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Test - The Last of Us: Part II : Ein unvergleichliches Erlebnis

  • PS4
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Fünf Jahre ist es her, dass Joel und Ellie in Jackson, Wyoming, angekommen sind. In der Enklave haben sich die beiden ein neues Leben aufgebaut. Aus dem Mädchen Ellie ist eine junge Frau von 19 Jahren geworden, die in der Gemeinschaft ihren Platz und feste Aufgaben hat. Denn für das kleine Stück Idylle muss jeden Tag aufs Neue gekämpft werden.

Die Infizierten stellen nach wie vor die größte Bedrohung für das Leben der Menschen dar. Um sie unter Kontrolle zu halten, sorgen regelmäßige Patrouillen in den Gebieten um Jackson für Sicherheit: Kleine Teams spüren die mutierten Menschen auf und erledigen sie. Auch Ellie gehört dazu und geht regelmäßig auf solche Streifzüge entlang fester Routen. So versucht die Gemeinschaft, ein wenig Normalität inmitten der lebensfeindlichen Welt zu wahren.

Doch plötzlich überschlagen sich die Ereignisse und zerstören das fragile Gefühl von Sicherheit und Alltag. Es ist zugleich der Auslöser für Ellies Aufbruch nach Seattle, wo das eigentliche Abenteuer beginnt. Mehr wollen wir über den Ablauf der Geschichte nicht verraten, denn die Story ist der zentrale Dreh- und Angelpunkt des Spiels, daher solltet ihr sie völlig unvoreingenommen erleben.

Später gehen wir allerdings auf die Themen und die Stimmung ein, um euch besser zu vermitteln, auf welche Art und Weise The Last of Us: Part II seine Story erzählt. Wir empfehlen außerdem, den Vorgänger erneut zu spielen oder zumindest eine Zusammenfassung der Story anzuschauen, um einige Elemente in Part II besser zu verstehen.

Wunderschöne Endzeit

Spielerisch geht The Last of Us: Part II fast den gleichen Weg wie sein Vorgänger. Entdecken, Schleichen und Kämpfen bilden auch mit Ellie die Eckpfeiler des Ablaufs. Gerade das Erforschen der Welt nimmt aber einen größeren Platz ein, denn die Gebiete fallen deutlich größer aus. Es lohnt sich aus verschiedenen Gründen, jede Ecke genau zu untersuchen. Zum einen wird Ellie mit Munition und allerlei Schrott belohnt, aus dem sie Medizin oder auch Sprengstoff herstellen kann.

Zum anderen verstecken sich unterwegs vereinzelte Waffen und Lehrbücher, die neue Talente freischalten. Ebenso findet ihr Pillen und Waffenteile, mit denen Ellie ihre Fähigkeiten sowie die Leistung der einzelnen Waffen verbessern kann. Die sammelbaren Comics aus dem Vorgänger weichen diesmal Spielkarten im Stil von Magic und Co., die allerdings keinen spielerischen Wert haben.

Die verfallenen Orte erzählen zugleich Geschichten aus der Zeit des Ausbruchs vor vielen Jahren – einige sind verstörend, andere tragisch und manche sogar lustig. Zahlreiche verstreute Notizen und Briefe verraten ebenfalls mehr über die Schicksale der Menschen. The Last of Us: Part II schafft auf diese Weise eine ebenso unheimliche wie aufregende Atmosphäre, die euren Abenteuerdrang anspornt und mit vielen kleinen Erlebnissen und Erfahrungen belohnt.

(K)Ein Kampf ums Überleben

Doch schnell kann die spannende Erforschung eines verfallenen Gebäudes zur tödlichen Gefahr werden. Häufig stößt Ellie nämlich auf Infizierte, darunter die schnellen Runner und die blinden, aber sehr starken Clicker. Nach einer Weile kommen auch neue Mutationen hinzu, die eigene Fähigkeiten mitbringen. Meist besteht die Möglichkeit, die Feinde zu umgehen. Dabei kommt der aus dem Vorgänger bekannte Lauschmodus zum Einsatz, der Feinde in unmittelbarer Umgebung schemenhaft sichtbar macht.

Mit einer geworfenen Flasche oder einem Ziegelstein können Gegner auf eine falsche Fährte gelockt werden, damit Ellie sie auf leisen Sohlen umschiffen kann. Außerdem geht sie neuerdings in die Bauchlage, um durch besonders schmale Lücken zu kriechen oder sich unter einem Fahrzeug zu verstecken. Sogar Schwimmen gehört mittlerweile zu ihrem Repertoire, so dass auch Abstecher ins kühle Nass auf dem Plan stehen.

Es geht aber auch hinterhältig. Ellie kann Feinde von hinten packen und lautlos mit ihrem Messer ausschalten. Im weiteren Verlauf lassen sich verschiedene Fallen herstellen oder geräuschlose Waffen nutzen, um die feindlichen Reihen auszudünnen. Kommt es zum offenen Kampf, geht es richtig zur Sache. Gerade im Nahkampf gehen sowohl Ellie als auch ihre Feinde kompromisslos und sehr brutal vor, indem sie mit Hammer, Machete oder gar einer Spitzhacke angreifen. Im Notfall wird auch mit den Fäusten kräftig zugelangt.

The Last of Us: Part II - Launch Trailer (dt.)

Hier gibt's den offiziellen Launch-Trailer anlässlich der nahenden Veröffentlichung von The Last of Us: Part II für euch.

Die enorme Gewalt ist größtenteils mit der Geschichte verknüpft und im Kontext der erbarmungslosen Umstände in der postapokalyptischen Welt nachvollziehbar. In einigen Momenten schlägt das Spiel aber etwas über die Stränge und zeigt Szenen, die selbst vor dem Hintergrund der Motive Hass und Rache plakativ erscheinen.

Generell drängt sich der Kampf mit Schusswaffen stärker auf als im Vorgänger. Insbesondere menschliche Feinde, die zwei ganz unterschiedlichen Fraktionen angehören, sind oft so zahlreich und aufmerksam, dass es trotz vieler Pfade und Deckungsmöglichkeiten schwer fällt, ungesehen an ihnen vorbeizukommen. Zudem findet Ellie relativ viel Munition, so dass selbst einige Fehlschüsse keine Konsequenzen haben. Darüber hinaus sind Heilgegenstände wie Snacks aus alten Automaten oder Medipacks regelmäßig verfügbar. Zu einem wilden Geballer artet Part II zwar niemals aus, dennoch steht die Action und weniger der Überlebenskampf im Vordergrund.

Die neue Grafikreferenz

Spielerisch mag The Last of Us: Part II eher konventionell daherkommen, doch die Inszenierung setzt neue Maßstäbe. Grafisch liefert Naughty Dog ganz klar das beste Spiel dieser Generation ab. Die Gesichter und ihr Ausdruck in den Zwischensequenzen sehen unfassbar gut aus. Selbst kleinste Regungen, beispielsweise im Bereich der Augen oder Mundwinkel, sind jederzeit erkennbar. Ein ebenso hohes Niveau haben die Bewegungen: Jeder Schritt und jede Handbewegung wirken so realistisch wie in keinem anderen Spiel. Selbst einem möglichst korrekten Verhalten der Haare widmete man jede Menge Sorgfalt.

Doch nicht nur die Cutscenes fackeln ein optisches Feuerwerk ab. Die normale Spielgrafik strotzt ebenfalls vor Highlights. Einstige Wohnhäuser und Appartements erinnern mit ihrer detaillierten Ausstattung an das Leben vor dem Ausbruch. Geschäfte oder öffentliche Gebäude, zum Beispiel eine Bank, sind authentisch gestaltet und zwingen regelrecht dazu, jeden Winkel darin zu entdecken. Auf einem 4K-Bildschirm werden Kleinigkeiten wie Regentropfen auf Ellies Rucksack, Schweißperlen oder Staubpartikel in der Luft sichtbar. Dazu kommt eine differenzierte Beleuchtung, deren Bandbreite von beinahe pechschwarzen Kellergewölben bis hin zu sonnendurchfluteten Straßenzügen alles abdeckt.

Klanglich gibt sich Ellies Abenteuer ebenfalls auf absolutem Topniveau. Die Räumlichkeit und Dynamik trägt einen großen Teil zur dichten Stimmung bei. In den Kämpfen sind aus allen Richtungen Schreie und Schüsse zu hören, während in ruhigen Momenten selbst winzige Geräusche für nervöses Zucken sorgen. Die Musik wird sparsam, aber sehr treffend eingesetzt: Komponist Gustavo Santaolalla liefert nicht bloß eine Untermalung, sondern trägt mit dem richtigen Gespür für gefühlvolle wie dramatische Themen einen wichtigen Teil zur emotionalen Stimmung bei.

Die deutsche Synchronisation gerät herausragend und kann sich locker mit großen Filmen messen. Zu keinem Zeitpunkt wirkt irgendetwas gekünstelt oder überzogen, vielmehr schaffen es die Sprecher, den Charakteren auch auf Deutsch eine überzeugende Persönlichkeit und Glaubwürdigkeit zu geben. Einzig die Abmischung ist nicht optimal, da die Dialoge im Vergleich zu den sonstigen Klängen zu leise ausfallen. In der Bewegung passiert es außerdem, dass ein leicht entfernter Gesprächspartner plötzlich kaum mehr zu hören ist. Das mag aufgrund der räumlichen Gegebenheiten realistisch sein, aber für das Verständnis der vielen Gespräche ist es nicht optimal.

Eine beispiellose Geschichte

Das wichtigste Element in The Last of Us: Part II ist die Geschichte. Während es im Vorgänger um Zusammenhalt und Liebe ging, sind die zentralen Motive im Nachfolger Hass und Rache. Das schreckliche Ereignis zu Beginn scheint zunächst ein simples Motiv zu sein, um Ellies Handlungen zu erklären und zu rechtfertigen. Doch nach und nach wird klar, dass es nicht allein um sie geht. Gefühle, vergangene Erlebnisse und seelische Narben betreffen nicht nur die junge Frau, sondern auch jeden anderen Menschen um sie herum. Darum werden Ellies Verhalten und ihre Handlungen immer wieder kritisch hinterfragt.

The Last of Us: Part II ist in seiner Erzählweise und Darstellung außerordentlich unbequem, denn es unterteilt nicht in Gut und Böse oder Richtig und Falsch. Diese Grenzen verschwimmen in einer lebensfeindlichen Welt, in der sich die Menschen jedes bisschen Sicherheit und Konstanz hart erkämpfen müssen. Das führt zu drastischen Entscheidungen mit ebenso drastischen Konsequenzen. Selbst vermeintlich schöne Momente haben manchmal einen bitteren Beigeschmack, der nicht ausgeblendet wird. Diese Ambivalenz und Offenheit entfaltet eine Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann. Zugleich provoziert das eine Betroffenheit, schließlich ist man als Spieler unmittelbar an diesen Ereignissen und Handlungen beteiligt.

Alles zu The Last of Us Part II - Review-Talk zum PS4-Exklusivtitel

Zu The Last of Us Part II gibt es extrem viel zu erzählen. Felix und Sascha haben das PS4-Exklusivspiel schon ausgiebig spielen können. In diesem Review-Talk fassen sie alles zusammen, aber natürlich ohne Spoiler!

The Last of Us: Part II nimmt sich für seine Geschichte deutlich mehr Zeit als der Vorgänger. Durch die verlängerte Spieldauer wird allerdings auch die überschaubare spielerische Komponente arg strapaziert. Bis auf eine Handvoll Ausnahmen läuft das Erforschen, Schleichen und Kämpfen über die gesamte Spielzeit von 25 bis 30 Stunden immer gleich ab. Weil parallel zur spielerischen Wiederholung auch Story und Schauplätze an Schwung verlieren, erscheinen einige Teile des Spiels wie Füllmaterial, das einfach nur den Umfang aufbläst.

Letzten Endes ist das aber Meckern auf einem sehr hohen Niveau. The Last of Us: Part II ist grafisch, akustisch und vor allen Dingen erzählerisch definitiv ein Meisterwerk. Seine Geschichte wird euch auch lange nach dem Ende nicht aus dem Kopf gehen. Nahezu kein anderes Spiel ist in seiner ganzen Ausprägung dermaßen schonungslos und differenziert. Sensible Gemüter oder Spieler mit dem Wunsch nach leichter Unterhaltung sind hier absolut falsch. Wer jedoch inhaltlich schwere Kost und die kritische Auseinandersetzung damit nicht scheut, kann kaum besser bedient werden.

Wir haben The Last of Us: Part II auf der PlayStation 4 Pro in der Version 1.01 getestet.

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