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Test - The Unfinished Swan : Der Unvollendete

  • PS3
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Uns sind schon etliche Spiele zwischen die Finger gekommen, die fernab der ausgetretenen Videospielpfade wandelten. Der nun vorliegende Download-Titel für die PlayStation 3 gehört ebenfalls in diese Kategorie. The Unfinished Swan gerät jedenfalls nicht in den Verdacht, sich dem Kommerz und dem Massengeschmack anzubiedern. Im Gegenteil, mit seiner reduzierten Darstellung in Schwarz-Weiß, nebst ein paar kleinen Farbtupfern, wagen die Santa Monica Studios ein Experiment. Bedenkt man jetzt noch, dass sich der Titel am besten mit der oft verschmähten Bewegungssteuerung Move navigieren lässt, geht The Unfinished Swan als echter Exot an den Start.

Wirft man einen Blick auf das Download-Angebot der PlayStation 3, so tummeln sich dort einige Titel, die sich als Videospiel in gänzlich anderer Form darstellen, als wir es sonst gewohnt sind. Spiele wie Journey oder Papo & Yo gelten als erwachsen oder gar künstlerisch. In der gleichen Tradition steht sicherlich auch The Unfinished Swan.

Die Schönheit des Unvollendeten

Bereits das kurze Intro lässt vermuten, dass uns ein ungewöhnliches Spielerlebnis erwartet. Präsentiert wird die Rahmenhandlung in Form eines Märchens. Es erzählt von Monroe und seiner Mutter, die zwar eine Künstlerin war, ihre Werke jedoch nicht zur Vollendung brachte. Genauso fühlte sich auch Monroe, als seine Mutter von ihm ging: unvollendet. Das Waisenhaus, in das er zog, gestattete ihm lediglich eines der Werke seiner Mutter mitzunehmen. Monroe entschied sich für das Bild des unvollendeten Schwans, das Lieblingsbild seiner Mutter. Eines Nachts verschwand der Schwan jedoch von seiner Leinwand. Neugierig folgte der kleine Monroe seinen Spuren und entdeckte einen Ort, an dem er noch nie zuvor gewesen war.

Eine kurze Ladesequenz später befinden wir uns auch schon an jenem seltsamen Ort. Würden wir behaupten, es gäbe dort nicht sonderlich viel zu entdecken, könnte man das zunächst für die Untertreibung des Jahrhunderts halten. Denn in der Tat zeigt uns das Spiel lediglich einen weißen Bildschirm. Da hilft auch alles Herumwirbeln nichts. Rings um den kleinen Monroe herum befindet sich nichts außer der allumspannenden weißen Farbe. Allerdings verfügt Monroe über einen ausreichenden Vorrat an schwarzer Farbe. In Form kleiner Tintenbomben kann er die weiße Umgebung einfärben und somit Konturen sichtbar machen. Plötzlich entstehen Wände und Decken, die jetzt einen Weg nach draußen erkennen lassen. Augenblicke später erwachsen aus dem strahlenden Weiß sogar Bäume, ein Fluss und prachtvolle Statuen. Mit jedem Tintenklecks entblättert sich die Welt von The Unfinished Swan mehr und mehr vor euren Augen.

Ein Märchen in Schwarz und Weiß

Nicht nur die Umwelt enthüllt sich stückweise, auch die Geschichte nimmt nach und nach ihren Lauf. Immer wieder erfahrt ihr ein kleines Stück des Märchens mehr. Schon bald entdeckt Monroe, dass er sich in einem Garten des Königs aufhält. Der König erachtete bislang keine Farbe als würdig, seinen Garten zu zieren. Daher ließ er ihn vollständig in dem weißen Ton. Um ein weiteres Detail der Geschichte zu erfahren, müsst ihr die versteckten Texttafeln im Spiel finden, die ihr hoffentlich nicht überseht. Ansonsten werdet ihr zu einem kleinen Gedankensprung gezwungen, da euch Anteile des Märchens fehlen. Dies ist jedoch eine Transferleistung, die dem erwachsenen Spieler durchaus zugetraut werden darf. Besonders dicht ist die Geschichte zwar nicht, sie bietet aber den einen oder anderen Denkanstoß für den Philosophen in euch.

The Unfinished Swan - Launch Trailer
Die Spieler erforschen eine mysteriöse weiße Welt, in dem sie die Landschaften mit Farbe zum Leben erwecken. Die Spieler verkörpern Monroe, einen 10 Jahre alten Jungen, der einem Schwan in diese Welt folgt.

Doch auch weniger nachdenkliche Naturen kommen bei The Unfinished Swan auf ihre Kosten. Das liegt vor allem an der ungewöhnlichen optischen Gestaltung. An die schwarz-weiße Grafik muss man sich schon ein wenig gewöhnen, im späteren Verlauf kommen jedoch noch einige Farbtupfer hinzu. So hat jede der insgesamt vier Welten ihren eigenen Stil zu bieten. Vom anfänglichen Schwarz-Weiß-Look über die Darstellung in Grautönen bis hin zur quietschbunten Welt wird so ziemlich jedes Farbspektrum abgedeckt.

Vielfalt der Spielmechanik

Es ist jedoch nicht nur die pure Optik, die den Reiz von The Unfinished Swan ausmacht. Um Monroe sicher durch die vier Welten zu navigieren, müsst ihr nämlich zu unterschiedlichen Taktiken greifen. In der zweiten Welt etwa kommt Wasser als Wachstumskatalysator für Ranken zum Einsatz. Wachsen diese in die richtige Richtung, machen die Ranken den Weg frei für neue Spielabschnitte. Die bunte dritte Welt verfügt über Lichtquellen, die euch den sicheren Weg weisen. Kommt ihr von diesem ab, müsst ihr mit angriffslustigen Spinnen rechnen, die euch das Leben schwer machen. Im letzten Teil des Spiels könnt ihr einige wichtige Punkte in der Welt fixieren und sie mit einem zweiten Punkt verbinden. Durch diese Verbindung entsteht eine Plattform, die ihr zur Besteigung eines höher gelegenen Abschnitts verwenden könnt.

Wie ihr seht, bietet The Unfinished Swan trotz seiner minimalistischen Darstellung eine gute Portion Abwechslung. Die Puzzles hingegen sind unterm Strich nur wenig fordernd. Mit ein wenig Geduld beim Ausprobieren fällt euch die Lösung meist in den Schoß. Damit taugt The Unfinished Swan weder als Knobelspiel noch als Grafikblender und bietet auch keine tiefschürfende Geschichte. Es sind mehr der Stil des Titels und die Art und Weise, unterschiedliche Spielmechaniken zu kombinieren, die das Spiel zu einer lohnenden Investition machen. Für den Preis von 9,99 € könnt ihr euer Move-Equipment noch mal entstauben. Danach verschwindet es jedoch wieder in eurem Spieleschrank, denn einen hohen Wiederspielwert hat The Unfinished Swan nicht.

Fazit

Sebastian Hamers - Portraitvon Sebastian Hamers
Wie häufig beschweren wir Spieler uns über den Fortsetzungswahn der Entwickler und Publisher? Gibt es denn wirklich keine neuen Ideen mehr in der Videospielbranche? The Unfinished Swan beweist das Gegenteil. Die Entwicklung kann wohl als mutig bezeichnet werden. Wenn wir zu Spielbeginn nur eine weiße Wand vorgesetzt bekommen, dann ist das schon mehr als ungewöhnlich. Doch so sehr mich der Stil des Spiels begeistert, ich über den innovativen Ansatz frohlocken möchte, die Entwickler anspornen will, ihren Weg weiterzugehen, so wollte der Funke bei mir am Ende doch nicht richtig überspringen. Auch ich musste mich an die minimalistische Darstellung erst gewöhnen. Hatten sich meine verwöhnten Spieleraugen auf den Schwarz-Weiß-Effekt eingestellt, war es auch schon wieder vorbei mit der Besonderheit der Zweifarbigkeit. The Unfinished Swan lebt von seinem einzigartigen Stil, jedoch ist kaum genug Zeit, diesen auch zu genießen. Als Puzzle-Spiel bleibt der Titel der Santa Monica Studios leider auf der Strecke. Entweder sind die Rätsel direkt auf den ersten Blick zu durchschauen oder werden letzten Endes durch wildes Ausprobieren gelöst. So hinterlässt The Unfinished Swan bei mir einen etwas zwiespältigen Eindruck. Doch Eindruck hinterlässt es zweifelsohne, und das schafft noch längst nicht jedes Spiel.

Überblick

Pro

  • ungewöhnliche Präsentation
  • vielfältige Spielansätze
  • stressfreies Knobeln
  • optionale Move-Steuerung
  • gute deutsche Sprecher

Contra

  • wenig Wiederspielwert
  • sehr einfache Puzzles
  • nur vier Stunden Spielzeit

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