ein Hauptspiel und ein außerordentlich umfangreiches Post-Game aufgeteilt. Wir wollen zwar an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber die besagte zweite Hälfte des Spiels erzählt die Geschichte rund um den Lichtbringer und seine Gefährten weiter und bietet euch schwierigere Gegner und Bosskämpfe.

Das wäre auch grundsätzlich kein Problem, wenn nicht zum einen das Hauptspiel mit knapp 40 Stunden Spielzeit im direkten Vergleich zu anderen Spielen der Serie so ungeheuer kurz wäre und wenn zum anderen die Entwicklung der Geschichte, der Charaktere und vor allem der Schwierigkeitskurve nicht völlig zunichtegemacht werden würde.

Aus dem spaßigen und fordernden Kampfsystem wird plötzlich ein unsäglich langwieriger und zäher Grind, und mit der fortgeschrittenen Spielstunde fallen die fehlenden Komfortfunktionen, die man von modernen RPGs gewohnt ist, zunehmend ins Gewicht. Das Inventarmanagement fällt so zäh wie eh und je aus, und nach dem hundertsten Versuch, die seltenen Metallschleime für Erfahrungspunkte umzuhauen, hat man sich an den Animationen beim Übergang von der Weltkarte zum Kampf mehr als sattgesehen.

Umso mehr ist es ein Jammer, dass das Post-Game so relevant für die Handlung und die Charaktere ist, denn die Entwickler schaffen es hier einfach nicht, den hervorragenden Eindruck der ersten Hälfte aufrecht zu erhalten. Als optionaler Zusatzcontent ist es erträglich, als Erweiterung der Geschichte allerdings leider eine kleine Katastrophe.

Dennoch: der Großteil des Spiels ist eine fantastische, fordernde, spannende und stellenweise witzige, wenn auch kurze Reise durch die Welt von Erdria. Und auch wenn Dragon Quest 11 nicht die Qualitäten des achten Teils erreicht, können Genreenthusiasten und Serienveteranen bedenkenlos zugreifen.

Kommentarezum Artikel