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Preview - The Rogue Prince of Persia : Es ist sauschwer, ein Prinz zu sein!

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Der persische Thronfolger hat in seiner 35-jährigen Laufbahn schon viel erlebt. Doch ein Rogue-like ist neu für Ubisofts royalen Sprössling. Mit Evil Empire ist dabei ein Team am Werk, das mit Dead Cells bereits eine kräftige Duftmarke in diesem Genre setzen konnte. Und auch bei The Rogue Prince of Persia entwickeln sich Gerüche, allen voran aufgrund meiner schweißnassen Hände am Controller. 

Bereits nach dem ersten Anspiel von The Rogue Prince of Persia dünkte mir, dass dieses Abenteuer kein Zuckerschlecken werden würde. Schon in der Vergangenheit fielen die Spiele bisweilen anspruchsvoll aus. Doch im Vergleich mit dem aktuellen Ableger wirkt all das wie ein gemütlicher Spaziergang durch den Orient. Entwickler Evil Empire fackelt nicht lange, um mir klarzumachen: Hier brauchst du Skill, Ausdauer und eine ausgeprägte Frusttoleranz.

Die fiesen Hunnen haben die Heimatstadt des Prinzen überfallen und unter ihre Kontrolle gebracht. Das soll sich natürlich schleunigst ändern, also ziehe ich los, um dem Pack mit schnellen Dolchattacken und beherzten Tritten die Leviten zu lesen. Das gelingt im ersten (von aktuell sechs) Stadtbezirken noch ziemlich gut: Eingehenden Angriffen weiche ich via flinkem Kopfsprung über den Gegner aus und setze sogleich mit eigenen Hieben nach. Weiter entfernte Feinde nehme ich mit Pfeil und Bogen in die Mangel. 

Der größte Vorteil des Prinzen ist aber seine enorme Agilität. Er springt, rennt (natürlich auch an Wänden entlang) und nutzt allerlei Plattformen und Kanten, um möglichst rasch und elegant vorwärts zu kommen. Schon nach wenigen Minuten geht das von der Hand, als hätte ich nie etwas anderes gemacht. Der “Flow” ist hervorragend und – das ist überaus wichtig – lässt sich perfekt mit den stets kurzen, aber intensiven Kämpfen verbinden. Mit einem geschickten Sprung geht es zwischen eine Gruppe Hunnen. Den ersten trete ich nach links gegen die Wand, was ihn betäubt und zu einer leichten Beute macht. Der zweite wird wiederum gegen seinen Kumpel gekickt, sodass letzterem die Panzerung verloren geht – ein paar Dolchstöße später ist die ganze Angelegenheit abgehakt und ich rase weiter.

Alles nur Zufall?

Mit dieser Leichtigkeit ist es jedoch bald vorbei. Bereits im zweiten Gebiet tauchen wesentlich mehr Gegner auf und auch der Levelaufbau fordert mich stärker. Sprünge und Angriffe wollen besser getimt werden, ansonsten segnet der Prinz fix das Zeitliche. Genau das passiert mir nach wenigen Minuten – und damit geht selbstverständlich alles verloren. Neben alternativen Waffen wie Schwert oder Lanze, die ich unterwegs finden kann, sind das auch bis zu vier Perks, die beispielsweise beim Ausweichen einen giftigen Nebel hervorrufen oder Feinde nach einem Tritt in Flammen aufgehen lassen.

Dank seines magischen Amuletts wird der Prinz allerdings wiederbelebt. Ausgehend von einer Oase außerhalb der Stadtmauern wage ich den nächsten Anlauf. Dabei stehen mir zwei Pfade offen: ein leichter, der weniger Ressourcen beherbergt und ein schwerer, der meist starke Upgrades bietet – sofern ich sie finde. Der grundsätzliche Aufbau des jeweiligen Gebiets bleibt zwar immer gleich, jedoch gilt das nicht für die Platzierung der Items. Will ich den Prinzen verbessern, muss ich das komplette Areal ablaufen und somit die Karte offenlegen. Etwas Erleichterung bei diesem Vorhaben versprechen die Schnellreisestationen, mit denen ich zumindest den Rückweg in eine noch nicht gänzlich erforschte Ecke abkürzen kann. Ob sich der Weg lohnt, weiß ich trotzdem nie. 

The Rogue Prince of Persia - Launch-Trailer zum Early-Access-Start

Zum Early-Access-Start von The Rogue Prince of Persia gibt es hier den Launch-Trailer für euch.

All das birgt natürlich die Gefahr draufzugehen, bevor ich irgendetwas erreicht habe. Wobei “erreichen” relativ ist. Einzig die sogenannten Spirit Glimmer kann ich dauerhaft sichern, indem ich sie über eine Art Quelle zur Oase schicke. Nach dem nächsten Tod schalte ich mit den Splittern neue Waffen und Amulette frei. Sofort benutzen kann ich diese aber nicht, schließlich wäre das zu einfach. Freigeschaltete Extras tauchen lediglich in den versteckten Schatztruhen oder beim Händler auf, den ich aber auch erst einmal finden muss. Sofern das Risiko nicht mein ständiger Begleiter sein soll, muss ich allen Gegnern ausweichen und geradlinig Richtung Übergang zum nächsten Gebiet rennen. Dann geht es im Affenzahn durchs Camp der Hunnen, das Aquädukt oder den mit Fallen gespickten Untergrund.

Mit einer wilden Mischung aus Respekt und Waghalsigkeit gelingt es mir nach einer Weile, die ersten beiden Abschnitte zu überstehen. Doch daran schließt sich die bis dato schwierigste Aufgabe an: der Bosskampf gegen Berude, einen Hunnen-General in Gestalt eines Minotaurus. Es braucht einige Anläufe, um seine Angriffe sowie verwundbaren Punkte zu verinnerlichen und eine entsprechende Taktik zu entwickeln. Und natürlich bedeutet jedes Scheitern den kompletten Neustart inklusive des Verlusts sämtlicher (temporärer) Verbesserungen. Doch weil ich mit jedem neuen Versuch dem Sieg ein Stückchen näher komme, bleibe ich motiviert. Das zahlt sich aus, denn nach ein paar weiteren Versuchen ist der Brocken geschafft. Wie ich mich dabei fühle? Absolut großartig! 

Rein spielerisch bietet die Early-Access-Fassung wenig Anlass zur Kritik. Sämtliche Aktionen klappen punktgenau, sodass es selten an der Steuerung liegt, wenn ich drauf gehe. Einzig nach dem Hochziehen an einer Kante macht sich eine minimale Eingabeverzögerung bemerkbar, die manchmal zu nervigen Gegentreffern führt. Die grafische Aufmachung im Stile frankobelgischer Comics gefällt mit ihren warmen Farben und feinen Animationen. In Bewegung sieht alles überaus geschmeidig und elegant aus. Ein wichtiger Faktor für den “Flow” ist zudem die Musik: Der persisch-amerikanische Künstler ASADI steuert einen Elektro-Soundtrack bei, dessen Beats mich richtiggehend antreiben und damit hervorragend zum Spielverlauf passen. 

Einen kräftigen Schock erlebte ich lediglich im Anschluss an einen Patch: Plötzlich war mein Spielstand weg! Glücklicherweise lieferte Entwickler Evil Empire sehr zeitig eine Anleitung, dank der ich die Daten aus der Cloud holen und manuell ins Spiel übertragen konnte. Diese Aufregung hätte ich mir trotzdem lieber erspart.

Im Kampf gegen den Frust

Leider hält das Hochgefühl nicht lange an. Vom nachfolgenden Abschnitt sehe ich nur wenige Meter, bevor es mich mal wieder zerlegt. Gut, denke ich, nach der ganzen Aktion mit dem Boss wird es einen Checkpoint geben. Nein, gibt es nicht. Der Prinz erwacht wie gehabt vor den Toren der Stadt. Okay, dann existiert zumindest eine Abkürzung, die mich relativ zügig weiter bringt. Nein, wieder falsch. Ich darf den kompletten Weg erneut ablaufen. Alles klar, mach ich. Denn Berude muss ich bestimmt nicht erneut besiegen. Zum dritten Mal liege ich daneben. Es heißt aus gutem Grund The Rogue Prince of Persia und eben nicht The Rogue-lite Prince of Persia. 

Letzteres wäre mir lieber gewesen. In dem Fall würde es vermutlich den erwähnten Checkpoint oder wenigstens eine Abkürzung geben. So aber kratze ich meine Motivation vom Boden auf, atme mehrmals kräftig durch und versuche es erneut. Berude macht mir keine Angst mehr, doch das Wissen, im Fall eines Scheiterns alles erneut absolvieren zu müssen, prügelt regelrecht auf meine Stimmung ein. Mit jedem Neustart hängen meine Schultern und Mundwinkel tiefer, bis ich schließlich genervt das Pad zur Seite lege. Ich brauche eine Pause. Nicht für ein paar Minuten, nicht für ein paar Stunden, sondern für ein paar Tage. Es ist wahrlich bockschwer, ein Prinz zu sein. Aber ich werde es bald erneut versuchen.

Fazit

Sascha Göddenhoff - Portraitvon Sascha Göddenhoff
Ein Muss für Genre-Fans – alle anderen kriegen die Krise

Holla die Waldfee! The Rogue Prince of Persia macht keine Gefangenen. Hier wird der Unterschied zwischen Rogue-like und Rogue-lite ganz deutlich. Wer braucht schon planbare Upgrades, Checkpoints oder gar regelmäßige Heiltränke? Letztere wären mir zwar ganz recht, denn ab einem bestimmten Punkt kommt jemand wie ich, der sich nur unregelmäßig im Genre tummelt, an seine Schmerzgrenze. Das liegt nicht unbedingt an mangelndem Skill. Weil ich viele der älteren Prince-of-Persia-Spiele kenne, komme ich mit dem auf Tempo getrimmten Ablauf im neuen Ableger sehr gut klar. Alles funktioniert astrein und sieht dazu noch richtig schick aus. Selbst der Zufallsfaktor beim Waffenfund stört mich nicht, schließlich kriege ich auch mit den Grundmanövern alles geregelt. 

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Aber die Gewissheit, nach dem Ableben stets alles aufs Neue bewältigen zu müssen, schmeißt mir recht üppige Knüppel zwischen die Beine. Die sorgen dafür, dass meine Motivation regelmäßig kräftig aufs Maul fällt. Bisher rappelt sie sich noch auf und begleitet mich auf dem nächsten Run. Ich merke ja, dass ich mit jedem weiteren Anlauf ein wenig besser werde. Das permanente Aufraffen zum Weiterspielen ist dennoch sehr, sehr anstrengend. Darum spreche ich eine Warnung aus: Macht einen riesengroßen Bogen um The Rogue Prince of Persia, wenn ihr euch rasch frustrieren lasst oder ausgesprochen allergisch auf Wiederholungen reagiert. Könnt ihr dagegen nicht genug von Rogue-likes bekommen, dann schlagt direkt zu. Die Early-Access-Fassung läuft bereits angenehm rund und wird regelmäßig um neue Inhalte erweitert. Daher dürfte es auch künftig nicht an Herausforderungen mangeln. 

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