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Special - Merchandising - Special : Special

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    Dort stimmte damals einfach alles: Die Spiele-Schmiede gehörte ganz offiziell zu George Lucas' riesiger Firma und konnte somit immer auf die neusten Informationen und alle Details rund um den jeweiligen Film zugreifen. Die Arbeiten wurden nicht durch lange Kommunikationswege verzögert oder aufgrund rechtlicher Fragen über den Haufen geworfen. Da LucasArts nicht nur Filme, sondern ganze Franchises besaß, mussten die Spiele nicht immer ganz pünktlich zu einem bestimmten Termin erscheinen.

    Am Beispiel von LucasArts lässt sich aber auch gut das Dilemma der Lizenz-Spiele deutlich machen: Mit 'Episode 1', das nur wenige Gemeinsamkeiten mehr zum originalen 'Star Wars' aufwies, wollte George Lucas im Prinzip eine neue Marke begründen. Und zum Start mussten da selbstverständlich die entsprechenden Spiele her. Aber was passte zu dem actionbetonten Film? Schließlich hatte LucasArts mit nur drei Genres Erfahrungen gesammelt: Adventures, Weltraum-Simulationen und Ego-Shooter. Doch war davon etwas für den Massenmarkt geeignet? Adventures verlangen Geduld und Kopfarbeit, Weltraum-Simulationen einen Joystick, Ego-Shooter eine Verträglichkeit gegen Gewalt. Alles Dinge, die man von einem durchschnittlichen Kinogänger erwarten kann.

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    So mussten die Entwickler umdenken: Ein Action-Adventure sowie ein Rennspiel sollten es zunächst sein, beide Titel verzeichneten nur mäßige Erfolge, wurden von Redakteuren und Spielern für ihr mäßiges Design und die schwache Grafik verpönt – als beinahe erste Titel der Traditionsfirma. Kassen-Schlager waren sie trotzdem, die umfangreiche Werbe-Kampagne hatte Wirkung gezeigt. Es folgten weitere Spiele wie 'Obi Wan' und 'Starfighter', doch positive Kritiken bekam LucasArts erst wieder für 'Jedi Knight 2' und 'Knights of the Old Republic'; beide ließen das neue 'Star Wars'-Universum außen vor und wurden zudem an externe Teams vergeben.

    Klar, LucasArts ist vielleicht nicht das Parade-Beispiel, wenn man die Problematik der aktuellen Lizenz-Spiele unter die Lupe nehmen möchte, weil das Unternehmen zu große Verbindungen mit den Filme-Machern aufweist. Aber die Schwierigkeiten ähneln sich überall - sei es 'Matrix', 'X-Men' oder 'Findet Nemo': Der Zielgruppe sollen keine zu komplexen Spiele zugemutet werden, Zeit und Budget sind begrenzt – warum Millionen in die Entwicklung stecken, wenn gleichteure PR-Aktionen eine viel bessere Wirkung erzielen? Das Resultat sind kurze, häufig bugbefallene Spiele, die technisch und inhaltlich nicht auf der Höhe der Zeit sind.

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    Einzige Ausnahme: Electronic Arts. Ob 'Herr der Ringe', 'Harry Potter' oder 'James Bond' – fast jedes Lizenz-Spiel der letzten Jahre konnte zu einem gewissen Grade überzeugen, manche gar begeistern. Der Branchenriese hat das richtige Verhältnis zwischen Entwicklungs- und Werbekosten gefunden und zeigt zudem, dass leichte Zugänglichkeit nicht immer gleichbedeutend mit einem monotonen Gameplay sein muss. Es wird Zeit, dass andere Publisher ebenfalls umdenken.

     

    Filme zu Spielen

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    Zu guter Letzt wollen wir den Spies noch einmal umdrehen: Filme basierend auf Spiele-Lizenzen lassen sich aufgrund der hohen Kosten und der zu erwartenden Einspiel-Summen zwar nicht als echtes Merchandising bezeichnen, gewinnen seit einigen Jahren jedoch zusehends an Stellenwert. Der Durchbruch gelang spätestens Lara Croft und 'Tomb Raider', als mit der Produktionsfirma Paramount und der Oscar prämierten Schauspielerin Angelina Jolie zwei Hollywood-Größen aufeinander trafen und der Film die nötigte Aufmerksamkeit und positive Presse bekam, die früheren Anläufen weitgehend verwehrt blieb.

    Von 'Super Mario Brothers', über 'Mortal Kombat' und 'Double Dragon' bis hin zu dem eigentlich prädestinierten 'Wing Commander' wiesen alle Streifen störende Kinderkrankheiten auf. Einige waren dank der Akteure und des Skripts einfach denkbar schlechte Filme, anderen mangelte es schlichtweg an den nötigen finanziellen Ressourcen: Chris Roberts drehte das Hollywood-Movie zu seiner Weltraum-Saga angeblich mit einer geringeren Summe als Origin seinerzeit für die Entwicklung und Produktion von 'Wing Commander 4' ausgab. Da Style und Flair ganz in Richtung Mainstream getrimmt wurden, enttäuschten die Filme nicht nur den gewöhnlichen Kino-Besucher, sondern auch Spiele-Fans, die eine zunehmende Abneigung gegenüber Hollywood-Umsetzungen ihrer Lieblinge aufbauten.

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    Ohnehin haben nur wenige Spiele das Potential, einen guten Film zu stellen. Oder möchte jemand die Abenteuer von Mister – ähm – 'Medal of Honor' auf der Leinwand verfolgen? Namenlose Helden befinden sich in der Games-Branche weiter im Aufwind; der Erfolg von Lara Croft wird auf lange Zeit wohl unerreicht bleiben. Sicher würde George Stobbart aus 'Baphomets Fluch' einen modernen Indy hergeben, Jade sowie Pey'J würden in einem 'Beyond Good & Evil'-Comic-Film eine gute Figur machen und der Prinz von Persien könnte in einer Mischung aus 'Matrix' und 'Tiger & Dragon' auf Zelluloid genauso elegant Bösewichter schnetzeln und Wände entlang turnen – aber sonst?

    Dass es mit gutem Willen dennoch geht, bewiesen zuletzt 'Final Fantasy: The Spirits Within' und 'Resident Evil'; letzteres soll im Laufe dieses Jahres sogar schon den ersten Nachfolger erhalten. Das Erfolgsrezept ist hier denkbar einfach: bekannte Schauspieler, ausreichend Werbung und eine halbwegs durchdachte Geschichte - oder aber gute Special-Effekte. Mit 'Alone in the Dark', 'Driver', 'Deus Ex' und 'Half-Life' wird bereits an den nächsten Streifen gearbeitet, die in Zukunft die Kino-Charts stürmen sollen. Was dann nur noch fehlt, ist ein Spiel zum Film zum Spiel – aber das lässt sicher auch nicht mehr lange auf sich warten.

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