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News - Operation Flashpoint - Zu real als Spiel? : Ist zu exakte Wirklichkeit noch gut für ein Spiel? - Ein Leserkommentar von Alexander Marx ...

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Der Ego-Shooter 'Operation Flashpoint' ist aufgrund seiner sehr realen Gewaltdarstellung und den exakt nachgestellten Armee-Abläufen derzeit in aller Munde und auch in der Kritik. In einem bekannten Forum haben wir einen hochinteressanten und nachdenklich machenden Kommentar eines 'Operation Flashpoint'-Spielers gefunden, den wir euch nicht vorenthalten wollen. Ist zuviel Realität noch gut für ein Computerspiel?


Hallo,

Vielleicht kennt ihr diese Momente. Ein kurzer Blick ins Handbuch während die schier endlose Spielinstallation vor sich hin dauert. Ich sitzte vor dem Monitor voller Begeisterung und Vorfreude. Gleich werde ich eintauchen in eine phantastische neue Spielwelt, werde alles um mich herum vergessen und nicht lockerlassen bis das Spiel bezwungen ist.

Starting Operation Flashpoint...

20 Minuten später: Wie versteinert sitze ich vor dem Monitor. Ich habe soeben in Panik die Reset Taste des PCs betätigt. Dieses "Spiel" geht zu weit. Was soll Operation Flashpoint sein ? Das Ding ist bitterer Ernst, eine realistische Darstellung eines Krieges bei dem ich als Soldat Befehle ungefragt befolgen muss, will ich das Spiel gewinnnen. Erinnerungen an die Bundeswehrausbildung werden wach. Genauso, ja genauso war es, ist es. Das ist Krieg. Hinter der Mauer dort vorne steht ein Soldat der genauso ungefragt seine Befehle befolgt. Soll ich ihn dafür töten ? In der Realität würde ich abhauen, diese Option ist im Spiel nicht vorgesehen. Da musst du durch! Ich will aber nicht. Es ist nur ein Spiel, also...

Starting Operation Flashpoint again...

In Deckung robbe ich langsam auf das kleine Dorf zu. Irgendwo hier müssen sie sein. Ich höre ein hektisches Rufen, danach Stille. Ein paar Meter von mir Entfernt bewegt sich etwas. Ich lade meine Waffe, das ist mühsam im liegen und dauert. Die Waffe ist kalt. Ich verlasse die Deckung und haste geduckt weiter. Ein lauter Knall, und das Geschoss verfehlt meinen Kopf um kaum einen halben Meter. Geschockt werfe ich mich zu Boden. Woher kam der Schuss ? Ich schaue mich um, dann sehe ich ihn. Er liegt hinter der Mauer in Deckung, ich krabble in der Deckung des Gebüschs den Berg hinab, unterdrücke das Atmen. Dann knie ich in der Deckung und richte die Waffe auf ihn.

Er sucht in der falschen Richtung, hat mich nicht gesehen. Ich wechsle zur Zielansicht, die einmalig Detailgetreu und realistisch ist wie in keinem anderen Spiel. Der Geruch von Waffenöl und Munition steigt mir in die Nase. Das Gewehr ist schwer, ich ziele genau auf seinen Kopf. Ich zögere. Dann schiesse ich - daneben. Er zuckt zusammen, weiss nicht woher der Schuss kam, sucht. Ich drücke erneut ab und ziele auf den Arm. Treffer. Ich ziele wieder auf den Kopf und lasse es bleiben. Hau doch ab, denke ich. Du hast keine chance , flieh. Ich will ihn nicht töten. Das Spiel denkt ich muss, er sieht mich und hebt die schwere Waffe mit dem verwundeten Arm um auf mich zu Zielen. Ich stelle auf Feuerstoß und jage eine Ladung Kugeln in den liegenden Körper. Blut spritzt. Er zuckt und windet sich und ist dann Still. Ich haste aus der Deckung hervor und schnappe mir seine Waffe. Ich renne zum Haus. Moment ? Was hast du da gerade getan ? Mir ist schlecht, ich renne in das Haus, halte inne. Mein Atem wird langsamer. Ständig muss ich an den Soldaten denken. Die Angst steigert sich. Ich höre schreie aus allen Richtungen. Das Geräusch eines nahenden Panzers. Nowhere to hide. Der eine tote reicht nicht. Ich muss sie alle töten will ich das Spiel gewinnen. Ich will aber nicht. Reset.

Operation Flashpoint geht zu weit. Kein Vergleich mit beispielsweise Delta Force, das zu jeder Zeit als Computerspiel erkennbar. In der Branche ist man sich scheinbar einig: Computerspiele sind umso besser, je realer sie wirken. Doch irgendwann kommt der Punkt an dem ich mich fragen muss ob ich so etwas in dieser Form jemals erleben möchte, sei es real oder als Spiel. Eine Rennsimulation kann für mich nicht realistisch genug sein, es ist ein Traum, ich will Rennen fahren mit allem was dazugehört. Auf Krieg mit allen seinen grausamen Details kann ich verzichten. Ich habe nichts gegen Spiele, die den Krieg als Background nutzen um ein Spielkonzept oder eine interessante Story zu transportieren (Beispiel: Commandos) Auch ein auf real getrimmtes HL-MOD wie Day of Defeat lässt mich kalt, da zu jederzeit die Absicht der Designer zu erkennen ist ein Szenario zu schaffen, das dem Spiel dient und nicht umgekehrt. Flashpoint ist anders. Flashpoint ist realer als nötig, realer als gewünscht. Was ich dem Spiel übelnehme ist das es keine Bewertung zulässt und keinen Widerspruch duldet. Ohne die Fähigkeit zu beurteilen was hier auf dem Bildschirm geschieht ist das Spiel gefährlich. Mit dieser Fähigkeit ist es unerträglich.

Nach der Erfahrung Operation Flashpoint bin ich nicht sicher dass ich wissen will, wie PC Spiele in 5 Jahren aussehen werden. Spielemagazine und Produzenten können das Thema nicht mehr lange ignorieren. Op: Flashpoint gehört auf keine Coverdisk eines Magazins, das an 11jährige verkauft wird. Ebensowenig ein völlig unkritischer Testbericht.

Mich würden die Meinungen von Leuten interessieren, die bei Op: Flashpoint noch so etwas wie Spielspaß empfinden. Könnt ihr das Spiel losgelöst von der Realität betrachten ? Geht euch jeder tote Soldat bei Flashpoint unter die Haut, spielt ihr trotzdem oder gerade deshalb weiter ?


Mit freundlicher Genehmigung von Alexander Marx

Sicher eine extreme Meinung zu diesem heiklen Thema. Ihr könnt hier darüber disktutieren. Wir freuen uns auf eure Kommentare.

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