Preview - Heavy Rain : Schwere Regenschauer auf PS3
- PS3
Interaktiver Film mit Gummiband
Die Steuerung ist aber sowieso ein eher weniger wichtiger Teil eines Adventures. Viel spannender ist es doch, was für Einflussmöglichkeiten man auf die Handlung hat. Und hier bietet Heavy Rain ein interessantes Konzept: Je nach Handlung gestalten sich Szenen anders. Steht Ethan seinem Sohn beim Fernsehen im Weg, beklagt er sich. Gebt ihr ihm nichts zu essen, dann holt er sich selbst was. Das mag in diesem Beispiel noch marginal sein, später haben eure Handlungen aber viel mehr Einfluss auf die Geschichte. Gerade die großen Quick-Time-Actionszenen - unter anderem das Verstecken vor einem Tatverdächtigen oder der Kampf mit einem Zuhälter - verlaufen anders, je nachdem, was ihr tut oder in welchem Moment ihr welches Kommando verpasst habt.
Die Entwickler versprechen, dass sich die Geschichte quasi wie ein Gummiband bis zu einem gewissen Grad verändert, ohne dabei den roten Faden zu verlieren. Wie gut das wirklich im großen Rahmen der gesamten Spielhandlung funktioniert, werden wir spätestens in der finalen Testversion begutachten können. In unserer Vorab-Fassung konnten wir dies nämlich aufgrund der noch recht zusammenhangslosen Szenen nicht beurteilen.
Zurzeit wirkt Heavy Rain wie ein interaktiver Film, bei dem eure Handlungen ziemlich eingeschränkt sind. Zuweilen wisst ihr nicht mal, was ihr tun müsst, und spielt einfach mit den ganzen kleinen Interaktionen herum oder hängt den auf Knopfdruck verbalisierten Gedanken der Spielfigur nach, bis es plötzlich weitergeht. Das Miterleben eines spannenden Mystery-Thrillers steht klar im Vordergrund. Der PS3-Titel geht insofern mehr in Richtung Film als in die klassischer Adventures, weil die Rätseldichte zumindest in der vorliegenden Version weit geringer ist als in PC-Adventures alter Schule.
Ein emotionales Schwergewicht
Es gibt Videospiele, die erst unglaublich gut werden, wenn ein paar Kumpels vorbeischauen, das Geschehen kommentieren und auch mal einen witzigen Spruch vom Stapel lassen. Im Fall von Heavy Rain ist das vernichtend. Das Adventure ist nämlich ein echtes Schwergewicht, was Atmosphäre, Stimmung, Handlung und Figuren angeht. Erst nachdem wir die blödelnden Kollegen aus dem Testzimmer geworfen haben, konnten wir so richtig in die Düsternis des Titels eintauchen.
Heavy Rain fühlt sich angenehm anders an als die üblichen Videospielszenarios. Die Schauplätze, aber vor allem auch die Figuren wirken erfrischend glaubwürdig - mit vielen Sorgen, Schwächen, Ängsten und anderen Gefühlen. Die Charaktere besitzen eine Tiefe, die man so eigentlich noch nie in einer interaktiven Form vorgesetzt bekam. Der Thriller zum Selberspielen wirkt sogar glaubwürdiger als so mancher Kinostreifen desselben Genres. Man erlebt die Emotionen der Charaktere richtig mit und kann deren Einstellung zur jeweiligen Situation sehr gut nachvollziehen.
Natürlich trägt die Inszenierung einen großen Teil zu diesem Eindruck bei. Die visuelle Umsetzung erinnert manchmal an Shenmue, etwa wenn ihr durch Straßen und Kaufhäuser voller Menschen eilt. Manchmal spürt man düstere Kinostreifen als Inspiration, wie etwa Sieben oder The Game. Die Tageszeit und die Wetterwechsel haben ebenso ihren Anteil an der Atmosphäre. Die Schauplätze sind nicht nur stimmig, sondern sehr glaubwürdig gestaltet, mit einer enormen Liebe zum Detail. Gerade die Menschenmassenszenen oder Straßenzüge zeigen, wie stark die Grafik-Engine im Hintergrund ist.
Die schon früh während der Spielentwicklung hochgelobte Umsetzung von Emotionen in den Gesichtsanimationen sorgt unauffällig für viel Glaubwürdigkeit bei den gut gestalteten Charakteren. Zumindest in unserer Preview-Fassung schwankte die Grafikqualität allerdings je nach Szene oder gar nach gewähltem Bildausschnitt stark. So fielen manchmal matschige Texturen und Kantenflimmern unangenehm auf. Gut gefällt dagegen die auf das Nötigste beschränkte Einbettung von Bildschirmhinweisen. Ebenfalls schon überzeugen kann der Sound, inklusive einer professionellen deutschen Sprachausgabe.
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