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Special - Die G2A-Problematik : Gefahrenherd: Key-Reseller

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    Am Anfang war ein kleiner Skandal. Schon öfter standen Plattformen mit unverschämt günstigen Codes zu Neuerscheinungen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die Anschuldigungen des kleinen Indie-Studios TinyBuild rückten das wichtige Thema rund um G2A, Kinguin und Co. vor Kurzem wieder in den Mittelpunkt. Es geht um nicht weniger als gestohlene Kreditkarten, enorme finanzielle Verluste für die Branche und die Konsequenzen, die wir, die Spieler selbst, tragen, wenn wir uns der Versuchung hingeben, Spiele unbekannter Herkunft zu Spottpreisen in den Warenkorb zu legen.

    TinyBuild erhob kürzlich schwere Vorwürfe gegen G2A. Die polnische Plattform soll Keys einiger Spiele des Unternehmens im Wert von 450.000 Dollar verkauft haben, ohne dass davon auch nur ein Penny auf dem Konto des Studios gelandet sei. Die Ware: Punch Club, Party Hard und Speedrunners. Grund für die Annahme von TinyBuild sind verdächtige Vorgänge im Vorfeld eines größeren Angebots der betroffenen Titel auf G2A. Dem genannten Gegenwert entsprechend wurden Codes an Käufer mit Kreditkarte veräußert. Kurze Zeit später wurden die Einnahmen allerdings zurückgebucht, da die verwendeten Kreditkarten als gestohlen gemeldet wurden. Der Schaden war bereits angerichtet, die Keys im Umlauf. Laut TinyBuild soll dahinter eine Masche stecken.

    Wie funktioniert G2A?

    Schnäppchenjägern werden Namen wie G2A und Kinguin bereits geläufig sein. Dabei handelt es sich um sogenannte Key-Reseller. Unternehmen, die, ähnlich wie eBay, als Marktplatz dienen und Spiele-Codes weit unter Marktwert ver- und nicht benötigte Keys ankaufen. Eine tolle Sache, wenn man aktuelle AAA-Titel für einen Bruchteil des Release-Preises erwerben kann, ohne den Monate dauernden Preisverfall eines Spiels abwarten zu müssen. Natürlich sagt jedem der gesunde Menschenverstand, dass es bei so krassen Preisunterschieden nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Das ändert sich, zumindest zum Teil, wenn man sich die Funktionsweise solcher Plattformen genauer ansieht.

    G2A und Kinguin sind nicht grundlegend als kriminelle Unternehmen einzuordnen. Das mutmaßlich kriminelle Potenzial liegt vielmehr in der Vielschichtigkeit der Bezugsquellen der Plattformen begründet. Prinzipiell sind manche Spottpreise ganz einfach zu erklären. Jeder, der schon einmal ein Bundle aus mehreren Spielen gekauft hat, wird darin Titel gefunden haben, die er entweder schon besitzt oder einfach nicht haben möchte. Warum also einen ungenutzten Key verfallen lassen, wenn er sich noch für einen Groschen veräußern lässt? Genau hier kommt G2A ins Spiel. Die Plattform zahlt einen geringen Betrag und kann den Code günstig weiterverkaufen. Selbiges gilt für ungeliebte Keys aus Verteilungen, Gewinnspielen oder Ähnlichem.

    Solange sich G2A bei Quellen wie diesen bedient, schwimmt das Unternehmen in legalen Gewässern. Doch Vorfälle wie der um TinyBuild lassen regelmäßig den Verdacht aufkommen, dass das Portal ein Spielplatz für den Schwarzmarkt und vielleicht sogar Teil davon ist. Alex Nichiporchik, das Oberhaupt des kleinen Studios, vermutet, dass die mit geklauten Daten erbeuteten Schlüssel direkt über G2A weiterverkauft wurden. Die Keys im Wert von 450.000 Dollar wurden für lediglich 200.000 verschleudert, wobei der Weiterverkäufer selbst noch Gewinn erzielen möchte. G2A weist die Vorwürfe zurück und schiebt den schwarzen Peter den Distributionspartnern von TinyBuild zu.

    Zu denen gehören der Humble Store, BundleStars, IndieGameStand und IndieGala. Nichiporchik hingegen stellt sich schützend vor die Kooperationspartner und spricht ihnen öffentlich sein Vertrauen „ohne jeden Zweifel“ aus. Es steht also trotz einer augenscheinlich eindeutigen Lage Aussage gegen Aussage. Auf die Aufforderung, dass G2A den Ursprung der Keys offenlegt, behauptet die Plattform, alle Codes von Key-Resellern erhalten zu haben, die ihrerseits direkt bei TinyBuild eingekauft hätten.

    Keine einfache Lösung

    Die naheliegende Herangehensweise wäre es, die in Verbindung mit gestohlenen Kreditkarten stehenden Keys einfach für ungültig zu erklären. Die Hehlerware als solche zu identifizieren und zu sperren ist wegen der vielen Hände, durch die sie unter Umständen gehen, nicht einfach. Neben den legalen Käufen, die sich nicht einfach aus dem großen Pool herausfischen lassen, stünde noch der gewaltige Schaden gegenüber ahnungslosen G2A-Kunden, die auf das verlockende Angebot eingegangen sind, ohne den Ursprung der Schlüssel zu kennen. Massenhaft potenzielle Kunden für die Zukunft zu vergraulen, kommt daher nur bedingt in Frage. Für das Studio ist nicht ersichtlich, welche Codes illegitim erbeutet und welche oberhalb der Ladentheke verkauft wurden.

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