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Special - Viele Spiele, viel Erfolg? : Wer soll das denn alles zocken?

  • Multi
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Der Umsatz der Spielebranche hat immerhin, weltweit gesehen, ziemlich stagniert, in einzelnen Gebieten ist er sogar zurückgegangen. Und die Spiele sind nicht billiger geworden. Das heißt also, es wurden gleich viel oder gar weniger verkauft. Und nicht wenige Publisher haben aufgrund dessen rote Zahlen geschrieben. Püh, klingt nach einem Dilemma. Denn: Wenn insgesamt die Zahlen stagnieren, aber mehr starke Titel auf den Markt kommen, rechnet sich das Ganze dann noch? Graben sich die großen Titel nicht gegenseitig das Wasser ab, und das gar noch auf Kosten der kleineren, aber vielleicht sogar feineren Titel? Stehen wir eventuell vor einem brutalen Verdrängungswettbewerb?

Immerhin sind die Hersteller mittlerweile so clever geworden, nicht alle Triple-A-Titel im vierten Quartal zu veröffentlichen. Denn mal ehrlich: Wer bitte soll sich innerhalb von zwei Monaten ein Dutzend Spiele leisten? Man sieht schon, dass derweil eine breitere Streuung da ist. Dead Space 2 zu Jahresbeginn, L.A. Noire im Mai, Dragon Age 2 im März. Aber reicht das aus? Sicher, man könnte die Stagnation damit erklären, dass 2010 nicht ganz so viele starke Titel auf dem Markt waren. Aber was, wenn es einfach nur damit zu tun hat, dass die Kundschaft nicht wächst und seitens der Kunden einfach nicht mehr Geld in der Branche verfügbar ist?

Das würde einigen Publishern mächtig das Genick brechen, denn um in der Konkurrenz zu bestehen, und zwar auf breiter Front, sind mittlerweile Multimillionen-Dollar-Budgets für die Spiele angesetzt. Wenn solch ein Titel mal komplett floppt und sein Geld nicht einspielt, sieht es verdammt finster aus in der Portokasse. Schließlich hat nicht jeder Publisher Gelddruckmaschinen wie GTA, World of WarCraft oder Call of Duty im Keller. Es gibt schon genug rote Zahlen und Studioschließungen. Nicht wenige versuchen ja, selbst ihre Erfolgsserien zu produzieren, darum auch die ausgeprägte Sequelitis. Was einmal funktioniert hat, kann immer noch mal funktionieren. Call of Duty hat es ja vorgemacht.

Kein Wunder, dass die Industrie so versessen darauf ist, die Kundschaft zu erweitern. Produkte wie Wii, Move oder Kinect sind da Mittel zum Zweck. Zwar fluchen wir echten Zocker darüber, denn die Titel sind ... nun ja, meist nicht der Rede wert und landen sehr fix im Regal, wo sie höchstens an einem bierseligen Abend mit der Familie oder Freunden mal wieder rausgekramt werden. Aber immerhin, es werden neue potenzielle Kunden an das Thema Videospiele herangeführt. Und vielleicht ist ja mal einer dabei, der nicht nur den 96. Wii-Sports-Ableger, sondern auch mal ein richtiges Spiel kauft. Zumal die meisten, nennen wir sie ruhig mal Casual-Titel, mit relativ wenig Aufwand zu produzieren sind und somit relativ schnell ihre Kosten einspielen - oder zumindest wenig Verlust einfahren.

Auch die so oft beschimpfte „Casualisierung" ist eine Methode. Denn mal ehrlich, auch wenn wir es nicht gern hören: Wenn Spiele nur für Hardcore-Zocker gemacht würden, dann würden wir alle längst wieder Skat oder Halma spielen, weil alle Publisher Pleite wären. Ein 40-Millionen-Dollar-Spiel mit 500.000 Käufern funktioniert halt nicht. Die breite Masse muss her bei Zig-Millionen-Dollar-Projekten, und der Großteil davon braucht es so einfach wie möglich. Und einsteigerfreundlich, man will ja neue Kunden. Ich erinnere noch mal an die eingangs erwähnte schwache KI der NPCs im realen Leben.

Und wenn wir schon dabei sind, gleich noch eine Vorstellung aus dem Bereich Paranoia: 2011 wird eines der stärksten Jahre in Sachen Raubkopien. Weil sich diese Masse an Spielen keine Sau leisten kann. Aber sie haben will. Mit allen Mitteln. Da bleibt für die Publisher nur ein Trost: Diejenigen, die raubkopieren, hätten sich die Spiele ohnehin nicht leisten können. Von daher kein Verlust.

Aber das sind natürlich nur ein paar wirre Sonntagnachmittagsgedanken nach einer üppig durchfeierten Nacht. Und ein Beleg dafür, dass man einfach losdaddeln sollte, wenn man den Blick auf den Spielestapel richtet. Sonst handelt man sich nur einen Verfolgungswahn ein. Und den hab ich lieber in Dead Space 2 als im realen Leben.

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