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Test - Iron Storm : Iron Storm

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Das französische Software-Haus 4X Studio versucht sich derzeit an geradlinigen Shootern mit historischem Background. Während an dem unlängst angekündigten 'Stalingrad' noch fleißig getüftelt wird, steht ein weiteres Werk der Spieleschmiede bereits in den Startlöchern: 'IronStorm'. Ob der Titel hält, was er auf der ECTS 2001 versprach, zeigt unser Review.

Iron Storm
'IronStorm' ist auch in der 3rd Person Ansicht spielbar.

Der niemals endende Krieg
Wir schreiben das Jahr 1964: Die Menschheit ist dem Abgrund nahe, Kinder sterben täglich qualvoll den Hungertod und ganz Europa wird von einem schrecklichen Jahrhundertkrieg heimgesucht; dem Ersten Weltkrieg! Im Spiel hat die Geschichte einen komplett anderen Verlauf genommen als gemeinhin bekannt: die Oktoberrevolution, der Sturz des russischen Zaren, die Machtübernahme durch Lenin und das damit eng verknüpfte Ende des Krieges – blutig niedergeschlagen von einem Größenwahnsinnigen: Baron Ugenberg, der von der fixen Idee besessen ist, ein neues russisch-mongolisches Reich, das sich von der Küste Frankreichs bis nach Wladiwostok erstreckt, aus der Taufe zu heben. Erst ein Zusammenschluss der westeuropäischen und amerikanischen Truppen kann dem ungeheueren Vormarsch der russischen Streitkräfte in Ostdeutschland ein Ende bereiten. Ein zermürbender Stellungskrieg beginnt.

Als revolutionäre Neuentwicklungen im Bereich der Waffentechnik das Kriegsglück zu Gunsten des Barons zu kippen drohen, beschließen die West-Alliierten in die Offensive zu gehen. Eine geheime Kommandoeinheit bestehend aus den fähigsten Soldaten wird ins Leben gerufen, um die feindliche Kriegsmaschinerie zu sabotieren und wichtige Informationen zu stehlen. Anführer dieser Spezialtruppe ist der psychisch labile Leutnant James Anderson, dessen Schicksal ihr in 'IronStorm' in die eigene Hand nehmt.

Kernige Action
Während eures streng geheimen Auftrages durchstreift ihr kilometerlange Schützengräben, kämpft euch durch die vom Gegner kontrollierte Stadt Wolfenburg und infiltriert schließlich den deutschen Reichstag, das Hauptquartier der russisch-mongolischen Fraktion.
Großartige Missionsziele gibt es während der verschiedenen Einsätze allerdings nicht zu erfüllen. 'IronStorm' erweist sich trotz der vom Entwickler versprochenen Stealth-Einlagen als äußerst geradliniger und kerniger Shooter. Bewaffnet mit einem dicken Schießeisen bahnt ihr euch euren Weg durch Horden von Gegnern - ohne dabei nur ansatzweise so etwas wie ein Missionsziel erfüllen zu müssen. Euer Handeln beschränkt sich frei nach dem von id Software geprägten Motto 'Töte alles' fast ausschließlich auf das Abknallen möglichst vieler Feinde. Von einfachen Frontschweinen, die ihr trauriges Dasein in den zermürbenden Schützengräben fristen, über sibirische Wachsoldaten bis hin zu bestens ausgebildeten Scharfschützen bietet das Programm zwar auf dem Papier genügend verschiedene Charakterklassen, de facto unterscheiden sich diese aber nahezu ausschließlich durch Outfit und Bewaffnung. Mit zehn verschiedenen Ballermännern – von der einfachen Pistole bis hin zum mächtigen Raketenwerfer – sowie vier unterschiedliche Granatentypen wird zumindest in dieser Hinsicht Ordentliches geboten.

Iron Storm
Mit dem Scharfschützengewehr hätten wir keine Chance.

Trostlose Umgebung
Ähnlich trivial wie das Missions- gestaltet sich auch das Level-Design von 'IronStorm'. Oft hat man fast das Gefühl, alles schon einmal gesehen zu haben. Die verwaschenen Texturen bleiben immer dieselben, die verschiedenen Bereiche eines Levels bieten kaum Abwechslung und sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Außerdem wurde die Umgebungsgrafik zu offensichtlich auf düstere Endzeitstimmung getrimmt. Ein zerbombtes Haus jagt das nächste, der Himmel bleibt meist mit einer grauen Wolkendecke überzogen und erdige Töne bestimmen das Gesamtbild.

Welche Perspektive hättens denn gerne?
'IronStorm' erscheint neben dem PC auch für Sonys PlayStation 2. Das merkt man dem Spiel auch an. Gewisse Parallelen bei der Bedienung lassen sich zu den einschlägig bekannten Konsolenspielen nicht von der Hand weisen. Wahlweise lässt sich der Protagonist aus der First- oder Third Person Perspektive mit den vier Richtungstasten steuern. Die linke Maustaste dient zum Abfeuern der gewählten Waffe, mit der rechten wechselt ihr in den Sekundär-Feuermodus. Probleme bereiten eher vermeintlich nebensächliche Aktionen, wie das Benutzen eines Gegenstandes oder simples Kriechen. Die Eingaben werden äußerst behäbig und zudem noch relativ unpräzise verarbeitet. Selbst essentielle Gebote des Action-Genres wurden missachtet: die Option, Waffen automatisch nachladen zu lassen, sucht man ebenso vergebens wie eine ordentliche Übersichtskarte. Gelegentliches Verlaufen in dem Labyrinth aus Schützengräben ist leider keine Seltenheit und sorgt für gehörigen Frust.

Die liebe Technik
Auch bei der technischen Umsetzung haut 'IronStorm' nicht vom Hocker. Die künstliche Intelligenz der Gegner ist bestenfalls Durchschnittskost. Die computergesteuerten Soldaten agieren zwar geschickt, weichen Beschuss aus und setzen geübt die verschiedenen Handgranaten ein. Andererseits erschießen sie sogar ihre eigenen Kameraden und zeigen keinerlei Anzeichen einer Reaktion, wenn einer der Spießgefährten aus sicherer Entfernung von einem Scharfschützen zum Opfer fällt. So ist es dem Spieler möglich, einen nach dem anderen gefahrlos aufs Korn zu nehmen. Unrealistisch!

Iron Storm
Die Umgebung wirkt sehr düster.

Grafisch basiert das Programm auf der von den 4X Studios eigens entwickelten Phoenix 3D-Engine. In dieser Hinsicht hinterlässt 'IronStorm' im Großen und Ganzen einen brauchbaren Eindruck. Zwar werden die Möglichkeiten moderner Grafikkarten bei weitem nicht ausgereizt, die gut ausgearbeiteten Animationen und die gefälligen Effekte können sich hingegen ohne weiteres sehen lassen.

Als kleines Highlight entpuppt sich die Soundkullise des Spiels. Das Einschlagen der Granaten, das Geschrei der Feinde oder das Donnern des stationären Maschinengewehres; all das wurde ansprechend vertont und gekonnt in Szene gesetzt. Auch sehr realistisch: der Gegner spricht kein stimmungstötendes Kauderwelsch und sondern sorgt mit Schlachtrufen vom Schlage eines 'Stirb, du verdammte Ratte' für eine wirklich dichte Atmosphäre.

Bereits integriert, aber mangels ausreichender Mitspieler noch nicht testbar, war der Mehrspieler-Modus des Spiels. Mit acht verschiedenen Charakterklassen und jeweils vier Karten und Spielmodi (Deathmatch, Team Deathmatch, Capture The Flag und Isolation) bietet dieser jedoch augenscheinlich ohnehin kaum Neues.

 

Fazit

von Michael Beer
Mochte 'IronStorm' auf der ECTS 2001 in London aufgrund der damals top-aktuellen Grafik und des actiongeladenen Gameplays noch für offene Münder sorgen, so bietet das Spiel gemessen an heutigen Maßstäben bestenfalls Durchschnittskost. Die Missionen sind viel zu simpel gestrickt und die offensichtlichen Gameplay-Schwächen sollten Grund genug für jedermann sein, von 'IronStorm' die Finger zu lassen und besser zur gleichwohl intelligenter gemachten Konkurrenz aus dem Hause Electronic Arts (Medal of Honor) oder id Software (Return to Castle Wolfenstein) zu greifen.  

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