Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Preview - Tomodachi Life : Spiel des Lebens

  • 3DS
Von  |  | Kommentieren

Es sind die kleinen Dinge, die manchmal große Wirkungen entfalten können. Animal Crossing, Dr. Kawashimas Gehirnjogging, Nintendogs, Wii Sports. Niemand hatte diese Spiele auf dem Schirm. Stattdessen wurden sie kritisch beäugt und dennoch haben sie etwas geschafft, das nur die wenigsten Spiele vermögen. Sie entwickelten sich zu System-Sellern. Ein Call of Duty oder Assassin's Creed mag auf viele von uns interessanter wirken, doch sie waren und werden nie in der Lage dazu sein, was die oben genannten Spiele geschafft haben: das Medium Videospiel mehr und mehr in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Tomodachi Life könnte in die Fußstapfen dieser Spiele treten.

Viele Spiele lassen sich in Schubladen pressen. Da gibt es den schlauchigen 08/15-Deckungsshooter, das mit Klischees überladene Fantasy-Rollenspiel oder die jährliche Auflage diverser Sportsimulationen. Doch es gibt Momente, da stoßen auch Videospielredakteure an ihre Grenzen und wissen selbst gar nicht mehr, was ihnen da gerade gezeigt wird. Was anfangs wie eine Art Animal Crossing mit Mii-Avataren daherkommt, entpuppt sich nach den ersten Spielminuten als eine Mischung aus Die Sims, Dating-Simulation und Minispielsammlung. Tomodachi Life nennt sich das Spiel aus dem Hause Nintendo und hat in Japan bereits hohe Wellen geschlagen.

Wie und warum?

Nur wie konnte sich Tomodachi Life in Japan klammheimlich solch einen Namen machen? Die Antwort darauf liefert unter anderem Producer Yoshio Sakamoto selbst. Laut Sakamoto liegt die Faszination des Spiels unter anderem darin, dass ihr und eure Feunde die Protagnisten des Spiels sind. Der Mii-Editor im Spiel macht es möglich. Nach dem Spielstart erstellt ihr zuerst euren eigenen Mii. Das Besondere hierbei ist, dass jede erstellte Spielfigur über eine Stimme verfügt, die ihr bis zu einem bestimmten Grad verändern könnt. Nachdem es sich euer Mii in einem Apartment gemütlich gemacht hat, solltet ihr gleich die nächsten Bewohner kreieren, damit sich eure Heimatinsel füllt.

Als Verwalter des Eilands ist es eure Aufgabe, auf die eigens erstellten Einwohner achtzugeben. Die Tomodachis, so der offizelle Name eurer Eigenkreationen, haben unterschiedliche Bedürfnisse, auf die ihr eingehen solltet. Wenn beispielsweise der Magen knurrt, ist ein kurzer Abstecher zum Supermarkt notwendig, um allerlei Lebensmittel zu besorgen. Die verschiedenen Einrichtungen wie Möbelhäuser, Rathaus und Aussichtsturm erreicht ihr per einfachen Druck auf den Touchscreen. Die Verköstigung eurer Tomodachis erhöht deren Zufriedenheit, wodurch sie im Level aufsteigen. Der Anstieg der Zufriedenheit hängt mitunter davon ab, wie gut dem Tomodachi die von euch gereichte Mahlzeit geschmeckt hat.

Kein Ei gleicht dem anderen

Die Tomodachis unterscheiden sich nicht nur durch verschiedene Geschmäcker. Erstellt ihr einen neuen Tomodachi, legt ihr nicht nur Aussehen, sondern auch Stimme und Charakter fest. Abhängig von den gewählten Parametern wie Ausdruck oder Denkweise verhalten sich die Tomodachis anders und haben dementsprechend auch verschiedene Vorlieben. Je besser ihr diese kennt, desto eher steigen die Tomodachis im Level auf. Doch in der Welt von Tomodachi Life herrscht nicht nur eitel Sonnenschein. Gelegentlich geraten die Figuren aneinander und streiten bis aufs Blut.

Andererseits entstehen auch Freundschaften, wenn nicht sogar die ganz große Liebe. Der Reiz des Spiels kommt unter anderem dadurch zustande, dass ihr nicht nur euch selbst, sondern euer ganz persönliches Umfeld nachbilden könnt und dadurch außerordentlich kuriose Situationen entstehen. Beispielsweise liefert ihr euch einen Rap-Battle mit eurem Bruder. Oder eure Eltern, die im normalen Leben verheiratet sind, hassen sich so sehr, dass eine Heirat wohl nie in Frage käme.

Ähnlich wie in Animal Crossing steht euch zu Beginn nur ein Bruchteil aller Optionen zur Verfügung. Erst wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind, habt ihr Zugriff auf neue Möglichkeiten, wie den Verkauf erworbener Schätze oder die Teilnahme an einem Musical. Ebenso nimmt die Uhrzeit Einfluss auf die Geschehnisse. Während früh am Morgen eine Spendensammlung stattfindet, laufen abends um Sieben die Mii-Nachrichten, die unter anderem darüber berichten, dass einer der Bewohner eine Tomate sein Eigen nennt, die schon seit fünf Jahren das Mindeshaltbarkeitsdatum überschritten hat.

Her mit dem Geld

Hört ihr euren Tomodachis aufmerksam zu, löst ihre Probleme oder kleidet sie nach ihrem Geschmack ein, winkt Geld. Die erwirtschafteten Moneten investiert ihr anschließend in neue Einrichtungen, Kleidungsstücke und Hutmode. Zudem laden euch eure Tomodachis hin und wieder zu kleinen, teils Wario-Ware-ähnlichen Spielen ein. Da gilt es, rechtzeitig einen Nagel aus der Luft zu fangen, jemanden zum Niesen zu bringen oder an einer Runde Memory teilzunehmen. Bewältigt ihr diese Spiele erfolgreich, winkt abermals Geld.

Fazit

David Kepler - Portraitvon David Kepler

Tomodachi Life hat das Potenzial, ganz groß rauszukommen. Der Titel ist in vielerlei Hinsicht so eigenwillig und anders als alles bisher Dagewesene, dass man von Beginn an der Faszination des Spiels erliegt. Das Konzept, sich selbst, all seine Freunde und Arbeitskollegen oder auch berühmte Persönlichkeiten zu erstellen, führt zwangsläufig zu einer Menge Gesprächsstoff. Die Art und Weise, wie ihr und euer Umfeld das Spiel wahrnimmt, ist bis dato wohl einmalig. Sich mit seinen Freunden eine Rap-Battle zu liefern oder eine ausufernde Musical-Einlage zum Besten zu geben, macht Tomodachi Life zu einem Titel, der in die Fußstapfen solch erfolgreicher Spiele wie Nintendogs oder Dr. Kawashimas Gehirnjogging treten könnte. Vielleicht ist Tomodachi Life am Ende kein richtiges Spiel, aber welche Rolle spielt das schon, wenn man damit trotzdem so viel Spaß hat?

Kommentarezum Artikel