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Special - James Bond 007: Ein Quantum Trost : Mission nur teilweise erfüllt

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Mit Casino Royale wurde die Reanimierung des berühmtesten Geheimagenten der Welt begonnen. Ein Quantum Trost soll diese nun weiterführen, indem der Figur James Bond Charakter verliehen wird. Eine Mission, die nur teilweise erfüllt wurde.

Mit Karacho donnert der Aston Martin durch eine Baugrube, verfolgt von schwarzen Alfa Romeos. Rasante Action mit allerlei Blechschäden und Fahrzeugen, die endlich mal nicht sofort in einem Feuerball aufgehen. So lässt sich ein Bond-Abenteuer wunderbar beginnen und der Kinobesucher ist gespannt, was ihn in den kommenden 100 Minuten noch erwarten mag. Allerdings sollte Casino Royale zumindest grob im Gedächtnis geblieben sein, ansonsten werden einige Fragezeichen über dem Kopf auftauchen. Ein Quantum Trost setzt nämlich nahtlos dort an, wo der erste Craig-Bond aufgehört hat.

Die Vision Bond Reloaded

Die Produzenten scheinen mit dem neuen James Bond eine Vision zu haben. Erwachsener soll er werden. Kraftvoller, athletischer und härter im Umgang mit seinen Gegnern. Aber auch Schwächen offenbaren, nicht mehr der gelackte Gigolo sein, dem nichts aufs Gemüt schlagen kann. James Bond ist verletzlich, vor allem innerlich. Nachdem Vesper Lynd in den Tod getrieben wurde, scheinen ihn vor allem Rachegelüste zu treiben, was seine Chefin M besonders sorgt. Vertrauen ist ein wertvolles Gut beim Geheimdienst, und dieses wird nur allzu oft missbraucht. Leichen pflastern Bonds Weg. Erst schießen, dann Fragen stellen. Egal, ob Antworten noch zu erwarten sind.

Daniel Craig als Bond hetzt von einer Verfolgung zur nächsten, um sich im darauf folgenden Moment wieder mit einem Feind zu prügeln. Zur Ruhe scheint der englische Gentleman gar nicht mehr zu kommen. Eben noch in Italien, dann gleich in Bolivien und wieder zurück im österreichischen Bregenz. Eine rastlose Seele ist er geworden, dieser Bond. Am Strand den Schönheiten nachzujagen hat er keine Zeit und Lust mehr. Entspannung steht ganz hinten an. Manch Zuschauer wird dabei vielleicht atemlos auf der Strecke bleiben.

Ganz groß in Mode im modernen Actionkino sind schnelle Schnitte und hektische Kamerafahrten. Was Jason Bourne einführte, macht ihm James Bond nach. Das Auge kann dem Geschehen kaum folgen. Manchmal ist man sich nicht ganz sicher, ob jetzt der vierte Teil von Bourne oder doch nur der zweiundzwanzigste Bond über die Leinwand flimmert. Während Bourne seiner eigenen Identität hinterherjagt, sucht der Agent des MI6 die Köpfe hinter einer großen Verschwörung. Einer weltweit operierenden Geheimorganisation, deren Name nicht bekannt ist und die ihre Finger überall drinzuhaben scheint. Es wird versucht, durch die Bond-Serie einen roten Faden zu ziehen, der wahrscheinlich endlos fortgeführt werden kann. Wird ein Kopf abgeschlagen, wachsen zwei neue nach.

Schwächen im Drehbuch

Paul Haggis (L.A. Crash), oscar-prämierter Drehbuchautor, hat sich am neuen Agentenabenteuer versucht. Wahrscheinlich ist ihm der amerikanische Autorenstreik in die Quere gekommen. Anders lässt sich nicht erklären, wie ein so wirrer und zugleich farbloser Plot zu Stande kommen konnte. Ein Plot mit einem Bösewicht, der sich nach außen hin als der große Umweltschützer gibt, im Hintergrund jedoch die Fäden zieht, um alte Diktatoren wieder an die Macht zu bringen und so eigene Interessen zu stützen. Es wird jedoch nicht klar, ob reine Profitgier oder die Lust nach Macht und Gestaltung von Machtverhältnissen die treibende Kraft ist. Das große geheime Netzwerk aus Gleichgesinnten, diese ominöse Organisation, bleibt immerzu im Hintergrund und es wird nicht wirklich klar, welche Rolle sie schlussendlich spielen soll.

Physikalische Gesetze haben in Actionfilmen selten eine Bedeutung und eigentlich erwartet man sogar, dass diese außer Kraft gesetzt werden. Nur so wirken Actionszenen spektakulär. James Bond war in dieser Hinsicht immer ein Vorreiter im Kino. Nichts ist unmöglich und wenn doch, dann schlägt Q in die Bresche und macht es doch möglich. Q ist leider nicht mit auferstanden aus der Asche vergangener Bond-Filme. Ein bisschen wird er schon vermisst, denn jetzt muss sich der Zuseher mit immer gleich ablaufenden Prügelszenen und Schusswechseln zufrieden geben. Viel schwerer wiegen jedoch Logikfehler, die wirklich nur zum Kopfschütteln sind. Beispiel: Fliegen geht nicht, weil alle Kreditkarten gesperrt sind. Was macht der schlaue Agent? Nimmt sich die nächstbeste Luxusausführung eines Schnellbootes und lässt sich zum Ziel chauffieren. Gezahlt wird später, oder wie?

Der Spiegel sieht in Ein Quantum Trost eine Charakterstudie des emotionalen Bond, der im Inneren ein Gefängnis trägt. Wir sind der Meinung, dass der Autor hier zu viel hineininterpretiert. Aufgrund des sehr actionlastigen Scripts bietet der Film kaum eine Möglichkeit, den Charakter wirklich glaubwürdig ausgearbeitet darzustellen. Vielleicht ist das aber auch alles nur Vorbereitung für die nächsten Filme und wir dürfen Daniel Craig irgendwann im schwarzen Smoking auf der Bühne des Kodiac Theatres sehen, wie er einen goldenen Award entgegennimmt? Eher unwahrscheinlich.

Fazit: Action ohne Ende bietet Ein Quantum Trost, vielleicht sogar zu viel. Die Reanimierung kommt ein wenig ins Trudeln, denn viele lieb gewonnene Elemente bleiben auf der Strecke. Sicherlich zeigt Craig auf seine Art wieder mehr Emotionen als sie ein Connery oder Moore je präsentiert haben, aber die Sprüche sind platter und das Konzept hinter dem Ganzen steht auf eher wackligen Füßen. Wir sagen: Ein bisschen mehr Bond darf es nächstes Mal schon sein, mit einem Gegner wie Le Chiffre und nicht Dominic Greene. Dafür verzichten wir auch gerne auf die zehnte Schlägerei, bei der sich Männer durch Wände werfen.

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