Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Test - Judgment : Der Yakuza-Ableger im Test

  • PS4
Von  |  |  | Kommentieren

Kampf gegen die Yakuza

Wenn ihr nicht gerade Unterhaltungen führt oder Minispiele absolviert, lauft ihr höchstwahrscheinlich in Kamurocho umher. Hierbei werdet ihr immer wieder von Mitgliedern der Yakuza angegriffen. Auch wenn die Überfälle völlig willkürlich motiviert scheinen, haben sich die Entwickler doch einen Tick mehr Mühe als in den Vorgängern gegeben, die Auseinandersetzungen nicht allzu lächerlich wirken zu lassen.

Wie immer wehrt ihr euch entweder mit roher Körperkraft oder ihr nehmt Gegenstände vom Straßenrand auf und prügelt damit auf eure Widersacher ein. Hierbei stehen euch ähnlich wie in Yakuza 0 zwei verschiedene Kampfstile zur Verfügung, zwischen denen ihr jederzeit wechseln könnt. Während sich der eine Stil besser gegen einzelne Gegner eignet, ist der andere gegen ganze Gruppen sinnvoll.

Eure Fähigkeiten verbessert ihr in einem dreigeteilten Skill-Tree, der entweder Yagamis Liste an einsetzbaren Moves erweitert, seine Werte steigert oder ihm Vorteile in den Minigames verschafft. Wer alle Fähigkeiten aufs Maximum leveln möchte, kann dies mit viel investierter Zeit zwar durchaus schaffen, wahrscheinlicher ist es jedoch, dass ihr einen zweiten Durchlauf dafür benötigt.

Im Verlauf des Spiels werden die Widersacher natürlich immer stärker. Während die feindlichen Yakuza zu Beginn noch fallen wie die Fliegen, entwickeln sie sich später zu wahren Monstern. Zum Ende hin müsst ihr das Kampfsystem aus dem Effeff beherrschen, um ohne größeren Schaden aus Auseinandersetzungen hervorzugehen.

Dieser Anstieg des Anspruchs erfolgt unerwartet rasch. Im einen Moment wisst ihr gar nicht, was Widerstand ist, im nächsten habt ihr es mit Gegnern zu tun, die eure Lebensleiste rapider zusammenstauchen als König Arthur den Schwarzen Ritter in Die Ritter der Kokosnuss. Wem das zu hart ist, der kann in einen einfacheren Modus wechseln, der den Anspruch nahezu komplett herausnimmt und sich ausschließlich auf das Erleben der Geschichte konzentriert.

Natürlich gibt es auch wieder die bekannten Duelle gegen besonders starke Kämpfer. Diese erfordern jeweils eine ganz eigene Strategie. Sonderlich anspruchsvoll ist jedoch keiner von ihnen, und so cool in Szene gesetzt wie in Yakuza 6 und dessen Vorgänger sind sie leider ebenfalls nicht.

Moralische Werte

Wer auch immer sich den Protagonisten in Judgment ausgedacht hat, ging dabei sehr inkonsistent zu Werke. Yagami tritt die meiste Zeit als moralisch integerer Held mit einem Herzen aus Gold auf, in manchen Szenen jedoch verhält er sich verantwortungsloser als selbst Kiryu in seinen schlimmsten Momenten.

Er trinkt ohne Ende und ist darauf durchaus stolz. Es gibt sogar mehrere Nebenmissionen, in denen es einfach nur darum geht, so viel Alkohol wie möglich zu konsumieren – was sich im Skill-Tree sogar leveln lässt. Und obwohl er sich als charmanter Frauenversteher gibt, kann er bis zu vier feste Beziehungen gleichzeitig unterhalten, darunter eine ui einer beinahe noch Minderjährigen und zu einer verletzten Seele, die vor der Bekanntschaft mit ihm dachte, sie könnte nie wieder einem Mann vertrauen.

Das mag für den einen oder anderen nach kleinkariertem Motzen meinerseits klingen, zumindest aber unter Gesichtspunkten der Glaubwürdigkeit halte ich die Darstellung der Hauptfigur für fragwürdig.

Grafik: Licht und Schatten

Grafisch sieht Judgment durchaus recht hübsch aus. Die Kampfanimationen sind flüssig und die Umgebung sowie Charaktere wurden liebevoll entworfen. Den NPCs, von denen eine Unzahl an Klonen auf den Straßen von Kamurocho unterwegs sind, solltet ihr trotzdem nicht zu sehr auf die Pelle rücken, da sie teilweise einfach nur hässlich erscheinen. Alles in allem entspricht Judgment in visueller Hinsicht weitgehend seinem Vorgänger Yakuza 6.

Leider kommt es immer wieder zu Clipping-Fehlern und NPCs verschwinden vor euren Augen urplötzlich von der Straße. Abseits dessen gibt es jedoch wenig zu beanstanden. Lediglich zweimal in fast 80 Stunden stürzte der Titel ohne ersichtlichen Grund ab.

Wie sein Vorgänger wechselt die Spielwelt von Judgment regelmäßig zwischen Tag und Nacht. Gerade bei Nacht ist Kamurocho besonders sehenswert, haben sich die Entwickler beim Spiel aus Licht und Schatten doch selbst übertroffen.

Schade ist nur, dass viele Nebenmissionen, vor allem das Dating-Minispiel, das Verstreichen der Zeit völlig ignorieren. Da kann es schon mal vorkommen, dass ihr stundenlang gar nichts von jemandem hört und plötzlich will eine Dame innerhalb von zwanzig Minuten gleich vier Dates, während sie zwischen den Treffen ganze Leben gelebt zu haben scheint. Zumindest hat sie entsprechend viel zu berichten.

Kommentarezum Artikel