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Test - UEFA Champions League Season 2001/2002 : UEFA Champions League Season 2001/2002

  • PS2
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Silicons Dreams startet einen neuen Versuch, ihre 'Champions League'-Reihe in die erste Liga zu katapultieren. Bisher konnten sie nur einige Achtungserfolge erzielen, der richtige Durchbruch gelang aber noch nicht. Vielleicht schafft es 'UEFA Champions League Season 2001/2002' für PlayStation 2?

UEFA Champions League Season 2001/2002
Das Menü ist schlicht und übersichtlich.

Neue Plattform, neues Glück
Bereits seit geraumer Zeit versucht Silicon Dreams mit diversen Umsetzungen zur Crème de la Crème im europäischen Fußball, der Champions League, an bekannten Größen wie die 'FIFA'- oder 'ISS'-Reihe anzuschließen. Bisher gelang den Jungs aber kein überdurchschnittliches Spiel. Im Gegenteil, die Serie genießt den Ruf von einfachem Gameplay ohne viel Spieltiefe. Das PlayStation 2-Debüt hält an diesem simplen Spielprinzip fest und konzentriert sich auf Neuerungen in Bezug auf die Grafik-Engine und die künstliche Intelligenz.

Nach dem obligatorischen Intro, mit schnell geschnittenen Real Life-Szenen, findet ihr euch in einem grau gehaltenen übersichtlichen Menü wieder. Schnell wird klar, wie immer geht es nur um die Champions League - mit dabei sind aber nicht nur die 32 Teams der noch laufenden Saison 2001/2002, sondern auch Altstar-Teams aus vergangenen, für manche vielleicht besseren Tagen, seit dem Jahre 1956.

Lass mich spielen
Für Neulinge empfiehlt sich als erstes ein Abstecher ins Training. Hier gilt es nicht Strategien auszuklügeln, denn der Spielspass beschränkt sich lediglich aufs Kennenlernen der Steuerung. Ihr dürft alleine oder mit menschlichen Mitspielern trainieren, eine gegnerische Mannschaft gibt es jedoch nicht. Ihr seid mit eurem angreifenden Team allein auf dem Platz und müsst nur einen Torwart schlagen. Angegriffen wird meist vom Mittelfeld aus. Wollt ihr Standardsituationen wie Eckbälle, Freiwürfe, Strafstösse usw. üben, dann müsst ihr jedes Mal ins Menü gehen, um die jeweilige Option zu wählen. Ist beispielsweise die Ecke dann geschlagen, geht es danach sofort wieder mit einem Abstoß los. Ein effektives Training ist also nicht gewährleistet. Und so nützt auch die Möglichkeit, die Aufstellung der Mannschaft zu ändern, im Training absolut nichts.

Realistische Bedingungen findet ihr nur in den verbleibenden Spielmodi, wovon leider auch nicht sehr viele zur Auswahl stehen. Die Punkte 'Freundschaftsspiel' und 'Schneller Start' sind identisch. Ihr wählt zwei Teams eurer Wahl und ab geht's auf den Platz. Bei einem Freundschaftsspiel jedoch dürft ihr noch aus 21 Stadien auswählen und habt Zugriff auf Optionen für die Spielgeschwindigkeit, Spieldauer und das Wetter. Soll es regnen, schneien oder gar heiss sein? Wollt ihr Nebel? Soll das Spiel nachmittags, abends oder spät in der Nacht stattfinden?

UEFA Champions League Season 2001/2002
Schwerpunkt des Spieles ist der Liga-Modus.

Der Schwerpunkt des Spieles ist klar der 'Champions League'-Modus. Wie es sich für einen Lizenztitel gehört, sind sämtliche Daten der laufenden Saison enthalten. Alle Teams und Spieler haben reale Titel und Eigenschaften. Auch die Start-Auslosung entspricht dem Vorbild. Hier dürft ihr aber Neuauslosungen starten, so dass Variationen möglich sind. Gespielt wird wie im richtigen Leben über zwei Zwischenrunden, über K.O.-Runden bis zum unglücklichen Ausscheiden oder dem Sieg des Turniers.

Als letzte Option steht euch die Möglichkeit offen, reichlich eigene Turniere, Ligen oder Pokale zu starten. Ihr dürft entweder Ligen mit Mannschaften eines bestimmten Jahrzehnts oder die besten Teams aller Zeiten aus einem Land gegen einander antreten lassen. Im Grunde also nur verschiedene Varianten beim Aufeinandertreffen der Teams - neue Ideen oder außergewöhnliche Varianten sind nicht dabei.

So spielt es sich
'UEFA Champions League 2001/2002' bietet euch, im Gegensatz zum vollmundigen Versprechen auf dem Cover, nur ein eingeschränktes Fußball-Vergnügen, das Profi-Spieler nicht zufrieden stellen wird. Für Anfänger ist es aber ideal zum Einstieg. Im Angriff habt ihr die Möglichkeit neben einem kurzen und hohen Pass sowie einem spitzen Laufpass auch Doppelpässe zu schlagen. Ein Torschuss, wie auch die Pässe, werden durch den Druck auf die analogen Tasten gesteuert. Je länger ihr drückt, desto intensiver und ungenauer wird eine Aktion. Eure Spieler können kurze Sprints einlegen und sind in der Lage einen Spezial-Trick zu vollführen (Übersteiger).

Leider ist das gewählte System nicht geeignet, genaue Pässe oder Flanken zu schlagen. Silicon Dreams ist es nicht gelungen, dem Spieler volle Kontrolle über seine Männer zu verleihen. Pässe können nicht genau in der Richtung beeinflusst werden. Selbst wenn ihr mit dem Stick spielt, gibt es nur acht verschiedene Grundrichtungen. Ihr müsstet erst den Spieler drehen, um zu passen. Laufpässe gehen meist um Meter am angespielten Mann vorbei oder enden in der gegnerischen Abwehr. Flache Zuspiele über die Flanken oder in die Spitzen sind nicht machbar, da eure Jungs einfach zu wenig alleine mitspielen und nicht versuchen, sich freizulaufen. Schnell endet das Spiel im kurzen Aufbau in der Abwehr, hohen Flanken zur Überbrückung des Mittelfelds, über die Aussenseiten in die Mitte oder aber mit Distanzschüssen, die im einfachen Modus zwar keine hohe Trefferquote haben, aber mittel denen der Ball meist irgendwie zu einem gut positionieren Spieler zurückgelangt.

Ähnliche Probleme sind in der Abwehr zu verzeichnen. Eure Jungs beherrschen nur zwei Tackling-Arten. Entweder sie grätschen in den Ball bzw. Spieler oder sie versuchen ein Bein quer zu stellen. Grätschen enden sehr oft mit einem Foul und einer Gelben Karte. Die Spieler brauchen einige Zeit, um wieder auf die Beinen zu kommen. Der Gegenspieler ist dann meist weg. Es macht also nur selten Sinn, eine Grätsche anzusetzen. Ein normales Tackling hingegen dauert eine Weile. Seid ihr auf gleicher Höhe wie der Gegenspieler und versucht dieses Tackling, dann ist die Reaktionszeit des Abwehrspieler so lang, dass er erst ansetzt, wenn der Gegenspieler schon durch ist. Ihr müsst daher intuitiv schon früher drücken, auf Verdacht sozusagen. Dies erfordert eine Menge Übung, ist aber irgendwie doch spielbar, sobald man den Dreh herausgefunden hat.

UEFA Champions League Season 2001/2002
Sämtliche Spieler- und Vereinsnamen sind lizenziert.

Intuitiv spielen funktioniert auch im Angriff sehr gut. Wenn ihr die Aufstellung eurer Mannschaft einigermaßen beherrscht und schon wisst, wo eure Männer positioniert sind, dann könnt ihr schon bevor euer Spieler in den Ballbesitz kommt, die nächste Aktion einleiten. So wird das Spiel sehr schnell, ist aber fehleranfällig. Eine einmal eingeleitete Aktion kann nicht mehr abgebrochen werden. Habt ihr beispielsweise im Strafraum schon Schuss gedrückt, merkt aber, dass der Spieler in eine ungünstige Position läuft, könnt ihr nichts mehr machen, außer zu hoffen.

Um noch mal auf die Defensive zurückzukommen. Ein weiteres Problem mit den Abwehrspielern ist die Tatsache, dass es keinerlei Möglichkeit gibt, den zu lenkenden Spieler selbst zu wechseln. Ihr müsst mit der Vorgabe des Computers leben, was nicht immer optimal ist. Im Gegenteil: etliche Gegentore könnten verhindert werden, wenn ihr selbst zwischen den Abwehrspielern hin- und herschalten könntet.

Die Stärken des Spieles?
Die einzige, wenn auch scheinbare, Stärke des Spieles ist die künstliche Intelligenz der Computermannschaften. Sie bringen ein ansehnliches Passspiel zustande und nutzen die Lücken in der Abwehr gekonnt, um selbst Punkten zu können. Je nach Schwierigkeitsgrad ändert sich dabei die Trefferquote. Auch in der Defensive stehen die Abwehrspieler immer an der richtigen Stelle, fangen eine Vielzahl an Querschlägern ab und suchen die Zweikämpfe, wobei sie keine Gelben Karten scheuen. Aber diese 'Stärke' von 'UEFA Champions League 2001/2002' ist nur ein Resultat der Probleme der eigenen Steuerung. Für die KI ist es nun mal nicht schwierig in Ballbesitz zu gelangen, wenn ihr selbst immerzu mit euren Spielern am Ball vorbeischlittert bzw. das Ziel um einige Meter verfehlt.

Was sich hingegen sehen lassen kann, ist die solide grafische Gestaltung der Stadien. Ihr bekommt eine stabile Engine geliefert - egal bei welchem Tempo ihr zockt, welches von 50 bis 200 Prozent einstellbar ist, das Spiel bleibt flüssig und fehlerfrei. Ein einziges Problem im Test trat im Training auf, wo der eigene Spieler sich im Tor verfing und kein weiterer Spieler an den Ball gehen wollte. Die Stadien sind belebt, das Publikum hält sich aber dezent im Hintergrund, so dass nur wenige Fackeln in der Luft schwirren. Ihr dürft den Kamerawinkel frei einstellen, wobei sich so ziemlich alle Winkel als spielbar herausstellten. Besonders gelungen sind der Rasen in jedem Stadion und die Spieler selbst. Ihre Animationen sind flüssig, wie man es eigentlich schon erwarten dürfte, haben fein ausgearbeitete Gesichtszüge und sind somit ihren realen Vorbildern sehr ähnlich.

UEFA Champions League Season 2001/2002
Vor dem Spiel kann die Taktik dem Gegner angepasst werden.

Die Wetterdarstellung ist ebenfall sehr dezent gehalten worden. Niederschläge sind kaum störend - wobei kein Einfluss auf die Bewegungen des Balles zu verzeichnen waren - aber vorhanden. Nicht ganz stimmig sind die Ballbewegungen im Zusammenspiel mit den Torpfosten. So wie der Ball manchmal zurückprallt fragt man sich schon manchmal, ob die Pfosten wirklich aus Metall sind.

Lobenswert ist die Umsetzung in Bezug auf die Soundkulisse. Es herrscht eine angenehme Atmosphäre im Stadion. Die Fans schätzen, was auf dem Platz unten passiert und tragen dies mit schönen Fangesängen nach außen. Die deutschsprachigen Kommentatoren brauchen sich ihrer Arbeit auch nicht zu schämen. Die Sätze sind sachlich, passend zum Spielgeschehen und wiederholen sich nicht so häufig wie bei Vergleichstiteln.

'UEFA Champions League' ist für bis zu acht menschliche Spieler ausgelegt. Je mehr teilnehmen, desto weniger Kontrolle hat der Computer und desto weniger schwer wiegt die Problematik in der Abwehr und beim Zuspiel. Daher gibt es dort eine deutliche Aufwertung gegenüber einem Solospieler.

 

Fazit

von Jan Krause
Auch das PlayStation 2-Debüt der 'UEFA Champions League'-Reihe schafft es nicht, an die großen Vorbilder anzuschließen, sondern bleibt ein durchwachsener Titel, bei dem die Steuerung noch Nachholbedarf hat und es an Feinheiten fehlt. Silicon Dreams schafft es leider nicht, diesen Mangel durch Spielwitz oder andere Innovationen wieder wett zu machen. Ansonsten ist es ein brauchbarer Titel, der für Fans des Sportes durchaus ein Blick wert sein wird, sofern sie sich mit den genannten Mängeln zufrieden geben können.  

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